Dopamin-Erschöpfung: So machen uns soziale Medien und Zucker kaputt

Dopamin sorgt für den inneren Antrieb, für Motivation und auch für Glücksgefühle, doch unser modernes Leben zerstört die natürliche Balance. Wie wir die Kraft, die uns antreibt, zurückgewinnen, erklärt Gastautor und Heilpraktiker René Gräber in seiner wöchentlichen Kolumne bei Epoch Times.
Dopamin-Erschöpfung: Warum uns der ständige „Kick“ zerstört – und wie wir das Belohnungssystem reparieren
Das Hormon Dopamin ist der Motor unseres Antriebs, doch künstliche Reize können diesen drosseln.Foto: ts/Epoch Times; nach Mizina, GOCMEN, WhataWin/iStock
Von 14. März 2025

Dopamin ist der Motor unseres Antriebs. Ohne dieses Hormon gäbe es keine großen Entdeckungen, keine Meisterwerke der Kunst, keinen Tatendrang. Doch unser modernes Leben überflutet das Gehirn mit künstlichen Reizen – und zerstört damit genau die Kraft, die uns antreibt.

Soziale Medien, schnelle Videos, Zucker, Energydrinks – all das sorgt für kurzfristige Hochs und langfristige Erschöpfung. Wer sein Dopaminsystem dauerhaft überstimuliert, stumpft ab. Plötzlich fühlt sich ein Spaziergang langweilig an, ein Buch anstrengend, ein Gespräch uninteressant. Das Gehirn verlangt nach immer stärkeren Reizen, doch der natürliche Antrieb bleibt aus.

Die gute Nachricht: Dopamin kann sich regenerieren. Wer die richtigen Bausteine liefert, Überstimulation stoppt und das Nervensystem pflegt, kann seinen Tatendrang zurückholen.

Die Wirkung von Ernährung auf Dopamin

Dopamin entsteht aus Eiweiß – genauer gesagt aus den Aminosäuren L-Tyrosin und L-Phenylalanin. Ohne diese gibt es keinen gesunden Dopaminhaushalt. Und hier beginnt schon das Problem: Viele Menschen essen zu wenig hochwertiges Eiweiß oder setzen auf „falsche Lebensmittel“.

Industriell verarbeitete Nahrung enthält oft leere Kalorien ohne echte Nährstoffe. Zuckerreiche Lebensmittel treiben letztlich nur den Blutzucker in die Höhe, sorgen für einen kurzfristigen Dopaminschub – und lassen ihn dann rapide abstürzen.

Wer morgens mit einem Marmeladen-Toast startet, sich mit Fast Food über den Tag rettet und abends zur Tüte Chips greift, lebt in einer ständigen Achterbahn aus Hochs und Tiefs. Die Lösung liegt in einer Ernährung, die das Dopaminsystem langfristig stabilisiert.

Gute Eiweißquellen sind Rindfleisch, Eier, Fisch, Linsen oder auch Kichererbsen. Milchprodukte wie Joghurt und Käse liefern zwar wertvolles Tyrosin, aber die Sache mit der Milch wäre schon wieder ein eigenes Thema.

Rindfleisch ist eine reichhaltige Quelle für Eiweiß. Foto: jirkaejc/iStock

Nährstoffe, die nicht vergessen werden sollten

Hier kommen die entscheidenden Mikronährstoffe ins Spiel. Die wichtigsten Bausteine sind:

  • Vitamin B6: 5–10 mg täglich, fördert die Umwandlung von Tyrosin in Dopamin
  • Vitamin B12: 500–1.000 µg täglich, besonders für Vegetarier und ältere Menschen essenziell
  • Magnesium: 300–400 mg täglich, beruhigt das Nervensystem und verbessert die Dopaminverwertung
  • Zink: 15–30 mg täglich, reguliert den Dopaminstoffwechsel und die Stressreaktion
  • L-Tyrosin: 500–1.000 mg morgens auf nüchternen Magen für einen stabilen Dopaminspiegel

Die genannten Dosierungen sind allgemeine Richtwerte, individuelle Anpassungen sind sinnvoll. Ich rate meistens zuerst an Magnesium und Zink zu denken, denn hier besteht häufig eine Unterversorgung.

Das L-Tyrosin ist ebenso interessant. Es kann die geistige Leistungsfähigkeit, Stressresistenz und Motivation steigern, besonders bei hoher Belastung, Sport oder Konzentrationsproblemen. Außerdem dient es als sanfter, nachhaltigerer Ersatz für Koffein – ohne den typischen Koffein-Crash.

Dennoch gibt es einige Ausnahmen, bei denen Tyrosin mit Vorsicht eingesetzt werden sollte. Menschen mit Phenylketonurie, Hyperthyreose, instabilem Bluthochdruck, Migräne, Schwangere, Stillende sowie Personen, die MAO-Hemmer einnehmen, sollten es vermeiden oder nur unter ärztlicher Aufsicht nutzen.

Heilende Pilze für das Nervensystem

Heilpilze haben eine besondere Wirkung auf das Nervensystem und können helfen, das Dopaminsystem ins Gleichgewicht zu bringen. Besonders Cordyceps und Reishi stechen hier hervor.

