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plus-iconMikroplastik für den frischen Atem

Kaugummi als Plastikgranate: Jeder Biss setzt Tausende Partikel frei

Mikroplastik ist Teil des modernen Lebens: Ob Verpackung, Kleidung, Pflegeprodukte, Wasser oder Luft, es ist allgegenwärtig. Auch Kaugummikauen trägt zur Belastung durch Mikroplastik bei, wie eine aktuelle Studie zeigt.

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Ein typischer Streifen Kaugummi setzt bis zu 3.000 Plastikpartikel frei, heißt es in einer neuen Studie.

Foto: MJPS/iStock

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Lesedauer: 7 Min.

Sie sind voller Kunststoffe – und sorgen für einen frischen Atem: Kaugummis. Fast 9 Millionen Deutsche kauen sie mehrmals in der Woche – und steigern so ihre Mikroplastikbelastung. 
Denn das Kauen eines einzigen Kaugummis setzt Tausende Mikroplastikpartikel in den Speichel frei. Dadurch besteht für den durchschnittlichen Kaugummikauer das Risiko, innerhalb eines Jahres 30.000 Mikroplastikpartikel zu verschlucken, heißt es in einer neuen Pilotstudie, die im März 2025 auf einer Tagung der US-amerikanischen Fachgesellschaft American Chemical Society vorgestellt wurde.
Während natürliche Produkte pflanzliche Polymere verwenden, um eine kaubare Textur zu erreichen, verwenden andere Kaugummis „synthetische Gummibasen aus erdölbasierten Polymeren“, heißt es auf der Seite der Fachgesellschaft. Deswegen wollten die Studienautoren „herausfinden, wie viel Mikroplastik eine Person durch das Kauen von natürlichen und synthetischen Kaugummis potenziell aufnehmen könnte“.
Mit ihrer Untersuchung würden sie niemanden beunruhigen wollen, meinte Sanjay Mohanty, der Leiter des Projekts und Professor für Ingenieurwissenschaften an der University of California-Los Angeles (UCLA), in der gleichen Erklärung. Ihm zufolge gebe es keine Versuche am Menschen, die direkt zeigen, dass Mikroplastik für den Menschen gefährlich sei. „Aber wir wissen, dass wir im täglichen Leben Kunststoffen ausgesetzt sind, und das wollten wir hier untersuchen“, erklärte er.
Bei Pilotstudien handelt es sich in der Regel um Tests in kleinem Maßstab. Sie dienen dazu, die in der Forschung verwendeten Variablen zu verfeinern, bevor eine größere Untersuchung durchgeführt wird.

Kaugummi kauen für die Wissenschaft

Im Rahmen der Studie testeten die Forscher fünf synthetische und fünf natürliche Kaugummis. Dabei kaute die Testperson im ersten Experiment den Kaugummi vier Minuten lang. Im zweiten Experiment betrug die Kauzeit 20 Minuten. In beiden Experimenten entnahmen die Forscher Speichelproben, um den Mikroplastikgehalt zu ermitteln.
Um den menschlichen Faktor durch unterschiedliche Kaumuster und Speichel zu reduzieren, nahm nur eine Person an der Pilotstudie teil. Laut der Studie „wurden im Durchschnitt 100 Mikroplastikpartikel pro Gramm Kaugummi freigesetzt. Einige einzelne Kaugummistücke setzten sogar bis zu 600 Mikroplastikpartikel pro Gramm frei“.
„Ein typisches Stück Kaugummi wiegt zwischen 2 und 6 Gramm. Das bedeutet, dass ein großes Stück Kaugummi bis zu 3.000 Plastikpartikel freisetzen kann“, heißt es in der Erklärung. Die Forscher schätzen, dass eine durchschnittliche Person, die 160 bis 180 kleine Kaugummistreifen pro Jahr kau – also ungefähr jeden zweiten Tag einen Kaugummi – etwa 30.000 Mikroplastikpartikel zu sich nimmt.
Laut Studienautorin und Doktorandin Lisa Lowe gebe es keinen Unterschied zwischen natürlichem und synthetischem Kaugummi in Bezug auf die Menge an Mikroplastik, die beim Kauen freigesetzt wird. Auch enthielten die Partikel die gleichen Polymere, wobei Polyolefine in beiden Gummiarten am häufigsten vorkamen. Polyolefine gehören zur gleichen Gruppe von Kunststoffen wie Polyethylen (PE in Verpackungen, Folien, Rohrleitungen) und Polypropylen (PP in Flaschen, Behältern, Kanistern).
Mohanty zufolge beschränkte sich die Studie auf die Analyse von Mikroplastik mit einer Größe von 20 Mikrometern und mehr. Da die verwendeten Geräte kleinere Partikel nicht messen konnten, ist es wahrscheinlich, dass die tatsächliche Partikelanzahl noch höher ist. Allerdings: „Das Plastik, das in den Speichel gelangt, ist nur ein kleiner Teil des Plastiks, das sich im Kaugummi befindet“, sagte er.

