Bald von Windrädern verweht? Hoteliers fürchten Zerstörung der DNA von Mecklenburg-Vorpommern

Mecklenburg-Vorpommern ist immer eine Reise wert. Doch wie lange noch? Diese Frage stellt sich eine Hotelgemeinschaft aus Waren (Müritz) in Anbetracht des geplanten Baus von neun Windkraftanlagen.
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Der Müritz Nationalpark ist bei Touristen sehr beliebt.. Geplante Windräder könnten die Urlaubsfreuden schon bald trüben (Symbolbild).Foto: iStock
Von 13. Mai 2024

Adlersafaris, Kranichtouren – und Windräder? Nein, das passt einfach nicht in eine Region, die hauptsächlich vom Tourismus lebt, findet die Waren Müritz Hotelgemeinschaft e.V. und macht mobil gegen den Bau von neun Windkrafträdern. Diese sollen direkt vor den Toren des Müritz-Nationalparks auf einer Fläche von etwa 75 Hektar gebaut werden, mit einer Höhe bis zu 290 Metern – das ist mehr als das Fünffache des höchsten Gebäudes, des Kirchturms St. Marien in Waren (Müritz).

„Mit sanftem und grünem Tourismus“ lasse sich die Windkraft an der Müritz nicht vereinbaren – erst recht nicht, wenn man bedenkt, dass der Windpark direkt an ein Schutzgebiet und den Rastplatz von Kranichen grenzt.

„Der Nationalpark und der Tourismus stehen in einer direkten Symbiose miteinander und wir fürchten um beides“, heißt es in einer der Epoch Times vorliegenden Pressemitteilung der Hotelgemeinschaft.

Eines ihrer Mitgliedshäuser steht inmitten des Nationalparks, die Pension Fledermaus, wo Fledermäuse und Touristen gleichermaßen wohnen und sich Rehe und Hasen „Gute Nacht“ sagen.

„Der Tourismus liegt in der DNA von Mecklenburg-Vorpommern“, hatte einst Ministerpräsidentin Manuela Schwesig geäußert. Dass dieser DNA geschadet wird, dazu wollen es die Hotelbetreiber nicht kommen lassen. Sie haben eine Gästeumfrage gestartet, um herauszufinden, wie die Gäste Windkraftanlagen in ihrer Urlaubsregion wahrnehmen und inwieweit diese ihre Urlaubsplanung beeinflussen.

Wie Katja Jedwillat, Vorsitzende des Vereins Waren Müritz Hotelgemeinschaft, gegenüber Epoch Times mitteilte, läuft die Umfrage über die ganze Saison. Bislang liegt die Beteiligung bei 130 bis 140 Teilnehmern. Windkraftbefürworter und -gegner halten sich demnach die Waage.

Ihre Erfahrungen zeigen, dass einige Gäste es durchaus genießen, dass es vor Ort keine Windkraftanlagen gibt – „denn diesen Anblick haben sie schon zu Hause“, so Jedwillat.

Studie zeigt negativen Effekt auf Tourismus

Die Befürchtung, dass sich der Bau von Windrädern negativ auf den Tourismus auswirkt, ist nicht aus der Luft gegriffen. Eine Studie des Instituts für Wirtschafts- und Kulturgeografie an der Leibniz Universität Hannover aus dem Jahr 2015 untersuchte erstmals flächendeckend für ganz Deutschland, wie sich Windkraftanlagen auf die regionale touristische Nachfrage auswirken.

Für ihre Studie „Gone with the wind? The impact of wind turbines on tourism demand“ (Vom Winde verweht? Die Auswirkung von Windkraftanlagen auf die touristische Nachfrage) nutzten die Hannoveraner Forscher ein Datenset aus 11.479 Gemeinden und fünf Jahren, das sowohl Informationen zum Ausbau von Windkraftanlagen als auch offizielle touristische Kennziffern in ganz Deutschland umfasste.

Die Forscher fanden heraus, dass sich die Windkraftanlagen negativ auf den Tourismus im nahen Umkreis bis zu 20 Kilometer auswirken können – „eine besonders schlechte Nachricht für die norddeutschen Regionen in der Nähe von Nord- und Ostsee“, so die Forscher in ihrem Papier.

Wenn Windkraftanlagen für die Wahl des Reiseziels von Bedeutung sind, werden sich diese wahrscheinlich noch im selben Jahr auf die touristische Nachfrage auswirken – vorausgesetzt, die Urlauber wissen von den neu errichteten Windrädern, heißt es in der Studie.

In dicht mit Windrädern bestückten Küstenregionen weichen Urlauber oft in Nachbargemeinden aus. Die Autoren erachten es daher für wichtig, Planungsprozesse in größeren Gebieten mit mehreren Gemeinden zu koordinieren. „Auch die Zusammenarbeit mit Fremdenverkehrsämtern könnte hilfreich sein, da diese über die Erwartungen und Anforderungen der Touristen Bescheid wissen“, so die Forscher.

Informationsabend für Einheimische und Gäste

Um Gäste und Einheimische der Stadt umfangreich über Windkraftanlagen und ihre Auswirkungen aufzuklären, bietet die Waren Müritz Hotelgemeinschaft eine ganze Reihe an Informationsabenden an.

„Wir haben fach- und sachkompetente Referenten geladen, die ausschließlich für die Sache und für Ihre Überzeugung tätig sind und ohne jegliche Gage arbeiten“, so die Hotelgemeinschaft. Unter den Referenten ist Gerhard Heclau, Sprecher der örtlichen Fachgruppe Ornithologie, die Kardiologin Dr. Angelika Bublak sowie Christian Holz, CDU-Stadtvertreter und Immobilienberater der Müritz-Sparkasse und das Aktionsbündnis Freier Horizont.

Mit ihrer Hilfe sollen bestehende Fragen und Ängste beleuchtet werden, darunter: „Haben die erneuerbaren Energien Einfluss auf den Wert Ihrer Immobilie?“, „Infraschall – der unhörbare Lärm, der krank macht?“, „Windkraftanlagen – Gefahr für unsere Vogelwelt?“, und „Wie ökologisch Windkraftanlagen wirklich sind – zwischen Fakten und Mythen – zwischen grünem Wunschdenken und Realität“.

Zum Auftakt der Veranstaltungsreihe am 22. Mai um 19:00 Uhr im Haus des Gastes informiert der Warener Bürgermeister über die Teilfortschreibung der Regionalplanung „Windenergie“. Weitere Termine finden am 26. Juni, 17. Juli, 14. August und 25. September jeweils zur selben Zeit am selben Ort statt. Eine kontroverse Diskussion sowie ein Meinungsaustausch mit „guter Streitkultur“ sind durchaus gewünscht.



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