Schwedische Energieministerin kündigt Bau neuer Atomkraftwerke an

Sowohl aus Schweden als auch aus Norwegen wird Deutschlands Kernenergie- und Kohleausstieg kritisiert, nachdem es durch Stromexporte aus diesen Ländern nach Deutschland zu Preiserhöhungen gekommen war. Die schwedische Regierung kündigte jetzt an, neue Atomkraftwerke zu bauen. Norwegische Politiker fordern zudem, die Erneuerung von Unterseekabeln Richtung europäisches Festland zu stoppen.
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Ebba Busch, Energieministerin von Schweden, setzt auf Versorgungssicherheit.Foto: Kenzo Tribouillard/AFP via Getty Images
Von 16. Dezember 2024

Angesichts hoher Strompreise in Norwegen und Schweden – auch aufgrund von Deutschlands Energiepolitik –, gibt es jetzt konkrete Bemühungen der Politik in beiden Ländern, die Strompreise zu senken.

So erklärte die schwedische Energieministerin Ebba Busch am 15. Dezember auf X, dass ihre Regierung beschlossen habe, neue Atomkraftwerke zu bauen, um Schweden umweltfreundlicher, sicherer und reicher zu machen“.

Dort heißt es: „Als Teil davon haben wir uns zum Ziel gesetzt, neue Atomkraftwerke zu bauen. Sie sollen keine Alternative, sondern eine notwendige Ergänzung zu anderen Energiequellen sein.

Zuvor teilte sie gegenüber Deutschlands Energiepolitik scharfe Kritik aus. Am 11. Dezember schrieb sie auf X: „Die Achterbahnfahrt der Strompreise ist schlimm. […] Das ist eine Folge der Abschaltung der Kernkraftwerke. Wenn der Wind nicht weht, bekommen wir mit diesem gescheiterten Stromsystem hohe Strompreise, wie die deutschen Strompreise […] zeigen.“

Schweden fordert Strompreiszonen in Deutschland

Zudem erklärte Busch auf einer Pressekonferenz am Donnerstag, 12. Dezember, dass die Entscheidung Deutschlands, seine Kernkraftwerke abzubauen, auch andere nachteilige Auswirkungen für Europa habe. „Ich bin wütend auf die Deutschen“, berichtete „Aftonbladet“.

Busch sagte auch, dass Deutschland durch den europäischen Stromhandel die schwedischen Strompreise beeinflusse. Sie kritisierte, dass Deutschland sein Staatsgebiet nicht in Strompreiszonen eingeteilt hat, was sich auf die Preise in Schweden auswirkt, berichtet das Medium weiter.

Sie fordert Deutschland auf, im nördlichen Teil eine Strompreiszone einzuführen. „Wir halten ein Riesenkabel nach Deutschland als Geisel, weil Deutschland sein Energiesystem nicht in Ordnung bringt. Wir sind indirekt noch abhängiger von fossilen Brennstoffen, nachdem sie ihre fossilfreie Atomkraft abgeschaltet haben“, zitiert sie „Aftonbladet“ weiter.

Die Deutschen haben eine Entscheidung für ihr Land getroffen, zu der sie das Recht hätten. Aber es habe sehr schwerwiegende Folgen auch für die Wettbewerbsfähigkeit der EU, denn man sehe, dass die deutsche Wettbewerbsfähigkeit deutlich gesunken sei, so Busch.

Für die Ministerin hätte ein Weiterbetrieb der deutschen Kernkraftwerke positive Folgen für ganz Europa gehabt: „Der Zugang zu solchen Grundlastkraftwerken hätte die Übertragungskapazität von Deutschland in andere Strompreisgebiete in Europa erhöht, was die Preise für uns alle gesenkt hätte“, so Busch laut „Bild“.

Norwegische Politiker starten Kampagne

Währenddessen haben norwegische Politiker eine Kampagne zum Abbau von Unterseekabeln mit dem europäischen Festland begonnen. Sie machen die Entscheidung Deutschlands, seine Kernkraftwerke abzuschalten, dafür verantwortlich, dass es zu einem Anstieg der Strompreise in Südnorwegen gekommen ist, berichtete „Visegrád 24“.

Die beiden Stromtrassen Skagerrak 1 und 2 (500 MW) wurden 1976 und 1977 in Betrieb genommen und werden 2026 und 2027 das Ende ihrer technischen Lebensdauer erreichen.

Oppositionspolitiker fordern die Regierung nun auf, die beiden ältesten Stromverbindungen des Landes zu Dänemark und Deutschland nicht zu erneuern, um die lokalen Strompreise zu senken.

Norwegen verfügt derzeit über eine Austauschkapazität von 9 Gigawatt mit den Nachbarländern Dänemark, Deutschland, den Niederlanden und dem Vereinigten Königreich.

Gleichstrom-Erdkabel der Stromtrasse „Nordlink“ laufen in der Nähe von Büsum aus dem Erdreich zu einer sogenannten „Muffenstation“. Foto: Carsten Rehder/dpa

Norwegen: 90 Prozent des Strombedarfs aus Wasserkraft

In Norwegen macht die Energiegewinnung durch Wasserkraft 90,1 Prozent der gesamten Stromproduktion aus. Sie beträgt insgesamt 35,5 Terawattstunden. Wind-, Solar- und thermische Stromproduktion machen jeweils nur 7,9, 0,4 und 1,6 Prozent der Gesamtproduktion aus.

Seit 2021 ist Norwegen mit Deutschland über die Stromtrasse Nordlink verbunden, sie hat eine Kapazität von 1.400 Megawatt. Die Idee hinter Nordlink war, dass bei Dunkelflaute Deutschland von norwegischen Stromimporten und Norwegen von deutschem Windstrom profitiert. Allerdings zeigen die Zahlen, dass Norwegen mehr Strom nach Deutschland exportiert, als es von Deutschland importiert. Dies belastet den norwegischen Strommarkt.

Die Verlegung des Stromkabels „NordLink“ an Land. Foto: TenneT

Energieminister Terje Aasland sagte, er verstehe den Ärger der Menschen. Denn „es ist eine absolut besch*****e Situation“, sagte er gegenüber der „Financial Times“.

LautBusinessPortal Norwegen“ erreichten in Südnorwegen die Strompreise am Mittwoch, 11. Dezember, einen Höchststand von über 5 norwegischen Kronen (NOK) pro Kilowattstunde (kWh).

Am Donnerstag betrug der Strompreis in Südwestnorwegen ohne Mehrwertsteuer und andere Abgaben zwischen 17:00 und 18:00 Uhr mehr als 10 NOK/KWh. Dies war ein Rekordhoch.

Das letzte Mal habe Norwegen so hohe Preise im Jahr 2022 erlebt, berichtet „BusinessPortal Norwegen“. Schuld an der Situation sei in erster Linie die Dunkelflaute in Deutschland und der damit verbundene Export von Strom aus Norwegen nach Deutschland, berichtete das Medium.

Norwegen senkt Importkapazität

Da Großbritannien genau wie Deutschland kein, wie ursprünglich geplanter, Energielieferant auf Augenhöhe ist, hat Norwegen bereits im letzten Jahr die Kapazität der Kabelverbindung North Sea Link zwischen Norwegen und Großbritannien von 1.400 Megawatt auf 1.100 Megawatt gesenkt.

Gegenüber dem NDR erklärte das norwegische Energieministerium, dass es einen Kontrollmechanismus eingeführt habe. Sollte es zu einer deutlichen Knappheit kommen, könnten sie im Ernstfall auch die Stromexporte nach Deutschland verringern, hieß es.



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