Studie: Soziale Medien bergen erhebliche Risiken für junge Menschen
Der jüngste Bericht der American Psychological Association (APA) warnt davor, dass Social-Media-Plattformen, die für Erwachsene entwickelt wurden, nicht per se für Kinder geeignet seien. Diese Plattformen bergen für kleine Kinder eine Vielzahl an Risiken, so die Studie und weist darauf hin, dass „baldige Änderungen erforderlich sind“.
Junge Menschen benötigen aufgrund ihrer geistigen und emotionalen Verletzlichkeit ein höheres Maß an Schutz, heißt es in dem Bericht von April. Dies sei besonders wichtig für Kinder, die bereits unter psychischen Problemen oder anderen Entwicklungsproblemen leiden. „Die Altersangabe“, mahnt die Studie, „sagt noch nichts aus über die Fähigkeit, diese sozialen Medien zu nutzen“.
Trotz der Bemühungen von US-Abgeordneten, Standards zum Schutz von Minderjährigen festzulegen, wurden laut APA nur wenige sinnvolle Verbesserungen an Social-Media-Plattformen von der Tech-Industrie vorgenommen und auf Bundesebene wurden keine Richtlinien erlassen.
Erschwerend kommt hinzu, dass Tech-Lobby-Organisationen wie NetChoice aktiv kämpfen gegen staatliche Bemühungen, den Zugang zu sozialen Medien für Kinder einzuschränken.
Nach Angaben der APA ist die Gehirnentwicklung bei Kindern – beginnend im Alter von 10 bis 13 Jahren bis etwa Mitte 20 – mit einer hohen Sensibilität gegenüber sozialem Feedback verbunden.
Anders ausgedrückt: Kinder werden von Natur aus von Dingen angezogen, die ihnen Aufmerksamkeit, positives Feedback und Lob von Gleichaltrigen einbringen.
KI-empfohlene Inhalte – wie Bilder und Videos, die auf Social-Media-Plattformen wie TikTok erstellt oder verändert wurden – können Kinder besonders beeinflussen und süchtig machen. Kinder lassen sich auch leicht durch Gleichaltrige beeinflussen und sind durch deren Ablehnung schnell verunsichert.
Mangel an Selbstkontrolle
Sie sind folglich nur begrenzt in der Lage, ihre Impulse zu kontrollieren, und es fällt ihnen schwer, ein Verhalten zu unterlassen, das ihnen ein vorübergehendes Gefühl der Befriedigung verschafft – selbst wenn sie sich der möglichen, längerfristigen negativen Folgen bewusst sind.
Dieser Mangel an Selbstkontrolle kann dazu führen, dass Kinder Entscheidungen treffen, die auf sofortige Befriedigung ausgerichtet sind, wodurch sie leichter in die Fänge von Onlinestraftätern geraten und sich damit schaden können.
Wie die APA in ihrem Gesundheitsratgeber vom Mai 2023 feststellte, ist die Nutzung sozialer Medien an sich nicht grundsätzlich vorteilhaft oder schädlich für Kinder.
Welche Auswirkungen sie auf ein Kind hat, hängt davon ab, wie es online agiert und was es dort sieht. Auch spielen seine Stärken oder Schwächen eine Rolle sowie die Umgebung, in der es aufwächst.
Dennoch ist der APA zufolge eine „baldige Änderung notwendig“.
Jake Denton, wissenschaftlicher Mitarbeiter im Tech Policy Center der Denkfabrik Heritage Foundation, hält die Vorstellung, dass Kinder in einem bestimmten Alter bereit für den Umgang mit sozialen Medien seien, für „lächerlich“.
„Der Durchschnittserwachsene kann dem algorithmischen Targeting und Funktionen wie dem unendlichen Scrollen und der Jagd nach Likes und Followern nicht widerstehen“, sagt er gegenüber Epoch Times. „Das zieht selbst die stärksten Erwachsenen in ihren Bann. Die Vorstellung, dass ein Kind dem gewachsen sei, war schon immer verrückt.“
Er weist darauf hin, dass es nur wenige Sicherheitsfunktionen für Kinder in den sozialen Medien gebe. Zudem könnten diese von Kindern geschickt umgangen werden.
„Snapchat behauptet, ein ‚familienfreundliches Toolkit‘ zu haben, aber es ist offensichtlich wertlos, wenn die Eltern nicht wissen, wie es funktioniert“, fügt er hinzu. „Also benutzen die Kinder die Erwachsenenversionen, und so ziemlich jede Studie dazu zeigt, dass ihre psychische Gesundheit dadurch immens leidet.“
Soziale Medien machen krank und einsam
Ob Schlafmangel, Essstörungen oder Selbstmordgedanken – laut Denton sind die Auswirkungen der sozialen Medien auf Kinder Symptome einer viel ernsteren Krankheit.
„Diese Plattformen greifen die sich entwickelnden Gehirne dieser Kinder an, und obwohl die Anzeichen bei jedem Kind anders aussehen, liegt das gleiche Problem zugrunde“, sagt er. „Kein Kind sollte stundenlang vor seinem Telefon sitzen, während ihm auf der Grundlage eines psychologischen Profils zielgruppenspezifische Inhalte angezeigt werden.“
Laut Denton ist es nicht ungewöhnlich, dass man Gruppen von Kindern sieht, die mit dem Gesicht in ihre Geräte vertieft sind und einander SMS schicken, anstatt sich von Angesicht zu Angesicht zu unterhalten.
