Windkraft-Stopp in Kärnten: Was das für Deutschland bedeutet

Er beschreibt sich als Fan der erneuerbaren Energien. Trotzdem befürwortet er das Ergebnis der jüngsten Volksbefragung für ein Verbot neuer Windkraftanlagen in Kärnten. Dr. Martin Steiner schildert im Exklusivinterview, warum die Menschen den Windkraftausbau immer skeptischer sehen.
Kärnten
Dr. Martin Steiner äußert sich zum Ergebnis der Volksbefragung zum weiteren Verlauf der Windkraft in Kärnten.Foto: mk/Epoch Times mit Material von Dr. Martin Steiner, Spitzt-Foto/iStock
Von 28. Januar 2025

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Der 12. Januar 2025 markierte einen möglichen Wendepunkt in der Energiewende im deutschsprachigen Raum. An diesem Tag fand eine Volksbefragung im österreichischen Bundesland Kärnten zum weiteren Verlauf des Ausbaus der Windkraft statt.

Das Ergebnis: Eine knappe Mehrheit von 51,5 Prozent der Teilnehmer sprach sich gegen neue, noch nicht genehmigte Windkraftanlagen in ihrer Region aus. Auf dem Stimmzettel setzten sie ihr Kreuz bei „Ja“ und befürworteten damit ein Verbot „weiterer Windkraftanlagen auf Bergen und Almen in Kärnten“.

Was das für die Energiewende in Österreich – aber auch in Deutschland – bedeutet, schildert uns der Energietechniker Dr. Martin J.F. Steiner im Interview. Steiner ist Absolvent der TU Wien, Fachmann im Bereich Flächenheizung & Kühlung, an zwei Universitäten war er zudem als Lehrgangsleiter für Masterstudien Energieautarkie tätig. Er führt ein Ingenieurbüro für Energietechnik und ist Sprecher des ICR (Independent Climate Research).

Herr Steiner, Sie haben sich bereits im Vorfeld gegen Windkraftanlagen ausgesprochen. Wie lange befassen Sie sich schon mit dem Thema Windkraft? Sind sie grundsätzlich gegen eine Energiewende?

Eigentlich bin ich ein Fan der sogenannten „erneuerbaren Energieformen“. Da uns in Mitteleuropa entsprechende „fossile Energieformen“ im erforderlichen Ausmaß fehlen, ist die Nutzung der erneuerbaren Energieformen wie Wasserkraft, Geothermie, Biomasse, Windkraft und Sonnenenergie (sowie der Gezeitenkräfte, wo sinnvoll möglich) erforderlich für die Energieunabhängigkeit und Autarkie unserer Länder.

Ich befasse mich seit rund 40 Jahren mit der Nutzung und der klein- und großtechnischen Anwendung dieser Energieformen und stehe absolut für eine sinnvolle Energiewende mit Hausverstand und Vernunft.

Die gegenwärtig stattfindende Energiewende – basierend auf dem EU-Green-Deal und dem EU Climate Law 2021/1119 – halte ich für vollkommen verfehlt.

Dies zum Nachteil von uns allen – den Vielen – und zum Nutzen von ganz Wenigen. Der EU-Green-Deal – in dieser Form – ist technisch sowieso nicht umsetzbar, wie gegenwärtig bereits ersichtlich ist.

Als Österreicher stehe ich der Nutzung von Nuklearenergie in meiner Heimat sehr kritisch gegenüber – würde es aber sehr begrüßen, an der aktuellen Erforschung und Entwicklung der Thoriumreaktoren-Technologie beteiligt zu sein, was leider nicht der Fall ist.

Besonders die Anwohner von Gemeinden, wo Windkraftanlagen geplant sind/waren, befürworteten das Verbot. Wie bewerten sie das?

