Deutschland bleibt Stromimportland – und zahlt dafür Milliarden
Das Jahr 2024 ist vorbei. Mit Dunkelflauten, Unter- und Überangeboten an Strom und einem Rekordstrompreis war es ein turbulentes Jahr für die Netzbetreiber. Jetzt ist ein weiterer Punkt gewiss: Seit dem Abschalten der letzten deutschen Kernkraftwerke bleibt Deutschland ein Stromimportland.
Minus bei der Handelsbilanz
Im vergangenen Jahr haben die deutschen Netzbetreiber laut dem Energieportal „stromdaten.info“ 77.377 Gigawattstunden (GWh) an Strom aus dem Ausland importiert (Stand: 1. Januar 2025). Die Exportmenge lag jedoch nur bei 48.526 GWh. Das bedeutet ein Minus oder Importüberschuss in der Jahresbilanz von 28.851 GWh.
Im Vergleich mit den Vorjahren zeigt sich zudem, dass der Saldo von Deutschlands Stromhandel immer weiter in den Import abrutscht. Oder anders ausgedrückt: Deutschland ist immer häufiger auf Stromlieferungen von seinen Nachbarländern angewiesen. Strom aus dem Ausland wird für Deutschland immer wichtiger.
Im Jahr 2023 wies die Jahresbilanz lediglich einen Importüberschuss von 11.652 GWh auf. Ein weiteres Jahr früher, als die Kernkraftwerke noch am Netz waren, konnte Deutschland mehr Strom exportieren als importieren. Der Exportsaldo lag im Jahr 2022 im positiven Bereich bei 26.835 GWh.
Wo der Strom herkommt
Obwohl Deutschland keine eigenen Kernkraftwerke mehr im Betrieb hat, fließt dennoch indirekt teilweise Strom von Kernkraftwerken aus unseren Steckdosen. Denn der größte Lieferant war im vergangenen Jahr Frankreich. Dort produzieren Kernkraftwerke rund zwei Drittel des französischen Stroms, der auch zum Export bereitsteht.
Während Deutschland an Frankreich in Summe 3.080 GWh lieferte, erhielt die Bundesrepublik ganze 15.980 GWh von dem Nachbarland. Der Stromaustauschsaldo lag 2024 somit bei rund 12.900 GWh.
Dabei ist die importierte Strommenge aus Frankreich angestiegen. Im Jahr 2023 hat Deutschland noch 9.340 GWh von dort bezogen, der Importüberschuss lag bei lediglich 420 GWh und war somit fast ausgeglichen. Hinzu kommt, dass sich im Jahr 2024 die monatlichen Importe im Vergleich zu 2023 mehr als verdoppelt haben. So waren es im November 960 GWh.
Auch von anderen Ländern wie Dänemark, Norwegen, Schweden, Polen, Belgien, Niederlande und der Schweiz erhielt Deutschland in der Jahresbilanz mehr Strom, als es diesen Ländern jeweils abgab.
Deutschlands steigende Stromnachfrage bei seinen Nachbarländern kam im Laufe des vergangenen Jahres bei diesen nicht immer so gut an. Insbesondere Schweden und Norwegen überlegen ernsthaft, den Stromhandel mit Deutschland künftig zu reduzieren.
Immer höhere Kosten
Den Strom erhielt Deutschland jedoch nicht zum Nulltarif. „Importierter Strom ist immer erheblich teurer als selbst produzierter – auch wenn der Marktpreis sehr schwankt“, erklärte bereits der Kernenergietechniker Manfred Haferburg gegenüber der Epoch Times. Die Nachbarländer lassen sich ihre Stromexporte an Deutschland gut bezahlen.
Tatsächlich sind die Stromhandelskosten laut dem Energieportal „stromdaten.info“ für Deutschland im Jahr 2024 so hoch gewesen wie noch nie zuvor. Den Einnahmen von 3,07 Milliarden Euro durch die Stromexporte standen Importkosten von 5,42 Milliarden Euro gegenüber (Stand 1. Januar 2025). Demnach dominiert auch bei den Kosten ein deutlicher Minusrekord von 2,35 Milliarden Euro.
Mit Blick auf die Vorjahre ist ein Negativtrend zu beobachten. Bis zum Jahr 2022 verzeichnete die Bundesrepublik jedes Jahr noch Einnahmen, 2022 lag das Plus bei 4,35 Milliarden Euro. Dann ging es schlagartig bergab. Bereits im Folgejahr war die Bilanz mit 1,51 Milliarden Euro im Minus. Im Vorjahr vergrößerte sich das Manko weiter.
Im Jahr 2024 gab es einen weiteren für die Befürworter der Energiewende erfreulichen Rekord: Die Erneuerbaren konnten im dritten Quartal dank günstiger Wetterverhältnisse einen Anteil von 63,4 Prozent der Stromerzeugung ausmachen. Das ist so viel wie noch nie zuvor, wie das Statistische Bundesamt Anfang Dezember berichtete.
Redispatch-Rekord
Ein weiterer Rekord entstand im vergangenen Jahr bei der Anzahl der Redispatch-Maßnahmen. Dabei handelt es sich um Eingriffe der Netzbetreiber in die Erzeugungsleistung von Kraftwerken, um die Stromnetze zu stabilisieren. Damit schützen die Energieunternehmen damit Leitungsabschnitte vor Überlastung.
Im Jahr 2024 mussten die Netzbetreiber insgesamt 17.313 Mal solch einen Eingriff vornehmen. Im Vergleich zur Anzahl der 15.192 Eingriffe vom Jahr zuvor ist das eine Zunahme um 14 Prozent. Noch größer ist der Unterschied im Vergleich mit dem Jahr 2014. Ein Jahrzehnt zuvor waren nur 3.459 Eingriffe nötig.
Diese Eingriffe bedeuten weitere Kosten in Milliardenhöhe für den Staat und somit für die Steuerzahler. Nach einer Schätzung des Bundesverbands der Energie- und Wasserwirtschaft belaufen sich die Redispatch-Kosten für 2024 auf 2 Milliarden Euro.
Das bedeutet einen Rückgang, nachdem 2023 die Eingriffe rund 3,2 Milliarden gekostet haben. Der Bundesverband nannte als einen Grund für die gesunkenen Ausgaben die schnelleren Genehmigungsverfahren von erneuerbaren Energieanlagen.
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