Milch: Vom Grundnahrungsmittel zum Gesundheitsrisiko?

Milch ist für viele Menschen nicht das harmlose Grundnahrungsmittel, als das sie oft dargestellt wird. Warum ein Verzicht „wahre Wunder“ bewirken kann, erklärt Gastautor und Heilpraktiker René Gräber in seiner wöchentlichen Kolumne bei Epoch Times.
Milch: Vom Grundnahrungsmittel zum Gesundheitsrisiko?
Eine Ernährungsregel besagt, dass Milch gut für die Gesundheit sei. Stimmt das?Foto: karandaev/iStock
Von 21. März 2025

Seit Jahrzehnten wird Milch als unverzichtbar für starke Knochen, gesundes Wachstum und eine ausgewogene Ernährung beworben. Doch schaut man genauer hin, schwinden die positiven Aspekte.

Milch kann auch chronische Beschwerden fördern, Entzündungen verstärken und die Darmgesundheit belasten. Wer seinem Körper wirklich etwas Gutes tun will, sollte Milchprodukte mit Bedacht konsumieren – und stark verarbeitete Varianten ganz meiden.

Milch und die Osteoporose-Lüge

„Milch macht starke Knochen“, behauptete Werbung jahrzehntelang. Doch Studien zeigen ein anderes Bild. In Ländern mit hohem Milchkonsum, wie den USA oder Skandinavien, sind die Osteoporoseraten nicht etwa geringer, sondern besonders hoch.

Der Grund: Milch liefert zwar viel Calcium, doch das allein reicht nicht aus. Ohne Vitamin D, Magnesium und eine ausgewogene Ernährung kann Calcium nicht effektiv in die Knochen eingebaut werden. Ein Übermaß an tierischem Eiweiß kann die Calciumausscheidung über die Nieren sogar erhöhen.

Wer also glaubt, mit drei Gläsern Milch am Tag seine Knochengesundheit zu sichern, setzt auf das falsche Pferd. Viel wichtiger sind ein stabiler Säure-Basen-Haushalt, eine gute Versorgung mit Vitamin D und Magnesium sowie regelmäßiges Krafttraining.

Unterschätzte Problemstoffe

Lactoseintoleranz ist weitverbreitet. Weltweit kann die Mehrheit der Erwachsenen Milchzucker nicht richtig verdauen. Typische Symptome sind Blähungen, Durchfall und Bauchkrämpfe.

Doch selbst wer Lactose problemlos verdaut, ist nicht unbedingt auf der sicheren Seite. Denn das Milchprotein Casein kann problematisch sein. Im Darm wird es zu Casomorphinen abgebaut, die wie Opiate auf den Organismus wirken. Sie verlangsamen die Darmbewegung, fördern Schleimbildung und können bei empfindlichen Menschen Entzündungen auslösen.

Was passiert mit Milch im Verdauungstrakt

Unterschiedliche Funktionsweise der Verdauung bei Lactosetoleranz und -intoleranz. Foto: nach ttsz/iStock

Besonders bei Kindern mit chronischem Schnupfen, verstopfter Nase oder wiederkehrenden Mittelohrentzündungen zeigt sich in der Naturheilkunde immer wieder, dass ein Milchverzicht durchaus „Wunder“ bewirken kann. Während manche Ärzte diesen Zusammenhang negieren, gibt es seitens der Forschung Hinweise darauf.

Eine Studie im Jahr 2016, erschienen im „Journal of Allergy and Clinical Immunology“, mit über 1.000 Babys, zeigte, dass Rohmilch das Asthmarisiko senken kann, während eine andere Untersuchung keinen Zusammenhang zwischen Milchkonsum und verstärkter Schleimbildung fand. Die wissenschaftliche Datenlage ist uneinheitlich, doch aus naturheilkundlicher Sicht ist der Verzicht auf Milch bei Atemwegsproblemen immer einen Versuch wert.

Milch ist nicht gleich Milch

Nicht jede Milch ist gleich. Kuhmilch enthält je nach Rinderrasse entweder A1- oder A2-Casein. A1-Casein wird im Darm zu Beta-Casomorphin-7 (BCM-7) umgewandelt – einer Substanz, die mit Entzündungen, Verdauungsproblemen und sogar neurologischen Effekten in Verbindung gebracht wird.

