Was wir aus der Energiewende lernen können – Teil 1: Technik

Die deutsche Energiewende stößt zusehends auf Hindernisse. Was den einen überrascht, haben andere lange erwartet: Zu ambitioniert seien die Ziele, zu unklar die Umsetzungsstrategie, zu groß das technische Unverständnis und zu gering die Sorgfalt. Was können wir daraus lernen? Eine Analyse in zwei Teilen.
Symbol einer (gescheiterten) Energiewende: Windräder in Deutschland
Durch Blitzschlag und Brand zerstörte Windkraftanlage in Deutschland.Foto: hansenn | iStock
Von 15. Februar 2025

„Deutschland verfolgt sehr ambitionierte Ziele für die Energiewende“ – das wissen nicht nur der Bundesrechnungshof, sondern auch Medien und Politik. Während Letztere die Umgestaltung der Energieversorgung auf allen Ebenen eher loben denn kritisieren, attestierte Ersterer in seinem Gutachten vom 7. März 2024:

Diese [Energiewende] ist jedoch nicht auf Kurs, sie hinkt ihren Zielen hinterher. Die Bundesregierung muss umgehend reagieren, um eine sichere, bezahlbare und umweltverträgliche Stromversorgung zu gewährleisten.“

Das Fazit macht die Fehlentwicklung der Energiewende offensichtlich.

Dafür sprechen nicht nur die immer schnelleren Auslagerungen von Industriebetrieben, steigende Insolvenzzahlen und Massenentlassungen, sondern auch Mahnungen vor bevorstehenden Blackouts. Kurz: Die Politik hat ihre im „Entwurf des integrierten nationalen Energie- und Klimaplans“ festgelegten und bis heute gültigen Ziele – „Bezahlbarkeit, Umweltverträglichkeit, Versorgungssicherheit“ – verfehlt.

Die Fehlentwicklung der vergangenen Jahrzehnte fußt im Wesentlichen auf drei Aspekten, die nachfolgend erläutert werden:

  • technisch-naturwissenschaftliches Unverständnis,
  • mangelnde wirtschaftliche Sorgfalt und
  • diffuses Programm- beziehungsweise Projektmanagement.

Werden die Ursachen der Probleme verstanden, ist ein Neubeginn der Energiewende möglich – und mittels einer funktionierenden und bezahlbaren Technologie Erfolg versprechend. Gelingt dies, besteht zugleich die Option, die Innovations- und Weltmarktfähigkeit der deutschen Wirtschaft wiederzuerlangen.

Die Energiewende ist wie ein Haus – ohne Fundament …

Wer ein Haus bauen möchte, kommt nicht umhin, die notwendige Investition zu prüfen und als ersten Anhaltspunkt die Durchführbarkeit heranzuziehen. Das gilt unabhängig vom Bauherren und ist auch vom Stab eines Ministeriums einzufordern. Dies gilt, bezogen auf die Energiewende, insbesondere für Technologien, bei denen Investitionen und ihre Abschreibung maßgeblich die jährlichen Kosten bestimmen.

Bei Energieanlagen sind die energiebezogenen Kosten oder konkreter Euro pro Megawattstunde (€/MWh) der Maßstab. Diese hängen selbstverständlich von der Art der Anlage, aber auch von Auslastung und Lebensdauer derselben ab. Für die CO₂-freien Stromerzeuger Nuklear-, Wind- und Solaranlagen ergibt sich folgendes Bild. Auf die Darstellung von Wasserkraft und Geothermie wird aufgrund der Einschränkung durch geologische Bedingungen verzichtet.

Windenergie ist die teuerste Option für eine grundlegende Energiewende.

Die Laufzeit (Abschreibezeitraum) und die Auslastung (Volllaststunden) eines Stromerzeugers beeinflussen die Stromkosten erheblich: Produziert ein Kraftwerk nur selten Strom, müssen dessen Erlöse dennoch sämtliche Kosten decken. Folglich ist dieser Strom teurer. Analog dazu kann ein Kraftwerk im Dauerbetrieb seine Kosten auf mehr Strom verteilen, wodurch die Preise sinken. Foto: Wolfgang G. Winkler

In dieser ersten Betrachtung erscheinen Solaranlagen als günstigste Option, gefolgt von Kernenergie und Windkraft. Sowohl bei Sonne als auch Wind sind indes noch die Kosten für Stromspeicherung und Back-up-Kraftwerke aufzuschlagen. Bei Nuklearanlagen kommen Brennstoff- und Entsorgungskosten sowie der Aufwand für Personal und Instandhaltung hinzu, wobei letztere auch bei Sonne und Wind im Bereich der Speicher und Kraftwerke zu berücksichtigen sind.

