Primärenergieverbrauch: Deutschland importiert zwei Drittel seiner Energie

20 Prozent erneuerbar, 68 Prozent importiert. So setzte sich der Primärenergieverbrauch Deutschlands im Jahr 2023 zusammen. Weil einheimische Energierohstoffe an Bedeutung verlieren und Anlagen der erneuerbaren Energien aus dem Ausland stammen, steigt die Abhängigkeit.
Bei Braunkohle ist Deutschland Selbstversorger, ihre Bedeutung am Primärenergieverbrauch jedoch schwindet.
Bei Braunkohle ist Deutschland Selbstversorger, ihre Bedeutung am Primärenergieverbrauch jedoch schwindet.Foto: Lukassek/iStock
Von 9. Januar 2025

Strom, Wärme, Kraftstoffe: Deutschlands Primärenergieverbrauch ist im Jahr 2023 gesunken. Als Ursachen nennt die Deutsche Rohstoffagentur (DERA) höhere Energiepreise, ein geringes Wirtschaftswachstum und Veränderungen in der Wirtschaft.

Die der Bundesanstalt für Geowissenschaften und Rohstoffe untergeordnete Agentur teilte weiter mit, dass 2023 mehr als zwei Drittel der benötigten Energie aus dem Ausland und nur knapp ein Fünftel aus den sogenannten Erneuerbaren stammten. Werte für 2024 liegen bislang nicht vor. Eine Umkehr des Trends im vergangenen Jahr ist jedoch unwahrscheinlich.

Politik würfelt Energiemix durcheinander

Im Jahr 2023 benötigte Deutschland 10.735 Petajoule oder 2.982 Terawattstunden (TWh) Energie. Im Gegensatz zum vielfach publizierten Stromverbrauch sind darin auch Wärme und Kraftstoffe enthalten, sowohl für die Industrie als auch für Privathaushalte. Auf diese Weise bildet der sogenannte Primärenergieverbrauch den gesamten Energieverbrauch eines Landes ab. Zum Vergleich: Der Stromverbrauch 2023 lag bei etwa 517 TWh und beziffert sich damit auf etwa 17,3 Prozent des Primärenergieverbrauchs.

Im Jahr 2023 ist der Gesamtenergieverbrauch gegenüber dem Vorjahr um 8,1 Prozent gesunken. Gegenüber dem Jahr 2013 liegt er sogar um 22,8 Prozent niedriger, so die DERA. Gleichzeitig übten „die Abschaltung der letzten Kernkraftwerke im April 2023 und der Ausbau der Erneuerbaren Energien […] einen merklichen Einfluss auf den Energiemix“ aus. Mit anderen Worten, politische Entscheidungen beeinflussen die Energieversorgung.

Unabhängig davon blieb Mineralöl der wichtigste Energieträger. Das hat sich weder im Vergleich zum Vorjahr noch zu 2013 verändert. Auf Platz zwei folgt, ebenfalls unverändert, Erdgas.

Auf den Plätzen drei bis fünf lagen im Jahr 2013 Steinkohle, Braunkohle und die sogenannten Erneuerbaren. Ein Jahrzehnt später haben sich Letztere auf Rang drei geschoben. Außerdem haben Braun- und Steinkohle die Reihenfolge getauscht.

Primärenergieverbrauch 2023 in Deutschland

Primärenergieverbrauch 2023 in Deutschland: Mineralöl ist und bleibt der wichtigste Energierohstoff. Die Erneuerbaren konnten sich binnen zehn Jahren von Rang fünf auf Rang drei verbessern. Foto: DERA, 30.12.2024

Weniger als ein Fünftel erneuerbar

Obgleich fossile Energieträger ausnahmslos Rückgänge verzeichneten, lieferten sie 2023 zusammen 77,4 Prozent der Primärenergie. Zusammen mit der im April endgültig abgeschalteten Kernenergie lag ihr Anteil bei 78,1 Prozent. Stromimporte deckten laut DERA weitere 2,3 Prozent.