Ich freue mich sehr darüber – Windkraftanlagen schaffen kurz gefasst folgende Nachteile:

  • Massive ökologische Schäden und Beeinträchtigungen für Natur, Menschen und Umwelt, darunter Vogelsterben, Insektensterben, Kontamination der Umgebung mit Mikroplastik, Schall- und Infraschallbelastungen und mehr.
  • Zerstörung des Landschaftsbildes und somit Beeinträchtigung des psychischen Wohlbefindens der Menschen und des Tourismus.
  • Windkraftanlagen stellen fluktuierende Energie bereit – man benötigt daher die Errichtung einer Kraftwerks-Parallelstruktur aus verlässlichen Kraftwerken (wie Gaskraftwerken) – man benötigt also den ganzen Kraftwerksapparat zumindest zweimal. Das bedeutet massiv höhere Gesamtkosten für die Industrie, Gewerbe und alle Menschen – denn irgendwer muss das Ganze ja bezahlen.
  • Zudem schaffen die Erneuerbaren massive Verwerfungen am Strommarkt. Im Sommer gibt es häufig negative Strompreise und im Winter Dunkelflauten, was die Energieversorgungssicherheit massiv beeinträchtigt, also auch zu Kostenexplosionen führt.

Wie aus der Volksbefragung in Kärnten ersichtlich ist, haben sich vor allem die Gemeinden besonders gegen den weiteren Windkraftausbau ausgesprochen, die auch von der Bürgerinitiative Gegenwind informiert worden sind. In Gemeinden, wo weniger Informationen von den Bürgerinitiativen transportiert wurden – also wo die Menschen hauptsächlich einseitig informiert worden sind, war die Ablehnung der Windkraft weniger stark. Es ist also wichtig, die Menschen möglichst neutral und unabhängig von den Vor- und Nachteilen der Windkraft zu informieren.

Welchen Anteil hat die Windkraft momentan an der Stromerzeugung Österreichs?

Im Jahr 2024 wurden 11 Prozent der gesamten elektrischen Bruttostromerzeugung in Österreich durch Windkraftanlagen bereitgestellt. Zu ergänzen ist, dass wir in Österreich – aufgrund der geografischen Situation – über 20 Prozent Pumpspeicherenergie bereitstellen können, was Deutschland nicht kann. Der größte Anteil mit mehr als 40 Prozent wird von Laufwasserkraftwerken abgedeckt.

Bruttostromerzeugung in Österreich im Jahr 2024. Foto: mf/Epoch Times, Daten: 23°

Wenn man auf fluktuierende Energiebereitstellung (Wind und Photovoltaik) unbedingt setzen will, benötigt man entsprechende Speichertechnologien und Kapazitäten sowie eine entsprechende Leistungsfähigkeit der Energieverteilung. Gegenwärtig sehe ich dieses elementare Grundverständnis der Mengenlehre in der Energiepolitik in Deutschland nicht.

Da es nur eine Volksbefragung und kein Volksentscheid war, ist das Ergebnis für die Politik nicht bindend. Fällt ein Kurswechsel in der österreichischen Energiepolitik somit aus?

Ja, das Ergebnis der Volksbefragung ist für die Politik in Kärnten leider nicht bindend. Es wird jetzt auch schon heftig in genau diese Richtung seitens der Mainstream-Medien und der Politik argumentiert. Es wird die geringe Beteiligung hervorgehoben, dass nur „ungebildeter Pöbel“ abgestimmt hat und alle „nicht richtig informiert“ waren und so weiter. Doch die Entscheidungsträger sind nun gut beraten, hier nicht den Volkswillen zu verletzen.

Ich durfte selbst die Bürgerinitiative Gegenwind in Kärnten unterstützen – siehe meine Vorträge – und habe vielleicht selbst einen kleinen Teil zu diesem wichtigen Ergebnis beitragen dürfen.

Es ist jetzt ein Momentum für das Ende des EU-Green-Deals entstanden. Denn die Menschen wollen diesen Irrsinn auf ihre Kosten nicht mehr. Es ist ein klares Signal für Europa!

Man kann das alles drehen und wenden wie man will: Der Souverän hat gesprochen. Das Ergebnis ist vor allem deshalb so beeindruckend, weil:

  • quasi alle Mainstream-Medien FÜR den Windkraftausbau sind,
  • alle politischen Parteien (mit Ausnahme der FPÖ und Teilen des Teams Kärnten) für den Windkraftausbau sind,
  • sich sogar die katholische Kirche und viele sogenannte Nichtregierungsorganisationen (NGOs) sich massiv für den Windkraftausbau in Kärnten eingesetzt hatten.

