Honig im Joghurt: Der Powermix für den Darm
Nährstoffe in zwei oder mehr Lebensmitteln können manchmal eine synergetische Wirkung haben. So können Nährstoffe, gleichzeitig verzehrt, zusammen eine positive Wirkung entfalten oder diese gegenseitig verstärken. Die Wirkung ist also stärker, als wenn das jeweilige Lebensmittel einzeln gegessen würde. In diesem Fall könnte man sagen: eins plus eins gleich drei.
Der jüngste Beweis für dieses Phänomen stammt aus zwei Studien. Dabei untersuchten die Forscher, wie sich die Kombination von Honig und Joghurt, einer Nahrungsquelle für probiotische Bakterien, auf das Darmmikrobiom auswirkt. Demnach trägt ein Esslöffel Honig in einer Portion Joghurt dazu bei, dass die nützlichen Mikroben länger im Darm überleben.
„Wir waren an der kulinarischen Kombination von Joghurt und Honig interessiert, die in der mediterranen Ernährung üblich ist, und daran, wie sie sich auf das gastrointestinale Mikrobiom auswirkt“, sagt Hannah Holscher in einer Erklärung.
Sie ist außerordentliche Professorin in der Abteilung für Lebensmittelwissenschaft und menschliche Ernährung an der University of Illinois Urbana-Champaign in den USA und Mitautorin der beiden Studien.
Probiotika verhelfen zu einem gesunden Geist und Körper
Die beiden Studien erschienen jeweils im März und August 2024 in der Fachzeitschrift „The Journal of Nutrition“ (TJN). Die Forschung bestand aus einer In-vitro-Studie, gefolgt von einer klinischen Studie mit menschlichen Teilnehmern.
Laut den Forschern der klinischen Studie wiesen frühere Studien darauf hin, dass Probiotika die Darmtransitzeit verkürzen können. Darunter versteht man die Zeit, die Lebensmittel benötigen, um den gesamten Verdauungstrakt zu passieren. Das kann dazu beitragen, Verstopfung und andere Magen-Darm-Beschwerden zu lindern.
Einige Forschungsergebnisse deuten auch darauf hin, dass Probiotika die Wahrnehmungs- und Denkprozesse (Kognition) und die Stimmung steigern können. So ergab eine klinische Studie aus dem Jahr 2013, dass sie das Gedächtnis verbessern können. Ferner brachte eine klinische Studie aus dem Jahr 2019 Probiotika mit einer Verringerung von Depressionen und Angstzuständen in Verbindung.
In-vitro-Studie: Honig erhöht Überleben von Probiotika
Im Rahmen der In-vitro-Studie simulierten die Forscher die menschliche Verdauung. Dabei untersuchten sie, wie sich vier Honigsorten auf das Überleben des Probiotikums Bifidobacterium animalis im Joghurt auswirken. Zu den getesteten Honigsorten gehörten Klee, Buchweizen, Luzerne und Orangenblüten.
Die Studienautoren züchteten die Mikroben in Petrischalen. Diese enthielten Lösungen, die verschiedene Komponenten der Verdauung nachahmten – Speichel, Magensäure, Darmgalle und Enzyme.
„Die Enzyme in unserem Mund, Magen und Darm helfen bei der Verdauung und erleichtern die Nährstoffaufnahme. Allerdings reduzieren sie auch die Lebensfähigkeit von Mikroben“, meinte Holscher in der Erklärung. „Das ist gut, wenn es sich um Krankheitserreger handelt, aber nicht unbedingt, wenn es um nützliche Bakterien geht.“
Den Ergebnissen nach verlängerte Honig zwar nicht das Überleben von Probiotika im Mund oder Magen, aber dafür im Darm. Dieser Vorteil bestand insbesondere bei Kleehonig.
Klinische Studie bestätigt Ergebnisse der In-vitro-Studie
In der klinischen Studie verzehrten 66 gesunde Teilnehmer zwei Lebensmittel für jeweils zwei Wochen – Joghurt mit Kleehonig und Joghurt ohne Honig. Die Probanden machten Angaben zu ihrem Stuhlgang und gaben Stuhlproben ab. Außerdem füllten sie Umfragen aus und nahmen an Tests teil, mit denen Kognition und Stimmung bewertet wurden.
Wie in der In-vitro-Studie zeigten die Ergebnisse, dass Kleehonig das Überleben der Probiotika im Darm unterstützt. Umgekehrt erlebten die Teilnehmer, die keinen Honig zu sich nahmen, nicht die gesundheitlichen Vorteile, die mit einer verbesserten Darmfunktion, Kognition oder Stimmung einhergehen.
