Gefahr von neuen Stromausfällen? Dunkelflaute bringt Manko von 4 GW am Freitagabend
„Phasen, in denen Wind und Sonne nur eine begrenzte Menge an Strom produzieren (eine sogenannte Dunkelflaute), sind normal“, warnte der RWE-Chef Markus Krebber bereits Ende November. Jetzt befindet sich Deutschland – nach dem 6. November und dem 12. Dezember – erneut in einer solchen Schwachwindphase.
Am Freitagabend, 27. Dezember, wenn die Sonne untergegangen ist, sinkt die Leistung aller Photovoltaikanlagen wie gewohnt auf null. Gleichzeitig ist für diesen Zeitraum praktisch Windstille über Deutschland vorhergesagt – Dunkelflaute.
Die Windprognose verkündet ab 18 Uhr lediglich eine Windgeschwindigkeit von 4 km/h. Viel zu wenig für Windkraftanlagen. Diese schalten sich erst ab 11 bis 16 km/h ein. Es drohen erneut Stromausfälle, da am Abend rund 4,2 Gigawatt (GW) an Leistung im deutschen Stromnetz fehlen könnten.
Weniger als 1 Gigawatt
Das Minimum der Stromerzeugung aus Sonne und Wind wird gegen 16:30 Uhr erwartet. Zu dieser Zeit leisten die Solaranlagen noch rund 26 Megawatt (MW), die rund 30.000 deutschen Windkraftanlagen knapp 730 MW. In Summe sind das nach den Daten vom Fraunhofer-Institut für Solare Energiesysteme ISE also nur rund 755 MW von inzwischen rund 170.000 MW oder 170 GW, installierter Gesamtleistung – also 0,44 Prozent.
Mit diesem geringen Wert soll auch der Anteil der erneuerbaren Energiequellen auf unter 12 Prozent sinken. Dazu zählen die nicht wetterabhängigen, grundlastfähigen, Wasser-, Biomasse- und Geothermiekraftwerke.
Bei den vergangenen Dunkelflauten erwähnten viele zudem den stark erhöhten Börsenstrompreis. Das letzte Mal befand er sich mit 936 Euro pro Megawattstunde auf Rekordniveau. Dieses Mal wird er voraussichtlich mit maximal 160 Euro nur rund doppelt so teuer werden wie der Durchschnittspreis.
Der höhere Preis ergibt sich aus Angebot und Nachfrage. Das Stromangebot ist am Freitagabend deutlich niedriger als die Nachfrage – die Last. Während alle deutschen Kraftwerke um 16:30 Uhr voraussichtlich insgesamt nur rund 38,3 GW leisten, liegt der Strombedarf bei rund 52,1 GW. Das ist ein Manko von knapp 14 GW.
Die hohen Börsenstrompreise sind vor allem ein Problem für die Industrie und energieintensive Unternehmen. Teilweise müssen sie ihre Produktion pausieren, wenn der sogenannte Day-Ahead-Auktionspreis zu teuer ist.
Womit muss die Bevölkerung rechnen?
Im Rahmen der letzten Dunkelflaute gab es mehrere Meldungen von Störungen bei der Stromversorgung. Da die deutschen Kraftwerke wie erwähnt den Strombedarf nicht decken können, wird Deutschland erneut von seinen Nachbarländern unterstützt. Der grenzüberschreitende Stromhandel soll Deutschland rund 9,8 GW beschehren.
Das füllt allerdings nicht die Lücke des 14-GW-Mankos. Es dürften immer noch rund 4,2 GW fehlen. Die Netzbetreiber sind aufgefordert, diese Lücke zu schließen, um die Versorgungssicherheit für die Bevölkerung zu gewährleisten.
Daher könnte es mancherorts erneut zu temporären Stromausfällen kommen. Erst vor zwei Wochen warnte der Vizepräsident des Bundesamtes für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe (BBK), René Funk, die Bevölkerung. „Ich appelliere an die Bürgerinnen und Bürger: Bereiten Sie sich auf Notlagen vor, dies kann auch länger andauernder Stromausfall sein“, teilte er „t-online“ mit. „Notlagen müssen nicht eintreten, sind aber jederzeit möglich.“
Wie sollte man sich vorbereiten?
Das BBK informiert auf seiner Webseite, welche Vorkehrungen für einen Stromausfall die Menschen im Vorfeld treffen sollten. Denn wenn der Strom weg ist, ist nicht nur das Licht im Haus aus. Ebenso ist das Telefon tot und die Heizung streikt. Zudem kommt nach kurzer Zeit kein Leitungswasser mehr aus dem Wasserhahn.
Meist dauert ein Stromausfall nur wenige Sekunden bis einige Stunden. Wenn das Stromnetz hingegen flächendeckend zusammenbricht und mehrere Länder im europäischen Verbundnetz betroffen sind, ist die Rede von einem „Blackout“. Hier kann es auch mehrere Stunden bis wenige Tage dauern, bis das Netz Region für Region wiederhergestellt werden kann. Bevor dieses Szenario eintritt, kommt es jedoch eher zu einem „Brownout“, wobei kontrolliert einzelne Regionen vom Netz getrennt werden, um bei Strommangel die Last zu senken.
Egal, welches Szenario eintritt – ob wenige Sekunden oder wenige Tage –, ist es für die Bevölkerung ratsam, vorzusorgen. So sollte jeder Haushalt für mehrere Tage Lebensmittel bereitstellen, die möglichst ohne Kühlschrank lagerbar und ohne Herd verzehrbar sind. Der Bund empfiehlt einen Vorrat für mindestens drei Tage, besser sei ein Vorrat von bis zu zehn Tagen. Wie groß der eigene Vorrat sein soll, entscheidet aber jeder selbst.
Um Licht zu haben, empfiehlt es sich, einen Vorrat an Kerzen anzulegen. Allerdings sollte mit dem Gebrauch behutsam umgegangen werden. Offene Flammen bergen Brandgefahr. Eine sichere alternative wären Solar- oder Kurbeltaschenlampen.
Wenn die Wohnung im Winter wegen ausgefallener Heizung auskühlt, schaffen warme Kleidung und Decken für einige Zeit Abhilfe.
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