Also es war wieder einmal „David gegen Goliath“ – und ein ganz kleiner und sehr mutiger Teil der Zivilbevölkerung hat sich hier positioniert, eben die unpolitische Bürgerinitiative Gegenwind Kärnten, der hier nochmals großen Dank auszusprechen ist.

Aus diesem Gesichtspunkt ist das Ergebnis eindeutig und großartig. Ein Sieg des gesunden Hausverstandes über die mächtigen Mainstream-Medien.

Was bedeutet das Ergebnis aus Kärnten für Deutschland?

Wie oben dargelegt, wollen die Menschen diesen Ausbau der Windkraft zu deren Nachteil nicht mehr. Die Menschen haben die gravierenden Nachteile erkannt, trotz Manipulation und Indoktrination durch die Medien.

Zudem erkennen immer mehr, dass dieser EU-Green-Deal massive Nachteile schafft und nur zum Nutzen von ganz Wenigen konzipiert ist. Ich behaupte, der EU-Green-Deal ist nur mit Zwang umsetzbar und wird und muss scheitern.

Der Wunsch nach weiteren Windkraftausbauverboten steigt bei den Menschen mit jedem Tag. Ich bekomme laufend Anfragen bezüglich Informationen und Vorträgen. Menschen in anderen Bundesländern in Österreich, aber auch Südtirol und vielen Gebieten in Deutschland werden aktuell sehr aktiv, es ist wie eine Welle, die täglich mehr an Schwung zulegen kann.

Ich hoffe auf die Schwarmintelligenz der Menschen – der Vielen – die sich gegen die Wenigen durchsetzen werden.

Wie wird die Windbranche auf das Ergebnis aus Kärnten reagieren?

Natürlich wird die Windbranche – gemeinsam mit der Politik, den Mainstream-Medien und NGOs – mobil machen. Denn die sind die wenigen „Gewinner“ des EU-Green-Deals. Sie versuchen, diesen auf Kosten von uns allen mit Gesetzen, Verordnungen und mit Zwang durchzusetzen.

Am Ende wird sich die Freiheit und die Wahrheit durchsetzen, denn die unbestechliche energietechnische Realität kann nicht geleugnet werden.

Es ist nur zu hoffen, dass die Verluste und der Schaden, der gerade für die Natur, für die Wirtschaft und die Menschen angerichtet wird, nicht zu hoch sind, bis sich die Vernunft und die Schwarmintelligenz der Vielen durchsetzen wird. Dass es am Ende so sein wird, davon bin ich zu 100 Prozent überzeugt.

Welche Form von Energiewende würden Sie befürworten?

Als Wissenschaftler, Ingenieur und vor allem als Vater befürworte ich eine evidenzbasierte Energiewende – also eine Wende von „dieser gegenwärtigen EU-Green-Deal-Energiewende. Es muss wieder Vernunft einkehren. Wir brauchen eine Energiewende für die Menschen, für die Energieversorgungssicherheit und für bezahlbare Energiepreise.

Wir brauchen eine Energiewende, die auf der Realität, der Naturwissenschaft, der Energietechnik und der Physik beruht. Wir benötigen eine geeignete Nutzung aller verfügbarer Energiequellen, die sich am freien Markt behaupten können – die Schwarmintelligenz des Marktes wird diesen Mix definieren.

Ebenso brauchen wir eine Befreiung des Energiemarktes von der gegenwärtigen Energiepolitik und Energiepreisbildung.

Sicher ist, dass die sogenannten „fossilen“ Energiequellen, also verlässliche und jederzeit verfügbare Quellen – allem voran Öl und Gas – dabei eine wichtige Rolle spielen werden.

Dabei ist zu verstehen, dass die CO₂-bedingte Klimakatastrophe nicht eintreten wird und auch nicht kann. Diese hat nur Bestand in manchen politischen Ideologien und in den Mainstream-Medien – nicht in der realen Welt. CO₂ ist der Stoff des Lebens und nicht der Stoff der Katastrophe!

Vielen Dank für das Gespräch!

Das Interview führte Maurice Forgeng.

Dieser Beitrag stellt ausschließlich die Meinung des Verfassers oder des Interviewpartners dar. Er muss nicht zwangsläufig die Sichtweise der Epoch Times Deutschland wiedergeben.



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