Hauterkrankung nach Besuch im Barbershop? Das sagt ein Experte
Seit zwei Jahren häufen sich in der Labordiagnostik Befunde zum Fadenpilz Trichophyton tonsurans, der unangenehmes Jucken auf der Kopfhaut auslöst. Bis dato war er als sogenannter Mattenpilz verantwortlich für Hauterkrankungen unter Kampfsportlern. Doch längst haben sich die Befunde auch auf Erwachsene und Kinder jenseits der Ringer und Judoka ausgebreitet.
Doch wo liegen die Ursachen und wie können Betroffene behandelt werden? Epoch Times sprach mit Prof. Dr. med. Pietro Nenoff, Facharzt für Laboratoriumsmedizin sowie Haut- und Geschlechtskrankheiten. Er leitet das Labor labopart in Leipzig-Mölbis.
Herr Prof. Nenoff, seit wann treten diese Hautpilzerkrankungen vermehrt auf?
Das begann vor etwa zwei Jahren, bis wir dann gemerkt haben, dass wir den Erreger Trichophyton tonsurans immer häufiger im Labor nachweisen können. Wir bekommen die Proben von Hautarztpraxen und Kinderärzten zugesandt und müssen leider sagen, dass der Pilz inzwischen ein häufiger Hautpilz ist, der von Mensch zu Mensch übertragen werden kann.
Im letzten Jahr hatten wir allein in unserem Labor knapp 350 Isolate und Nachweise von diesem Hautpilz. Das ist im Vergleich zu den Jahren davor auffällig. Natürlich ist das jetzt trotzdem kein Massenphänomen. Es gibt durchaus andere Pilze, die noch viel häufiger sind, wie beispielsweise der normale Fußpilz-/Nagelpilzerreger.
Der Ursprung von vielen Hauterkrankungen soll in Besuchen in Barbershops liegen. Was ist darüber bekannt?
Es ist vielfach bestätigt worden, auch in Bezug auf die Krankheitsgeschichte, dass bei Betroffenen ein bis drei Wochen nach einem Besuch im Barbershop Hautveränderungen auftraten – am Kopf, im Gesicht oder im Brustbereich.
Das ist schon ein Phänomen, mit dem wir jetzt rechnen müssen. Gerade im Kopf- und Gesichtsbereich sind Pilzinfektionen sehr unangenehm und zum Teil schwer zu behandeln. Manchmal dauert es relativ lange, bis man sie wieder wegbekommt.
Wie erfolgt die Behandlung?
Zur äußeren Anwendung gibt es Cremes, die für kurze Haare geeignet sind, und spezielle Lösungen mit Antimykotika [Antipilzmitteln] für längere Haare. Je nachdem, wie stark die Hautveränderungen ausgeprägt sind – manche sind eitrig oder stark entzündlich –, kann man auch Tabletten geben. Man sagt generell, wenn der behaarte Kopf und auch der Bartbereich betroffen sind, ist es notwendig, innerlich mit Tabletten zu behandeln.
Ich habe gelesen, dass es für Kinder keine zugelassenen Medikamente gibt.
Wir haben sehr viel Erfahrung mit der Behandlung von Kindern mit diesen Antipilzmitteln, die man als Tablette oder Kapselsaft gibt. Daher wissen wir, dass es sich dabei um sehr gute und in unseren Augen sehr verträgliche und sichere Medikamente handelt.
In anderen Ländern wie der Schweiz oder Österreich sind sie zugelassen. In Deutschland gibt es aber keine zugelassenen Antipilzmedikamente für Hautpilzinfektionen bei Kindern und Jugendlichen unter 18 Jahren. Das ist sehr streng reguliert. Allerdings ist eine Anwendung in Abstimmung mit den Eltern als „off-label“, also auch ohne Zulassung, möglich. Natürlich muss hier eine entsprechende Aufklärung vorausgehen.
Gibt es eine Art Erste-Hilfe-Maßnahmen, wenn bei Betroffenen die Kopfhaut juckt?
Was sicherlich erst einmal gut ist, sind Anti-Schuppen-Shampoos, die man ein- bis zweimal in der Woche anwenden kann. Sie wirken oft auch gegen Pilze, also primär gegen Hefepilze, die bei Schuppen eine Rolle spielen können, jedoch auch gegen den oben erwähnten Hautpilz.
Gut ist auch, wenn man die Stellen antiseptisch abtupft. Die erwähnten Antipilzmittel als Creme und Lösung sind frei verkäuflich, aber es ist sicherlich gut, wenn man sich hierzu in der Apotheke beraten lässt. Dort kann man auch nach speziellen Shampoos fragen.
Auch wenn wahrscheinlich nicht jeder sofort einen Termin beim Hautarzt bekommt, rate ich jedoch dazu, einen Arzt zu konsultieren.
Vielen Dank für das Gespräch.
Das Interview führte Susanne Ausic.
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