Bei gegenwärtiger Gesetzeslage wäre es nach dieser – im Sinn des Häuslebauers – fundamentalen Betrachtung nachvollziehbar, wenn die deutsche Politik Solarenergie den Vorzug gegeben hätte. Der massive Ausbau der Windparks ist indes nicht nachvollziehbar. Dies gilt insbesondere in den vergangenen Jahren, als deutliche Kostensenkungen von Solarzellen bereits erkennbar waren.

Notwendigkeit von Speichern im Gesetz fixiert

Es verwundert, dass die Politik offensichtlich auf derart einfache Methoden zur ersten Positionsbestimmung nicht zurückgegriffen hat, obwohl das Energiewirtschaftsgesetz (EnWG) in Paragraf 1 Absatz (1) die strategischen Politikziele definiert als „eine möglichst sichere, preisgünstige, verbraucherfreundliche, effiziente, umweltverträgliche und treibhausgasneutrale leitungsgebundene Versorgung der Allgemeinheit mit Elektrizität, Gas und Wasserstoff, die zunehmend auf erneuerbaren Energien beruht“.

In dieser Definition steht Sicherheit an erster Stelle. Dafür ist es notwendig, dass man jahreszeitliche Schwankungen des Energieangebots ausgleichen kann. Seit die Menschen sesshaft geworden sind, ist ihnen bekannt, dass sie ihre Ernte für den Winter speichern müssen. Warum dieser Grundstein der menschlichen Zivilisation im Rahmen der Energiewende in Vergessenheit geraten scheint, bleibt der Fantasie überlassen.

Zumindest indirekt erinnert das EnWG doch an diesen Grundsatz. Gemäß Paragraf 1 (2) Satz 1 ist „die Flexibilisierung im Elektrizitätssystem einschließlich der Nutzung von Energiespeichern“ gesetzlicher Auftrag. Darüber hinaus ist nach Paragraf 1 (4) 2 insbesondere der „Ausgleich von Angebot und Nachfrage nach Elektrizität an den Strommärkten jederzeit zu ermöglichen“. Paragraf 1 (4) 3 fordert zudem, „dass Erzeugungsanlagen, Anlagen zur Speicherung elektrischer Energie und Lasten insbesondere möglichst umweltverträglich, netzverträglich, effizient und flexibel in dem Umfang eingesetzt werden, der erforderlich ist, um die Sicherheit und Zuverlässigkeit des Elektrizitätsversorgungssystems zu gewährleisten“.

Ein Haus ohne Fundament und ohne Keller

Neben dem angesprochenen historischen Umstand gibt es noch einen wesentlichen, physikalisch bedingten Grund, ausreichend Speicherkapazität vorzuhalten: Leistung lässt sich entsprechend Bedarf nur erzeugen, wenn dazu ein ausreichendes thermodynamisches Potenzial etwa in Form von Brennstoff verfügbar und nutzbar ist. Die technische Basis, auf der fluktuierende Einspeisung erfolgen kann, ist folglich ein sicheres Netz, in dem ein wie auch immer gearteter Brennstoff regelbare elektrische Leistung erzeugt.

Eine Energiewende ohne zuverlässige, regelbare Grundlastversorgung ist zum Scheitern verurteilt.

Fluktuierende Einspeisung allein ist prinzipiell ungeeignet, ein stabiles Netz zu garantieren. Diese kann nur auf Basis einer zuverlässigen und regelbaren Grundversorgung funktionieren und – wenn im Überfluss vorhanden – zur Erzeugung eines Speichergases genutzt werden. Foto: Wolfgang G. Winkler

Um jederzeit die Energieversorgung zu gewährleisten, sind mit Brennstoff versorgte Kraftwerke erforderlich, deren Regelfähigkeit die fluktuierende Einspeisung ausgleichen kann. Die dafür nötigen Brennstoffe sind heute weitgehend fossiler Natur. In Zukunft können diese auch elektrochemisch im Rahmen einer Kohlenstoffkreislaufwirtschaft aus CO₂ und Wasser umgewandelt werden. Epoch Times berichtete. Als grüner Energieträger bietet sich hierbei insbesondere Ethen (C₂H₄), auch bekannt als Ethylen, an.