A2-Milch, die von traditionellen Rassen wie Jersey- oder Guernsey-Kühen stammt, scheint für viele Menschen bekömmlicher zu sein. Einige Studien weisen darauf hin, dass der Wechsel zu A2-Milch Beschwerden wie Blähungen, Durchfall oder chronische Entzündungen reduzieren kann. Eindeutig ist die bisherige Forschung dazu allerdings nicht.

Milch vom Jersey-Rind ist bekömmlicher

Die Milch von Jersey-Rindern ist bekömmlicher als jene von gewöhnlichen Kühen. Foto: jcyoung2/iStock

Für Verbraucher ist es zudem nicht immer einfach, A2-Milch zu erkennen: In Deutschland fehlt oft eine klare Kennzeichnung. Wer sicher sein will, sollte auf Produkte mit A2-Label achten oder gezielt Milch von Jersey- oder Guernsey-Kühen wählen, die bei Direktvermarktern oder bestimmten Bauernhöfen erhältlich ist.

Schwerer Kopf und Diabetesrisiko?

Ein weiteres Problem, über das kaum gesprochen wird, ist, dass Milchprodukte echte Histaminfallen sein können. Besonders gereifte Käsesorten wie Parmesan, Cheddar oder Roquefort enthalten hohe Mengen dieses biogenen Amins. Wer empfindlich auf Histamin reagiert, spürt das oft in Form von Kopfschmerzen, Hautrötungen oder Magenbeschwerden.

Auch Joghurt und Kefir sind nicht immer unbedenklich. Zwar liefern sie wertvolle Milchsäurebakterien für die Darmflora, doch je nach Fermentationsdauer kann auch hier Histamin entstehen. Wer zu Migräne oder unerklärlichen Verdauungsproblemen neigt, sollte den eigenen Milchkonsum genau beobachten – und bevorzugt auf frische, wenig verarbeitete Produkte setzen.

Milch und Milchprodukte beeinflussen den Insulinspiegel stärker, als viele denken. Besonders Molkenprotein – etwa aus Quark oder Proteinshakes – kann eine ausgeprägte Insulinantwort auslösen.

Einige Studien deuten darauf hin, dass regelmäßiger Milchkonsum die Insulinsensitivität beeinträchtigen kann, was für Menschen mit Typ-2-Diabetes oder Insulinresistenz problematisch sein kann. Zudem gibt es Hinweise darauf, dass ein hoher Milchkonsum in der Kindheit das Risiko für Typ-1-Diabetes erhöhen kann, da bestimmte Milcheiweiße Autoimmunreaktionen begünstigen können.

Auch wenn die Forschung noch kein einheitliches Urteil hat, rate ich Menschen mit Stoffwechselproblemen, ihren Milchkonsum kritisch zu hinterfragen – und besser ganz auf Milchprodukte zu verzichten. Erste positive Effekte, etwa stabilere Blutzuckerwerte oder eine bessere Verdauung, können sich oft schon nach wenigen Wochen zeigen. Ich würde erwarten, dass sich die meisten Symptome innerhalb von drei Wochen bessern, wenn ein Zusammenhang besteht.

Milch trinken ist gesund?

Regelmäßiger Milchkonsum kann die Insulinsensitivität beeinträchtigen. Foto: Chokii Ns/iStock

Wenn, dann naturbelassen

Viele denken: „Wenn schon keine Milch, dann wenigstens Joghurt oder Quark“. Prinzipiell eine bessere Wahl – aber nur, wenn es sich um naturbelassene Varianten handelt. Die Regale im Supermarkt sind gefüllt mit Fruchtjoghurts, Proteinpuddings und „gesund“ beworbenen Milchsnacks, die in Wahrheit nichts anderes sind als Zuckerbomben.

Aromastoffe, Verdickungsmittel und Milchpulver tun ihr Übriges, um diese Produkte für die Industrie profitabel zu machen. Gesüßte Milchprodukte sind für den Stoffwechsel fast genauso problematisch wie Softdrinks. Wer nicht auf Quark oder Joghurt verzichten will, sollte zu Naturvarianten greifen und selbst mit frischen Früchten oder Nüssen verfeinern.