Mikroplastik in den Organen

Obwohl Mohanty keinen direkten Zusammenhang zwischen Mikroplastik und Gesundheitsrisiko für den Menschen sieht, gibt es auch Forschungen, die zu anderen Schlüssen gelangen. Eine kürzlich durchgeführte Überprüfung von 3.000 Studien ergab, dass in der Luft schwebendes Mikroplastik die Raten von Dickdarm- und Lungenkrebs in die Höhe treiben könnte.
Diese Partikel „reichern sich nachweislich in Organen an und führen zu biologischen Veränderungen, einschließlich oxidativen Stress und Entzündungen in menschlichen Zelllinien“, schreiben die Studienautoren.
Der durch Mikroplastik verursachte oxidative Stress kann laut den Studienautoren die körpereigenen Abwehrkräfte überwältigen und schließlich die DNA schädigen. Ferner kann Mikroplastik die Hormonfunktion des Körpers beeinträchtigen und die Fähigkeit des Immunsystems, Krebs zu bekämpfen, schwächen.
Darüber hinaus brachte die Studie die Exposition gegenüber Mikroplastik mit Fortpflanzungsproblemen, Stoffwechselstörungen und schlechten Atemwegserkrankungen in Verbindung.
Des Weiteren konnten Forscher in verschiedenen Studien Mikroplastik in verschiedenen Organen des menschlichen Körpers beobachten. Eine Untersuchung vom September 2024 entdeckt es zum ersten Mal auch im menschlichen Gehirn – und zwar im Bereich des Riechkolbens. Dieser befindet sich an der Vorderseite unseres Denkorgans direkt über der Nase und ist für den Geruchssinn zuständig.
Mikroplastik konnte auch in den Hoden, im Blutkreislauf, in der Leber, im Darm und in der Lunge nachgewiesen werden.
Eine weitere Studie vom Februar 2024 entdeckte Mikroplastik in der menschlichen Plazenta. Die Plazenta ist ein Organ, das sich während der Schwangerschaft in der Gebärmutter entwickelt und das Ungeborene mit Sauerstoff und Nährstoffen versorgt, sowie vor Schadstoffen schützt.

Leitungswasser durchs Abkochen „dekontaminieren“

Die Mikroplastikverschmutzung entwickelt sich folglich zu einem immer größeren Problem. Wissenschaftler suchen deshalb nach verschiedenen Möglichkeiten, dieses Problem in den Griff zu bekommen. Ein Forschungsbericht aus dem Jahr 2024 beschäftigte sich mit Mikroplastik im Leitungswasser. Demnach kann die Menge des Mikroplastiks um 90 Prozent reduziert werden, wenn das Wasser nur fünf Minuten lang abgekocht wird.
Dies liegt laut den Forschern daran, dass ein Großteil der Mikroplastikpartikel im Kalk eingeschlossen werden und so in der Kalkablagerung verbleibt, die sich am Boden des Kochgefäßes bildet.
„Diese einfache Strategie des Abkochens von Wasser kann [Nano- und Mikroplastik] aus dem Leitungswasser von Haushalten ‚dekontaminieren’.“ Dies könne auf gefahrlose Weise die Plastikaufnahme über das Wasser für den Menschen verringern, schreiben die Forscher.
Dieser Artikel ersetzt keine medizinische Beratung. Bei Gesundheitsfragen wenden Sie sich bitte an Ihren Arzt oder Apotheker.
Dieser Artikel erschienen im Original auf theepochtimes.com unter dem Titel „Chewing Gum Can Shed Microplastics Into Saliva: American Chemical Society“. (redaktionelle Bearbeitung as)

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