Ein Vorratskeller, um ausreichend Brennstoff zu speichern, existiert in Deutschland jedoch nicht, ebenso wenig wie Anlagen, um diesen Keller zu füllen. Statt auf eigene Speicher zu bauen, ist Deutschland auf teure, steigende Ex- und Importe angewiesen – erstere, wenn Sonne und Wind zu viel Strom liefern, letztere, wenn ihre Einspeisungen ausbleiben.

Energiewende: Gefangen zwischen Vergangenheit und Zukunft?

Das Haus der Energiewende, um bei dieser Analogie zu bleiben, steht auf wackeligen Füßen und droht einzustürzen – erst recht, wenn in der jetzigen Form weitergebaut wird und zahlreiche Windräder auf diesem Haus errichtet werden sollen:

Einerseits zeigt eine Studie aus dem Jahr 2021, dass Windenergie die gesamte Stromerzeugung deutlich verteuert sowie wegen häufiger Totalausfälle umfangreiche Reservekraftwerke zur Sicherung der Versorgung erfordert. Damit muss trotz zahlreicher Windparks ein Kraftwerkspark vorgehalten – und finanziert – werden, der den gesamten Strombedarf sicher abdecken kann. Die Behauptung, Sonne und Wind ergänzen sich perfekt und dadurch weniger Reservekraftwerke benötigt werden, hat sich als falsch herausgestellt.

Andererseits kommen mögliche gesundheitsschädliche Belastungen der Anwohner durch Infraschall und Lärm sowie eine nachhaltige Beeinträchtigung durch Mikroplastik, Flächenverbrauch, praktisch nicht mehr zu entfernende Reste der Fundamente und zerstörte Lebensräume erst nach und nach in der öffentlichen Debatte an.

Gibt es Alternativen? Ja, verschiedene. Zwei sollen im Folgenden kurz vorgestellt werden:

  • Seit Jahrzehnten hat sich die klassische Energietechnik bewährt. Dieser Ansatz vereint insbesondere Bezahlbarkeit und Zuverlässigkeit und schuf nicht nur für Deutschland die Grundlage für Wachstum von Wirtschaft und Wohlstand. Da eine vollständig auf Kernenergie basierende Zukunft bis zur Realisierung der Kernfusion unwahrscheinlich scheint, sind Emissionen in diesem Szenario bis auf Weiteres unvermeidbar.
  • Bislang nur in der Theorie existiert die Kohlenstoffkreislaufwirtschaft, die – auf Solarenergie basierend – alle politischen Vorgaben hinsichtlich Emissionsfreiheit erfüllt. Emissionen, die auch in diesem Szenario entstehen, werden im Sinne des Recyclings zurückgeführt und für die Herstellung synthetischer Brennstoffe genutzt. Da sich diese in teils vorhandenen Speichern lagern lassen, kann jederzeit eine zuverlässige Versorgung garantiert werden. Zum Nulltarif ist das nicht möglich, die prognostizierten Kosten liegen jedoch weit unterhalb derer der Energiewende.

Die bisherige Energiewende befindet sich technisch betrachtet irgendwo dazwischen und vereint – so muss leider festgehalten werden – die schlechten Dinge beider Ansätze: Weder ist die Energieversorgung zuverlässig noch emissionsfrei. Zudem treiben sowohl die Fokussierung auf Wasserstoff als Speichergas als auch die erforderlichen Stromimporte die Kosten in die Höhe.

Gegenüberstellung der klassischen Energietechnik, der Energiewende einschließlich ihrer Widersprüche und einer Kohlenstoffkreislaufwirtschaft. Foto ts/Epoch Times nach Wolfgang G. Winkler

Sind 100 Prozent Solar überhaupt realistisch?

In aller Kürze: Ja. Die Erklärung hängt jedoch von der Perspektive ab. Nahezu alle sogenannten erneuerbaren Energien beruhen auf der Sonne: Biomasse wächst durch Sonne und Regen, Wasserkraft beruht auf dem solar angetriebenen Wasserkreislauf aus Verdunstung und Regen, Windkraft nutzt den sonnenbedingten Druckunterschied der Atmosphäre und selbst die fossilen Brennstoffe wie Kohle, Öl und Gas entstanden einst aus Pflanzen.

