CCS: Grüne vor Bruch mit dogmatischer Ablehnung von CO₂-Einlagerung
RWE scheiterte 2009 mit seinem Versuch, ein CO₂-Endlager in Schleswig-Holstein zu errichten. Vattenfall baute 2014 seine Pilotanlage in Schwarze Pumpe ab. Deutsche Bundesländer sind explizit dazu ermächtigt, den Einsatz von CCS (Carbon Dioxide Capture and Storage) als Technologie zu untersagen.
Nun scheint jedoch ausgerechnet bei den Grünen als einstmals vehementesten Gegnern von CCS ein Umdenken stattzufinden. Als Landesvorsitzender seiner Partei in Schleswig-Holstein hatte Robert Habeck die Einlagerung von Kohlendioxid als „Müllhalde für CO₂“ verunglimpft. Mittlerweile ist die entsprechende Erklärung von der Website verschwunden.
Erfordernis von CCS „in aktuellen Studien gemeinsamer Konsens“
Wie die „Welt“ berichtet, bereitet Habecks Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz einen Bericht zum Kohlendioxid-Speicherungsgesetz vor. Ein Entwurf, der dem Blatt vorliegt, markiert nun eine 180-Grad-Wende mit Blick auf die Technologie. Explizit heißt es demnach darin:
Die Erfordernis von CCS mit der Zielsetzung von Netto-Null-Emissionen (ist) in den aktuellen Studien gemeinsamer Konsens.“
Zwar solle im Kampf um die Begrenzung der Erderwärmung die Vermeidung von CO₂ weiterhin Vorrang haben, dennoch werde die realistisch erzielbare Drosselung des CO₂-Ausstoßes nicht ausreichen, um das 1,5-Grad-Ziel des Pariser Abkommens zu erreichen.
CCS solle demnach vor allem in Bereichen wie der Abfallverbrennung oder zur Bewältigung schwer vermeidbarer Emissionen aus der industriellen Produktion zum Einsatz kommen.
Speicherung selbst soll in Deutschland nicht stattfinden
Dem Bericht zufolge sei es ein denkbares Szenario, dass im Jahr 2045 in Deutschland zwischen 34 und 73 Millionen Tonnen CO₂-Emissionen abgeschieden oder gespeichert werden. Das wären bis zu zehn Prozent des deutschen Gesamtausstoßes an Treibhausgasen. Diese sollten anschließend für den Export ins Ausland zur Verfügung stehen.
In Deutschland selbst will man sich offenbar noch nicht an eigene CCS-Projekte wagen, nachdem man der Bevölkerung die Technologie jahrelang als Sicherheitsrisiko verkauft hatte. Deshalb erklärt auch Oliver Geden von der Stiftung Wissenschaft und Technik (SWP):
Derzeit plant niemand eine CO₂-Speicherung in Deutschland, weder unter Land noch unter dem Meeresboden.“
Allerdings werde eine Speicherung im Ausland unverzichtbar sein. Aus diesem Grund gelte es, Bereiche wie die Zementherstellung zu definieren, um das anfallende CO₂ abzuscheiden. Und es bedürfe der Schaffung einer Transportinfrastruktur.
CCS hat sogar den Segen des IPCC
Die Speicherung selbst könne etwa in Norwegen erfolgen. Dort wird diese längst zu kommerziellen Zwecken betrieben, ebenso wie in den USA. Der Weltklimarat der UNO (IPCC) hatte bereits 2005 in einem Sonderbericht von einer Notwendigkeit „negativer Emissionen“ gesprochen. Das Entziehen von CO₂ aus der Atmosphäre sei dabei eine Option. Die gespeicherten Mengen ließen sich demnach unter anderem für den Biomasseanbau nutzbar machen. Dafür seien allerdings große Flächen erforderlich.
Die Öko-Denkfabrik „Agora Energiewende“ bezeichnet CCS als „unverzichtbar“ für die Klimaneutralität. Auch die Risiken seien überschaubar, betont Susanne Buiter vom Deutschen GeoForschungsZentrum Potsdam. Die CO₂-Einlagerung greife „auf allgemeine Speichertechnologien aus der Erdgasspeicherung zurück, die erprobt und technologisch ausgereift sind“, so Buiter zur „Welt“.
Als mögliche Risiken der Technologie haben Experten ein Ausgasen von CO₂ bezeichnet, das mit dem vorhandenen Grundwasser Kaltwassergeysire erzeugen könne. Theoretisch könnten auf diese Weise Schwermetalle aus den Gesteinen gelöst werden und ins Grund- oder Trinkwasser gelangen. Das Verpressen könne zudem leichte Erdstöße auslösen. In Summe halten diese sich jedoch in einem ähnlich überschaubaren bis spekulativen Rahmen wie beim Fracking.
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