In einer Folgestudie aßen 36 Teilnehmer Joghurt mit Honig, Joghurt ohne Honig und Joghurt mit Zucker. Wie in der ersten klinischen Studie überlebten bei Joghurt mit Honig die meisten Probiotika im Darm.
Warum schnitt Kleehonig am besten ab?
Kleehonig hat einige einzigartige Eigenschaften. Diese könnten dafür gesorgt haben, dass er effektiver das Überleben von Bifidobakterien unterstützt, erklärte Holscher in einer E-Mail an Epoch Times.
„Zum Beispiel war der Anteil an Glukose im Kleehonig am höchsten. Die Glukose könnte als Energiequelle für die probiotischen Bakterien gedient haben“, schrieb sie.
„Außerdem enthielt Kleehonig geringere Mengen an Enzymen, die langkettige Zucker, sogenannte Oligosaccharide, abbauen. Bifidobakterien können diese als Energiequelle nutzen.“ Dies führe dazu, dass mehr Energie zur Verfügung stehe, um die Probiotika auf ihrer Reise durch den Darmtrakt zu versorgen.
Ein dritter Faktor sei, dass Kleehonig möglicherweise bestimmte Antioxidantien enthält, die Probiotika vor der rauen Umgebung im Dünndarm schützen könnten, fügte Holscher hinzu.
Alles in Maßen genießen
Da Honig viel Zucker enthalte, warnt Holscher vor dem Verzehr von zu viel Honig. Die Deutsche Gesellschaft für Ernährung empfiehlt, weniger als 10 Prozent der täglichen Kalorien in Form von Zucker zu sich zu nehmen. Bei einer Gesamtenergiezufuhr von 2.000 Kalorien entspreche das 50 Gramm freien Zuckern. „Ein Esslöffel Honig hat etwa 64 Kalorien“, so Holscher.
Wer jedoch gesund ist und sich gesund ernährt, könne sich einen Esslöffel Honig leisten – vor allem kombiniert mit Naturjoghurt, einer guten Quelle für Eiweiß und Calcium.
Eine der interessantesten Erkenntnisse ihrer Arbeit sei, so Holscher, dass die übliche Kombination aus Joghurt und Honig einen funktionellen Nutzen habe.
„Die Mahlzeiten, die wir zu uns nehmen, bestehen aus Lebensmitteln in vielen verschiedenen Kombinationen. Es ist schön zu wissen, dass ein Duo, das zusammen gut schmeckt, zusammen auch gute Wirkung zeigt – zumindest aus der Sicht des Probiotikums“, schrieb sie.
Wert der Lebensmittelsynergie
Laut einem Forschungsartikel aus dem Jahr 2013 ist Lebensmittelsynergie „mehr als nur ein Zusatz“. Das bedeutet, dass das Ganze größer ist als die Summe seiner Teile. Der Grund dafür ist, dass die Kombinationen von Tausenden Bestandteilen in gesunden Lebensmitteln miteinander harmonieren.
Außerdem ist die Wirkung von Nährstoffen aus vollwertigen Lebensmitteln anders als die Wirkung von isolierten Nährstoffen, betonen die Autoren. Große klinische Langzeitstudien mit isolierten Nährstoffen zeigen in der Regel, dass diese entweder keine Wirkung haben oder schädlich sind. Aus diesem Grund halten die Forscher die Konzentration auf einzelne Nährstoffe anstatt auf Lebensmittel im Ganzen in vielerlei Hinsicht für kontraproduktiv.
Die TJN-Studie und andere Forschungsarbeiten verdeutlichen den Wert von Nahrungsmittelsynergien, die durch den gemeinsamen Verzehr gesunder Lebensmittel entstehen. Aufgrund des synergetischen Phänomens, das sich aus der Komplexität der Lebensmittelzusammensetzung ergibt, kann eine gesunde Ernährungsweise das Wohlbefinden besser fördern als die Einnahme von Vitamintabletten.
Dieser Artikel ersetzt keine medizinische Beratung. Bei Gesundheitsfragen wenden Sie sich bitte an Ihren Arzt oder Apotheker.
Zuerst erschienen auf theepochtimes.com unter dem Titel „Honey Added to Yogurt Boosts Probiotic Effect“. (redaktionelle Bearbeitung as)
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