Anzumerken bleibt dabei, dass sich Energie physikalisch betrachtet weder gewinnen noch verbrauchen, sondern nur umwandeln lässt, weshalb sie nicht „erneuerbar“ wie im Gesetz festgeschrieben, sondern allenfalls „unerschöpflich“ sein kann. Letzteres ist physikalisch ebenfalls fraglich. Politisch versteht man unter dem Begriff eine CO₂-freie Energiebereitstellung, vorrangig aus Wind und Sonne.

Ausgehend von dem Umstand, dass ein Großteil der von uns bereits heute genutzten Energieformen auf Sonnenenergie beruht, liegt die direkte Nutzung nahe. Rechnerisch steht dem nichts entgegen:

Die Sonne sendet unablässig Energie ins Weltall. Wie viel Energie auf der Erde ankommt, beschreibt die Solarkonstante. Sie beträgt in Abhängigkeit des Abstandes zwischen Erde und Sonne zwischen 1.325 und 1.420 Watt pro Quadratmeter (W/m²). Bezogen auf die gesamte, der Sonne zugewandten Erdoberfläche summiert sich dies auf rund 174 Petawatt (10¹⁵ Watt) Leistung. Der Weltenergiebedarf betrug 2023 seinerseits rund 172 Petawattstunden. Das heißt, die Sonne schickt in einer Stunde etwa so viel Energie zur Erde, wie die gesamte Menschheit in einem Jahr benötigt.

Selbst wenn der Energiebedarf der Menschheit weiter steigt und die Atmosphäre bei klarem Wetter etwa ein Viertel und bei leichten Wolken etwa die Hälfte der Energie blockiert, ist die Energie auf der Tagesseite mehr als ausreichend. Das Problem sind die Nächte und die Jahreszeiten. Daher sind Speicher nötig – oder weltumspannende Energienetze, die ganze Kontinente versorgen können.

Auch Deutschland kann sich selbst versorgen

Während letzteres in naher Zukunft ebenso unwahrscheinlich erscheint wie die zeitnahe Realisierung der Kernfusion, ist die Speicherproblematik prinzipiell lösbar. Dafür ist jedoch wiederum ein anderer Ansatz nötig als jener der Großbatterien, der im Rahmen der aktuellen Energiewende verfolgt wird.

Die Erfahrungen der Gasindustrie zeigen, dass etwa bis zu einem Drittel des Jahresverbrauchs in Speichervolumen für einen sicheren Betrieb vorzusehen sind. Die dazu notwendigen Größenordnungen der Anlagen können ähnlich einfach bestimmt werden wie die Kostenabschätzung zu Beginn des Hausbaus. Der Richtwert dieser energetischen Betrachtungen sollte dabei zunächst im Bereich aktueller Werte liegen.

Vor wenigen Jahren lag der Primärenergiebedarf Deutschlands bei rund 3.400 Terawattstunden (TWh). Dieser Wert – vergleichbar mit den Werten vor den letzten Krisenjahren – soll im Folgenden als Auslegungswert dienen. Für die Endenergie wurde ein Bedarf von 2.400 TWh abgeschätzt.

Sollen diese mit Solarenergie bereitgestellt werden, muss beachtet werden, dass die Sonne nicht immer scheint. Damit während der verbleibenden 1.000 Volllaststunden – dieser Wert beruht auf Erfahrungswerten – die nötige Energie bereitgestellt werden kann, muss die Spitzenleistung der Solaranlagen 3.400 Gigawatt (GW) betragen. Derzeit sind es etwa 100 GW.

Sorgen um großflächige Überbauung von Ackerflächen sind jedoch unangebracht. Bei einem spezifischen Flächenbedarf von 5 Quadratmetern pro Kilowatt beziehungsweise 5 Quadratkilometern pro Gigawatt sind dafür 17.000 Quadratkilometer Fläche erforderlich. Das ist etwa ein Drittel der bundesweiten Siedlungs- und Verkehrsfläche von über 51.900 Quadratkilometer oder rund 70 Prozent der bereits versiegelten Fläche Deutschlands. Mit anderen Worten: Werden vorhandene Dachflächen sowie Parkplätze und Verkehrswege zur Installation genutzt, muss kein Feld und keine Wiese geopfert werden. Hauswände bieten weiteres Potenzial.

Unterstellt man zudem mindestens ein ähnliches Verhältnis von Endenergie zu Primärenergie wie heute – einen gleichbleibenden Wirkungsgrad –, so lassen sich damit ebenfalls etwa 2.400 TWh Endenergie bereitstellen.

