Corona-Maßnahmen erst „zu zögerlich, dann überzogen“: Experten im sächsischen Landtag
Hohe Kosten von rund 1 Billion Euro, erhebliche Freiheitsbeschränkungen und hohe sekundäre Kollateralschäden seien Folgen der deutschen Corona-Politik, so Alexander Kekulé, Professor für Virologie und Mikrobiologie. Auch Christian Drostens Vorgänger am Institut für Virologie an der Berliner Charité, Detlev Krüger, übte deutliche Kritik.
0
Beim Corona-Untersuchungsausschuss („Untersuchung der Krisenpolitik der Staatsregierung im Zusammenhang mit SARS-CoV-2 und COVID-19“) im sächsischen Landtag in Dresden am 14.04.2025 wird der Virologe Prof. Dr. Alexander S. Kekulé befragt.
Alexander S. Kekulé ging mit der Corona-Politik der Bundesregierung hart ins Gericht. Der Professor für Mikrobiologie und Virologie war als Sachverständiger im Corona-Untersuchungsausschuss des Sächsischen Landtags am Montag, 14. April, geladen.
Für Kekulé hat Deutschland am Anfang zu zögerlich gehandelt. Wo eine Eindämmung des Virus noch möglich gewesen wäre, dem 22. Januar 2020, hätte es vom damaligen Präsident des Robert-Koch-Institut (RKI) Lothar Wieler geheißen, das Virus würde wahrscheinlich nicht nach Europa kommen.
Durch Einreisekontrollen und Nachverfolgung der eingeschleppten Infektionen, zum Beispiel über den Flugverkehr aus China, hätte man möglicherweise den Virus abschotten oder Zeit gewinnen können. „Ist abgelehnt worden, aus wirtschaftlichen Interessen“, erklärte Kekulé.
Christian Drosten als Regierungsberater habe gesagt, es sei zu früh, Alarm zu schlagen, berichtet der Virologe. Später habe Drosten dann gesagt, er glaubt, es werde nicht schlimmer als eine normale Erkältung. „Es wurde damals einfach die Gefahr, die Krise als solche nicht erkannt“, so Kekulé.
Später sei der Virus zunehmend auf immunisierte Personen getroffen, ob genesen oder später geimpft. Er steigerte seine Ansteckungsfähigkeit, seine krankmachende Wirkung schwächte jedoch ab.
Jüngere und sozial aktive Bevölkerungsgruppen hätten sehr bald einen automatischen Schutz gehabt, noch bevor die Corona-Impfung da war, so Kekulé.
Die Omikron-Variante sei dann nur noch wie ein grippaler Infekt gewesen.
Eigentlich waren es die Alten und Vorerkrankten, die man hätte schützen müssen. Das sei zu wenig zielgerichtet geschehen, kritisierte der Virologe.
Virologe: Kontaktbeschränkung wirksamstes Mittel
Vom Maskentragen bei den Kindern hält der Virologe wenig, und die Schulschließungen hätte man durch frühzeitige andere Maßnahmen verhindern können, insbesondere durch Luftreinigung in geschlossenen Räumen und Schnell- und Pooltests.
Eine Studie aus Berlin sei von Drosten und seinem Institut so interpretiert worden, dass Kinder wahrscheinlich genauso ansteckend seien wie Erwachsene.
„Also seit Ende 2020 ist klar, Kinder sind definitiv weniger ansteckend als Erwachsene“, erklärte der Mikrobiologe.
Wenn die Nachverfolgung überlastet sei, was in Deutschland der Fall war, dann sei man gezwungen, eine Folgenminderung – als Vermeidung des Schlimmsten – zu verfolgen, so Kekulé.
Kontaktbeschränkungen seien dann das wirksamste Mittel, um Infektionsketten zu unterbrechen, wenn man es bis dahin kommen lasse, so der Mikrobiologe.
Die durchgeführten Maßnahmen seien kritisch zu sehen, wegen der sekundären Kollateralschäden, die es in Deutschland in hohem Maße durch die Corona-Politik gegeben hätte.
Hygieneregeln wie Händewaschen, in die Ellenbeuge niesen und kein Händedruck hätten bei den späteren Varianten keine Wirkung gehabt.
Zumindest bei den höher ansteckenden Varianten, die über die Luft übertragen worden seien, so Kekulé. „1,5 Meter Abstand seinen für solch ein Virus nichts“, so Kekulé.
Auch die Corona-Warn-App in Deutschland sei unwirksam gewesen, weil das Geotracking aus Datenschutzgründen nicht mit hereingenommen worden sei.
Corona-Untersuchungsausschuss im Sächsischen Landtag in Dresden am 14.04.2025.
Foto: Matthias Kehrein/Epoch Times
Krüger: Keine validen Daten
Auch der ebenfalls als Sachverständige in den Corona-Ausschuss geladene Virologe Prof. Dr. Detlev Krüger kritisierte die Maßnahmen der Bundesregierung deutlich.
Der langjährige Direktor der Virologie der Charité Berlin als Vorgänger von Drosten führte auf, dass es keine validen Daten zur Anzahl der an Covid gestorbenen Menschen oder zur Zahl der tatsächlich an Covid Erkrankten gebe.
Man gehe von 182.000 Menschen aus, die in Deutschland an oder mit Corona gestorben seien. Im Vergleich dazu würden im Durchschnitt jedes Jahr eine Million Menschen in Deutschland sterben.
Der Altersmedian dieser an oder mit Corona Gestorbenen liege über 80 Jahre (65 Prozent). Ihr Alter lag damit über der durchschnittlichen Lebenserwartung der damaligen Geburtenjahrgänge.
Eine Epidemie lasse sich nur eindämmen, wenn ein Großteil der Bevölkerung gegen das Virus durch eine natürliche Infektion immun werde, so der Virologe.
Die Strategie der sterilen Immunität der Regierung durch die Impfung bei einem über die Luft übertragbaren Virus sei von Anfang an zum Scheitern verurteilt gewesen.
Denn durch sie sei keine vernünftige Schleimhautimmunität aufbaubar, worüber der Virus aber aufgenommen werde, so Krüger. Die Impfung hätte eine Unterstützung nur insoweit sein können, dass es schwere Krankheitsverläufe reduziere.
Virologe: Kontaktnachverfolgung ab Mitte 2020 sinnlos
Bereits Mitte des Jahres 2020 sei auch die Kontaktnachverfolgung sinnlos gewesen, weil der Virus bereits zu weit verbreitet gewesen sei. Die Kräfte der damit überlasteten Gesundheitsämter hätte man lieber für den gezielten Schutz von Risikogruppen einsetzen sollen, erklärt Krüger.
Aus seiner Sicht war die fachliche Expertise des RKI dem politischen Willen des Bundesgesundheitsministeriums untergeordnet. Er wünsche sich zukünftig ein unabhängigeres RKI.
Nicht nur Modellierer und Mikrobiologen sollten die Regierung beraten, sondern Experten mit praktischen Erfahrungen mit Seuchen.
Eine Pandemie der Ungeimpften habe es nicht gegeben, auch waren Ungeimpfte keine Pandemietreiber. Denn auch die Geimpften hätten das Virus weitergegeben. Zudem sei eine natürliche Immunität die beste, so Krüger.