Kaum jemand ahnt, welchen Einfluss Milchprodukte auf die Darmgesundheit haben können. Homogenisierte Milch, wie sie heute fast überall verkauft wird, verändert die Struktur der Fettpartikel und kann die Darmbarriere schwächen.

Besonders Menschen mit einer erhöhten Darmdurchlässigkeit – auch Leaky-Gut-Syndrom genannt – reagieren oft mit Unverträglichkeiten oder sogar Autoimmunreaktionen. Die Folgen reichen von Hautproblemen über chronische Entzündungen hin zu diffuser Müdigkeit oder rheumatischen Beschwerden.

Wer unter solchen Symptomen leidet, sollte einen mehrwöchigen Milchverzicht ausprobieren – die Veränderung kann überraschend deutlich sein. Allerdings reicht es nicht, Milchprodukte einfach zu meiden. Um die Darmwand zu regenerieren, braucht es eine gezielte Darmsanierung mit darmfreundlicher Ernährung, entzündungshemmenden Nährstoffen und gegebenenfalls Pro- und Präbiotika.

Ist der Darm gesund und in Balance, ist es auch der Körper. Foto: RossHelen/iStock

Fazit: Brauchen wir Milch wirklich?

Milch ist nicht das harmlose Grundnahrungsmittel, als welches sie angepriesen wird. Auch wer Milch gut verträgt, sollte auf möglichst unverarbeitete Varianten setzen und gesüßte oder stark verarbeitete Milchprodukte meiden.

Viele Menschen profitieren jedoch von einer Reduktion oder einem Verzicht. Pflanzliche Alternativen wie Hafer- oder Mandelmilch sind oft bekömmlicher – solange sie ohne Zucker und Zusatzstoffe auskommen.

Wer nicht auf Milchprodukte verzichten möchte, sollte auf Qualität achten: Naturjoghurt statt Fruchtjoghurt, handwerklich hergestellter Käse statt Massenware. Ernährung ist Gewohnheit – doch wer sie ändert, kann seiner Gesundheit viel Gutes tun.

Über den Autor
René Gräber

René Gräber. Foto: privat

René Gräber studierte Pädagogik und Sportwissenschaften. Aufgewachsen in einer Ärztefamilie, kam er früh mit der Medizin in Kontakt – vor, unter und hinter dem Arzttisch. Bereits in seinen Zwanzigern war seine Krankenakte „so dick wie die mancher 70-Jährigen“.

Sein eigenes Leid führte ihn jenseits der klassischen Medizin schließlich zur Naturheilkunde. Die erfolgreiche Selbstbehandlung legte den Grundstein für seine seit 1998 bestehende Praxis mit den Schwerpunkten Naturheilkunde und Alternativmedizin.

Dieser Artikel ersetzt keine medizinische Beratung. Bei Gesundheitsfragen wenden Sie sich bitte an Ihren Arzt oder Apotheker. Für Informationen zur Dosierung, Anwendung und unerwünschten Effekten von Heilpflanzen wird eine Beratung in der Apotheke empfohlen.

Dieser Beitrag stellt ausschließlich die Meinung des Verfassers oder des Interviewpartners dar. Er muss nicht zwangsläufig die Sichtweise der Epoch Times Deutschland wiedergeben.



Epoch TV
Epoch Vital
Kommentare
Liebe Leser,

vielen Dank, dass Sie unseren Kommentar-Bereich nutzen.

Bitte verzichten Sie auf Unterstellungen, Schimpfworte, aggressive Formulierungen und Werbe-Links. Solche Kommentare werden wir nicht veröffentlichen. Dies umfasst ebenso abschweifende Kommentare, die keinen konkreten Bezug zum jeweiligen Artikel haben. Viele Kommentare waren bisher schon anregend und auf die Themen bezogen. Wir bitten Sie um eine Qualität, die den Artikeln entspricht, so haben wir alle etwas davon.

Da wir die Verantwortung für jeden veröffentlichten Kommentar tragen, geben wir Kommentare erst nach einer Prüfung frei. Je nach Aufkommen kann es deswegen zu zeitlichen Verzögerungen kommen.


Ihre Epoch Times - Redaktion