Ausreichend Speicher bereits vorhanden

Mit der Bereitstellung von Energie allein ist es indes nicht getan. Insbesondere bei Verwendung fluktuierender Energiegewinnung muss diese gespeichert werden. Die häufig zitierte Lösung mit Großbatterien scheitert an den Investitionskosten von mindestens 80 Euro pro Kilowattstunde. Soll allein ein Drittel des aktuellen Jahresstromverbrauchs auf diese Weise vorgehalten werden, belaufen sich die Kosten bereits auf über zehn Billionen Euro. Die Elektrifizierung von Verkehr und Heizung verlangt – bei identischer Speicherquote von 1⁄3 – bereits über 26 Billionen Euro. Um ein Drittel der Primärenergie zu speichern, erhöhen sich die Kosten auf über 90 Billionen Euro.

Speicher in Form von Pumpspeicherkraftwerken kommen aufgrund eingeschränkter geologischer und geografischer Möglichkeiten in Deutschland nicht infrage. Damit wird die Energiespeicherung im erforderlichen Maßstab nur mithilfe von synthetischen Gasen erfolgen können. Dies hat zugleich den Vorteil, dass die vorhandene Erdgasinfrastruktur genutzt werden kann, was zugleich die Kosten reduziert.

Auch hier ist jedoch festzuhalten, dass die favorisierte Variante – Wasserstoff – nur bedingt zielführend ist. So fassen die vorhandenen deutschen Erdgasspeicher rund 250 TWh. Diese Kapazität bleibt unverändert, wenn statt Erdgas synthetisch erzeugtes Methan (CH₄) verwendet wird. Füllt man die Speicher indes mit Wasserstoff (H₂), sinkt die Speicherkapazität auf etwas über 60 TWh. Da dies durch die Stoffeigenschaften bedingt ist, lässt sich der Kapazitätsverlust nur durch Verwendung anderer Stoffe umgehen. Die Nutzung von Ethen (C₂H₄) erlaubt aus demselben Grund eine Vervierfachung des Energieinhalts in den vorhandenen Erdgasspeichern auf über 1.000 TWh.

Vergleich der einspeicherbaren Energie in vorhandenen deutschen Gasspeichern mittels H₂, CH₄ und C₂H₄. Foto: Wolfgang G. Winkler

Mit wenigen Rechnungen lässt sich so ein gangbarer Weg eingrenzen. Details und entsprechende Modifikationen sind in der Folge Gegenstand der Detailplanung. Wenngleich Wasserstoff im Verkehrssektor zukünftig seine Einsatzmöglichkeiten finden könnte, so ist die Sicherstellung der Energieversorgung einer modernen Industriegesellschaft auf der Basis von H₂ eine Illusion.

Gesetz erzwingt technischen Fortschritt

Um das Ziel der Klimaneutralität zu erreichen, definiert der „Entwurf des integrierten nationalen Energie- und Klimaplans“ die „Zielarchitektur der deutschen Energiewende“ durch die zwei gleichrangigen Ziele „Steigerung der erneuerbaren Energien (EE)“ und „Steigerung der Energieeffizienz“. Letzteres beinhaltet nichts anderes als die zwangsweise Verbesserung der Energieeffizienz zur Vermeidung von CO₂-Emissionen.

Obwohl Solaranlagen oder Windräder zwar den Anteil der Erneuerbaren steigern, führen sie nicht zwingend zu einer Steigerung der Energieeffizienz. Auch E-Autos und Wärmepumpen tragen nicht unbedingt zu diesem Ziel bei, wenn ihr Betrieb mit großen Energieverlusten bei Umwandlung und Speicherung erkauft wird. Die Umstellung auf eine Kohlenstoffkreislaufwirtschaft birgt einen weiteren entscheidenden Vorteil. Sie macht das bislang weitgehend unerreichte Ziel der Steigerung der Energieeffizienz überflüssig:

Bei fossiler Primärenergie ist der Ansatz zur Verminderung der CO₂-Emissionen durch Verbesserung der Systemeffizienz nachvollziehbar. Folgt man bei der Brennstofferzeugung indes dem Vorbild der Natur und führt das CO₂ in einen (geschlossenen) Kreislauf, bleibt das vermeintliche Klimagas grundsätzlich innerhalb der Bilanzgrenzen.

