Neandertaler drehten Stricke: Mehr als 40.000 Jahre alte Schnurreste an Steinwerkzeug entdeckt
Wissenschaftler, unter anderem des Centre national de la recherche scientifique (CNRS), entdeckten das Feuersteinfragment in der prähistorischen Fundstätte Abri du Maras in Südfrankreich. Bereits zuvor konnten die Archäologen eine Begehung des Felsvorsprunges durch den Neandertaler nachweisen. Doch die eigentliche Sensation liegt im Detail.
Tatsächlich befand sich auf dem Stein der älteste Nachweis von Schnurherstellung. Datierungen zufolge sind die organischen Reste mehr als 40.000 Jahre alt. Somit stellt der aktuelle Fund die bisher ältesten bekannten Faserfunde (ca. 19.000 Jahre alt) aus Ohalo II in Israel in den Schatten. (Bisherigen Forschungen zufolge lebte der Neandertaler zwischen 350.000 und 28.000 Jahren vor Christus in Europa.)
Eine Schnur mit verworrenem Geheimnis
Die mikroskopische Analyse zeigte zudem, dass die organischen Überreste auf dem sechs Zentimeter großen Steinwerkzeug miteinander verflochten waren. Dies sei laut den Wissenschaftlern ein klarer Beweis für eine Veränderung durch den Menschen.
Bei einem genaueren Blick zeigen die Aufnahmen insgesamt drei Bündel gedrehter Fasern, die zu einer Schnur zusammengebunden waren. Insgesamt besaß die Schnur eine Länge von gerade einmal fünf Millimetern. Möglicherweise könnten die Neandertaler die Schnur einst als Griff um das Werkzeug gewickelt haben. Die Reste könnten aber auch Teil eines Netzes oder einer Tasche gewesen sein, die das Werkzeug enthielt.
Darüber hinaus ergab die spektroskopische Analyse einen Hinweis über das Material, aus dem die Schnur bestand. So wurden die Stränge aus der inneren Rinde eines nicht blühenden Baumes, wahrscheinlich eines Nadelbaumes, hergestellt. Für die Forscher verdeutlicht diese Entdeckung unerwartete die kognitiven Fähigkeiten der Neandertaler, die nicht nur ein gutes mathematisches Verständnis für das Drehen der Fasern hatten, sondern auch eine genaue Kenntnis des Baumwachstums.
Die Wissenschaftler veröffentlichten ihre Ergebnisse in dem Online-Fachblatt „Scientific Reports“.
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