Cordyceps fördert die Dopaminproduktion, steigert Energie und Ausdauer, während Reishi das Nervensystem regeneriert und Stresshormone senkt. Obwohl ich in der Praxis noch nie Probleme mit diesen Heilpilzen gesehen habe, muss ich mögliche Bedenken dennoch erwähnen.

So ist Cordyceps weniger geeignet für Menschen mit Autoimmunerkrankungen oder Blutgerinnungsstörungen, während Reishi bei niedrigem Blutdruck, Blutverdünnern oder Pilzallergien vermieden werden sollte. Die empfohlene Dosierung liegt bei ein bis drei Gramm Pulver oder 500–1.000 Milligramm Extrakt täglich. Außerdem sollten Cordyceps ideal morgens und Reishi abends aufgenommen werden.

Heilpilze können die Produktion von Dopamin fördern

Die Heilpilze Cordyceps und Reishi haben eine positive Wirkung auf das Nervensystem. Foto: chengyuzheng, Pranee Tiangkate/iStock

Dopamin-Überreizung beenden

Ohne Dopamin-Detox bleibt indes jede Ernährungsumstellung nur Stückwerk. Das Gehirn muss wieder lernen, auf natürliche Reize zu reagieren, statt ständig nach schnellen Belohnungen zu suchen. Da helfen auch die Heilpilze nur wenig.

Wer den Dopamin-Overdrive stoppen will, benötigt Phasen der Ruhe. Schon ein Wochenende ohne soziale Medien, Fast Food und Dauerbeschallung macht einen spürbaren Unterschied. Die ersten Stunden fühlen sich vielleicht unangenehm an, doch dann kommt die Klarheit zurück.

Nachhaltig stabil bleibt das System, wenn echte Erlebnisse wieder wichtiger werden als künstliche Reize. Bewegung setzt auf natürliche Weise Dopamin frei. Wer regelmäßig Sport treibt, hat stabilere Dopaminspiegel. Einfache Tätigkeiten wie Spazierengehen, Musizieren, Singen oder Gärtnern helfen dem Gehirn, Dopamin langfristig wieder in Balance zu bringen.

Bewegung setzt auf natürliche Weise Dopamin frei

Bewegung setzt auf natürliche Weise Dopamin frei. Foto: Halfpoint/iStock

Das Nervensystem regenerieren

Gesunder Schlaf ist essenziell. Wer zu wenig schläft, sabotiert seine Fähigkeit, Motivation und Freude zu empfinden. Schlafmangel führt nicht nur zu Müdigkeit – er erhöht auch das Risiko für Depressionen und neurodegenerative Erkrankungen. Ein fester Rhythmus mit sieben bis neun Stunden Schlaf pro Nacht ist entscheidend.

Auch Sonnenlicht fördert die Dopaminproduktion. Schon 20 Minuten Tageslicht pro Tag genügen, um den Dopaminspiegel messbar zu steigern. Deswegen verordne ich allen Patienten, die kaum noch rauskommen, Spaziergänge, am besten vormittags.

Und auch Pfarrer Kneipp muss es gewusst haben: Kälteanwendungen wie kalte Güsse setzen Dopamin um bis zu 250 Prozent frei – auf natürliche Weise, ohne Absturz danach. Kneipp wusste sicher nichts von Dopamin, aber von der Wirkung. Es wird wieder Zeit, diese einfachen und kostenlosen Methoden anzuwenden.

Fazit: Die echte Belohnung liegt in der Balance

Der Ausweg ist nicht, Dopamin zu vermeiden, sondern es bewusst zu steuern. Mit der richtigen Ernährung, weniger künstlichen Kicks und echter Regeneration kann das Belohnungssystem wieder ins Gleichgewicht kommen. Denn am Ende macht nicht der schnelle Kick stark – sondern die Fähigkeit, auch ohne ihn voller Energie zu sein. Das ist die Kunst und die Herausforderung in heutiger Zeit.

Über den Autor
René Gräber

René Gräber. Foto: privat

René Gräber studierte Pädagogik und Sportwissenschaften. Aufgewachsen in einer Ärztefamilie, kam er früh mit der Medizin in Kontakt – vor, unter und hinter dem Arzttisch. Bereits in seinen Zwanzigern war seine Krankenakte „so dick wie die mancher 70-Jährigen“.

Sein eigenes Leid führte ihn jenseits der klassischen Medizin schließlich zur Naturheilkunde. Die erfolgreiche Selbstbehandlung legte den Grundstein für seine seit 1998 bestehende Praxis mit den Schwerpunkten Naturheilkunde und Alternativmedizin.

Dieser Artikel ersetzt keine medizinische Beratung. Bei Gesundheitsfragen wenden Sie sich bitte an Ihren Arzt oder Apotheker. Für Informationen zur Dosierung, Anwendung und unerwünschten Effekten von Heilpflanzen wird eine Beratung in der Apotheke empfohlen.

Dieser Beitrag stellt ausschließlich die Meinung des Verfassers oder des Interviewpartners dar. Er muss nicht zwangsläufig die Sichtweise der Epoch Times Deutschland wiedergeben.



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