Damit jedoch sind die CO₂-Emissionen des Gesamtsystems folglich von der Effizienz der nachgeschalteten Verbraucher entkoppelt. Jede rechtliche Vorschrift, ob auf nationaler, europäischer oder globaler Ebene zur Verbesserung der Energieeffizienz, „um CO₂-Emissionen zu vermeiden“, ist somit überflüssig – und wegen Unverhältnismäßigkeit vermutlich sogar rechtswidrig.

Wärmepumpen überflüssig, Steigerung der Energieeffizienz nicht erforderlich

Mit anderen Worten: In der Kohlenstoffkreislaufwirtschaft spielt es keine Rolle, wie gut oder schlecht ein Haus gedämmt oder welche Heizung verbaut ist. Gleiches gilt für Industrieanlagen oder andere technische Infrastruktur. Das schließt die Sinnhaftigkeit einer Steigerung der Energieeffizienz aber nicht aus. Diese folgt jedoch dem Rahmen der technisch-wirtschaftlichen Entwicklung und nicht staatlichen Vorgaben. Gehen Effizienzsteigerungen mit Kostenersparnissen einher, werden diese sich von selbst durchsetzen.

Im konkreten Beispiel wird ein Hauseigentümer sich bemühen, seine Heizkosten zu senken, wenn ihm diese zu hoch sind und nicht aufgrund politischer Vorgaben eine funktionierende Heizung austauschen.

Der Weiterbetrieb der alten Heizung und vorhandener Anlagen schont auch die Ressourcen. Ein weiterer wesentlicher Aspekt ist die Einsparung der zu erwartenden Investitionskosten. Allein die Sanierung von rund 22 Millionen Gebäuden in Deutschland führt zu Investitionssummen von 1,8 bis 4,4 Billionen Euro – plus die noch nicht erfassten Umbaukosten der Industrie und der weiteren Infrastruktur. Kosten von zehn Billionen Euro sind hier erwartbare Größenordnungen.

20 Jahre Energiewende – Was lernen wir daraus?

Zuerst bleibt festzuhalten, dass bei der bisherigen Umsetzung der Energiewende die technisch-wissenschaftlichen Grundlagen, wie im EnWG bereits in Paragraf 1 hinreichend erläutert, nicht beachtet wurden. Dies beinhaltet und führte unter anderem zu:

  • einem Stückwerk von Einzelmaßnahmen statt eines bezahlbaren Versorgungskonzepts der deutschen Volkswirtschaft, einschließlich
  • Erlassen von Gesetzen, die einander und anderen Planungen entgegenwirken
  • unberechenbarer Einspeisung aufgrund von Planung mit Mittelwerten bei Vernachlässigung jahreszeitlicher Schwankungen,
  • nicht ausreichendem erneuerbarem Potenzial (Brennstoff) und ungenügender Kraftwerkskapazität zur Sicherung der Netzstabilität,
  • Erhöhung der erforderlichen Netzeingriffe (Redispatch) zur Gewährleistung der Versorgungssicherheit,
  • Fehlplanungen bei heimischer Wasserstofferzeugung sowie Wasserstoffimporten
    sowie infolge all dessen zu
  • steigenden Strompreisen aufgrund gestiegener Netzentgelte, Umlagen und Stromgestehungskosten, einschließlich Beschaffungs- und Rohstoffkosten sowie proportional steigenden Steuerabgaben und
  • Umweltschäden und irreversible Zerstörung von Naturflächen durch überdimensionierten Ausbau der Windkraft.

Die bisherige Energiewende zeigt außerdem, dass

  • die als Speicheroption vorgesehenen Batterien als Gesamtlösung zu teuer sind und
  • Wasserstoff wegen seiner zu geringen volumetrischen Energiedichte nicht als strategischer Energiespeicher in vorhandener Infrastruktur taugt.

Eine Neuauflage der Energiewende kann nahezu all diese Herausforderungen lösen, einschließlich

  • Gewährleistung der Versorgungssicherheit und Sicherstellung einer strategischen Energiereserve durch
  • Vervierfachung der Speicherkapazität in den vorhandenen Erdgasspeichern auf über 1.000 TWh,
  • vollständige CO₂-Neutralität bei gleichzeitiger
  • Senkung der Belastung für Verbraucher und Wirtschaft durch
  • Vermeidung kostenintensiver, aber unwirtschaftlicher Steigerungen der Energieeffizienz
  • Schutz von Ressourcen und Natur durch Verwendung vorhandener Anlagen, Infrastruktur und Flächen

Lesen Sie im zweiten Teil dieser Analyse, welche politische Lehren sich aus der Energiewende ziehen lassen.



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