Somit bleiben 19,6 Prozent für die Erneuerbaren, die als einzige ihren Anteil ausbauen konnten. 2022 lag ihr Anteil am Primärenergieverbrauch bei 17,6 Prozent. In welcher Höhe das Plus auf eine tatsächliche Mehrerzeugung der Erneuerbaren oder einen Rückgang des Energieverbrauchs als Bezugsgröße zurückzuführen ist, geht aus den veröffentlichten Zahlen nicht hervor.

Anzumerken bleibt überdies, dass sich Energie physikalisch betrachtet weder gewinnen noch verbrauchen, sondern nur umwandeln lässt, weshalb sie nicht „erneuerbar“, sondern allenfalls „unerschöpflich“ sein kann. Letzteres ist physikalisch ebenfalls fraglich. Politisch versteht man unter dem Begriff eine CO₂-freie Energiebereitstellung, vorrangig aus Wind und Sonne. Diese werden von der Bundesregierung stark gefördert.

Die Erdgaswende: Verringern, verlagern, verteuern

Auf diese Weise soll die Energiewende die deutsche Energieversorgung unabhängiger machen. Dennoch mussten mehr als zwei Drittel der Energie aus dem Ausland eingeführt werden. Nach vorläufigen Angaben der DERA beziffert sich der Importanteil auf rund 68 Prozent. Weiter schreibt die Agentur:

Aus der heimischen Förderung stammten im Jahr 2023 rund 2 Prozent des Erdöls und 5 Prozent des Erdgases, mit weiter rückläufiger Tendenz. […] Der deutsche Steinkohlebedarf wird seit 2019 komplett über Importe gedeckt.“

Vor zehn Jahren stammten noch 12 Prozent des Erdgases aus dem Inland. Weil der Erdgasverbrauch insgesamt ebenfalls gefallen ist, ist davon auszugehen, dass sich die in Deutschland geförderte Menge im Betrachtungszeitraum noch stärker reduziert hat. Im Rahmen der Sanktionen gegen Russland und infolge der Sprengung von drei der vier Nord-Stream-Pipelines importierte Deutschland Ende 2022 erstmals LNG (verflüssigtes Erdgas). LNG ist aufgrund der aufwendigen Verflüssigung und des Transports teurer als Pipelinegas.

Unter allen fossilen Energieträgern sei Braunkohle „der einzige Energierohstoff, über den Deutschland in großen und wirtschaftlich gewinnbaren Mengen verfügt“. In der Tat kann sich Deutschland hiermit selbst versorgen.

Heimische Erzeugung aus importierten Anlagen

Während fossile Energieträger – mit Ausnahme von Braunkohle – fast vollständig importiert werden müssen, könne laut DERA in Summe trotzdem ein Rückgang der Energieimporte verzeichnet werden. So zeige der Zehnjahresvergleich für die fossilen Energieträger und bei der Kernenergie eine Abnahme der Primärenergiemenge.

Dagegen habe es einen „deutlichen Anstieg bei den Erneuerbaren“ gegeben, die nunmehr die wichtigste heimische Energiequelle darstellten. Sie lieferten 2023 rund 61 Prozent der heimischen Energie, gefolgt von Braunkohle mit einem Anteil von 27 Prozent. Das größte Plus konnte indes die durch Geothermie erzeugte Primärenergiemenge verzeichnen. Sie habe sich in den letzten zehn Jahren „etwa verdreifacht, allerdings auf sehr niedrigem Niveau“. Im obigen Diagramm ist die rechte y-Achse um den Faktor zehn gestreckt.

Weil die Erneuerbaren zudem insgesamt an Bedeutung gewinnen, sei der Anteil der heimischen Primärenergiegewinnung am gesamten Primärenergieverbrauch „auf rund 32 Prozent gestiegen“. Betrachtet man die Zahlen, erscheint dieser Anstieg im Vergleich zu 2013 marginal. Zudem ergibt sich noch ein zweites „Aber“: Sowohl Windräder als auch Solarmodule stammen ihrerseits vorrangig aus dem Ausland. Rechnet man die Erneuerbaren aufgrund dieser Tatsache zu den Importen, ist die Energieversorgung heute sogar stärker auf die Gunst Dritter angewiesen als vor zehn Jahren.



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