Wenn diese Kinder heranwachsen und mit der realen Welt zu tun haben, seien sie nicht in der Lage, mit anderen Menschen zu interagieren.
„Eine Epidemie, welche die Familien plagt“
„Die größte Rechtfertigung für die sozialen Medien ist, dass sie uns besser vernetzen“, erläutert er. „Aber jeder, der in den vergangenen 20 Jahren in der realen Welt gelebt hat, weiß, dass diese Plattformen uns nur noch weiter auseinandergebracht haben.“
Viele Erwachsene würden sich lieber in einem Nachrichten-Thread in den sozialen Medien vergraben, als mit ihrem Gegenüber zu sprechen. Und für ein Kind sei es von noch größerer Bedeutung, sich mit seinen Klassenkameraden auszutauschen, anstatt nur mit dem Handy zu chatten oder Videospiele zu spielen.
„Sie besitzen nicht einmal durchschnittlich die sozialen Fähigkeiten, mit denen andere selbstverständlich aufgewachsen sind“, sagt Denton. „Man braucht keine Studie, um zu merken, dass dieser Trend nicht in Ordnung ist.“
Ihm zufolge müssten Eltern verstehen, dass sie ihren Kindern keine Smartphones oder Ähnliches und auch keinen freien Zugang zur digitalen Welt geben dürfen. Außerdem sollten die Eltern selbst auch nicht immer nur aufs Handy schauen, mahnt er.
„Jeden Tag, wenn man durch die Stadt geht, sieht man ganze Familien, die in ihre Telefone vertieft sind“, bringt es Denton auf den Punkt. „Die Kinder folgen einfach dem Vorbild ihrer Eltern. Es ist eine Epidemie, welche die Familien plagt, nicht nur die Kinder. Es hat jedoch mehr negative Auswirkungen auf Kinder. Noch schlimmer ist es, wenn ein Elternteil ebenfalls süchtig ist. Dann gibt es keine Hilfe.“
Kinder brauchen Bestätigung
Julie Quist ist Vorstandsvorsitzende des US-amerikanischen Kinderschutzbundes Child Portection League. In einem Interview mit der Epoch Times bestätigte Quist, dass es noch keinen wirksamen Weg gibt, um die Gefahren für kleine Kinder in den sozialen Medien zu bekämpfen.
Sie beruft sich auf den Gesundheitsratgeber der APA aus dem Jahr 2023 und sagt: „Es ist heute eindeutig, dass Kinder unter psychischen Problemen leiden.“ Zwar seien die sozialen Medien nicht der einzige Faktor, spielten aber eine große Rolle in der Entwicklung von Kindern, führt Quist aus.
„Vieles davon hat mit der Indoktrinierung in bestimmte Denkweisen zu tun“, erklärt sie, „deshalb ist es wichtig zu verstehen, wie dies aus der Perspektive der sozialen Medien angegangen werden kann.“
Quist weist darauf hin, dass die Gehirne von Kindern noch nicht vollständig entwickelt seien, sodass die Reaktion eines Kindergehirns auf Reize ganz anders ausfalle, als die Reaktion eines ausgereiften Gehirns. Zudem seien soziale Medienplattformen so konzipiert, dass sie süchtig machen, sagt sie. Studien zeigen, dass Heranwachsende besonders anfällig für die Abhängigkeit von sozialen Medien seien.
„Sie brauchen Follower“, erläutert Quist und zählt weiter auf: „Wie viele Likes haben sie? Wie viele Freunde haben sie? Sie brauchen Bestätigung.“
„Wenn sie kein positives soziales Feedback erhalten, wirkt sich das auf ihre Psyche aus“, erklärt sie. Es mache sie unsicher und verletzlich. Es lässt sie nach allem greifen, was ihnen Sicherheit gibt. Das sei nicht immer positiv.
Anstatt in der realen Welt Beziehungen aufzubauen, würden die Kinder von heute ihr Bedürfnis nach Anerkennung mit Likes und Onlinespielen befriedigen.
Statt zu schlafen, würden sie nach Reaktionen scrollen. Langeweile führe zum Scrollen. Texting (das Tippen von Nachrichten) führe zu Sexting (Versenden eindeutig sexueller Botschaften), und das mache sie anfällig für gefährliche Menschen.
Schließlich, so Frau Quist, könnten Altersanforderungen und elterliche Kontrollen nur wenig ausrichten. Eltern müssten sich vielmehr mit ihren Kindern auseinandersetzen und mit ihnen von Angesicht zu Angesicht über die Werte und Ziele reden, die man im Leben anstreben sollte.
„Wenn wir das nicht tun“, warnt sie, „wird die Masse der sozialen Medien die Standards setzen.“
Dieser Artikel erschien im Original auf theepochtimes.com unter dem Titel „Social Media Poses Numerous Risks to Young Minds, Change ‘Needed Soon’, New Study Warns“. (deutsche Übersetzung nh)
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