Wenn jede Minute zählt: Chatbots leisten Hilfe in der Ukraine

Wenn ein Kind verwaist oder eine Familie auf der Flucht ist, dann kann es besonders wichtig sein, mit den Mitmenschen in Kontakt zu bleiben. In Zeiten des Krieges hilft eine Software bei der lebensrettenden Informationsflut, so hat es zumindest die Ukraine bewiesen.
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Zehntausende Menschen wurden durch den Krieg in der Ukraine in Notunterkünfte gezwungen, und die Zahl der Waisenkinder wird auch immer größer.Foto: iStock
Von 10. Mai 2023

Zahlreiche Menschen sind gezwungen, ihre Heimat in der Ukraine zu verlassen. Aber nicht jeder denkt daran, ins Ausland zu fliehen. Diejenigen, die ihr Heim verloren haben, sind in der ungewohnten Situation oft ratlos.

Eine neue Applikation, die künstliche Intelligenz nutzt, soll ihnen vornehmlich helfen. Das sogenannte „Ministerium für Wiedereingliederung“ hat am 6. Mai die Verfügbarkeit des Chatbots „TurBota“ angekündigt.

Die App mit dem Namen „Sorge“ ist derzeit in den Städten Kiew, Lwiw, Iwano-Frankiwsk und Czernowitz verfügbar. Zurzeit gibt es bereits auch mehrere ähnliche Dienste, die sich um die Bevölkerung in dem vom Krieg erschütterten Land sorgen.

Soforthilfe für Binnenvertriebene

Bei der Ankunft in der neuen Region ist die erste Aufgabe, einen sicheren Ort zum Unterkommen zu finden. Geflüchtete haben sich zu registrieren und können bei verschiedenen Organisationen Unterstützung beantragen. Das kann von Lebensmitteln über medizinische Versorgung bis zu Kleidung und allen Grundbedürfnissen reichen.

Der vom Ministerium entwickelte Chatbot zeigt je nach Information verfügbare Unterkünfte an und gibt Hinweise, was wo und wie geregelt werden kann. Die Zahl der Gemeinden, in denen die Anwendung zum Einsatz kommt, wird auch stetig erhöht, berichtet die ukrainische Nachrichtenagentur „Interfax“.

Obwohl die Entwicklung selbst in der Ukraine durchgeführt wird, kommt die Finanzierung aus den USA. Die amerikanische Agentur für internationale Entwicklung (USAID) finanziert diese Arbeit.

„Lass kein Kind allein“

TurBota ist nicht das einzige Beispiel dafür, dass künstliche Intelligenz für humanitäre Zwecke in der vom Krieg zerrissenen Ukraine eingesetzt wird. Im September letzten Jahres wurde eine App gestartet, die allein gelassenen Kindern hilft, eine sofortige Unterkunft zu finden. UNICEF, das Kinderhilfswerk der Vereinten Nationen, berichtete über diese Entwicklung.

Der Chatbot mit dem Namen „Leave No Child Alone“ („Lass kein Kind allein“) könnte Tausenden Minderjährigen ohne elterliche Fürsorge helfen. Familien, die bereit sind, Kinder aufzunehmen, können sich einfach für das Programm anmelden. Nach einer Schulung können sie dann angeben, ob sie das im Chatbot aufgeführte Waisenkind zu sich nehmen könnten.

Larysa Skrypnyk, die beim Kinderdienst in der Ukraine arbeitet, sagte gegenüber UNICEF, dass viele Menschen bereit sind, Schutz zu bieten. Doch der Krieg kann auch unerwartete Schwierigkeiten mit sich bringen: „Später weigern sich einige dieser Familien, den Kindern ihr Zuhause anzubieten, weil sie durch den Krieg keine Arbeit mehr haben“, sagte sie. Dennoch gebe es immer noch viele Menschen, die bereit seien, Kindern zu helfen.

Chatbot-Warnung vor dem Anrücken der russischen Truppen

Künstliche Intelligenz kann auch zur Prävention eingesetzt werden. Zumindest ist das bei dem Chatbot der Fall, mit dem Bürger das Militär über das Auftauchen russischer Truppen in ihrem Gebiet informieren können.

Der Einsatz einer Anwendung namens „eVorog“ („eFeind“) ist jedoch nicht ohne Gefahren. Die Freiwilligen, die die Daten zur Verfügung stellen, setzen ihre eigene Sicherheit aufs Spiel, berichtet der „Economist“.

Den Angaben zufolge ist dies die erste Technologie dieser Art, die von einer Regierung entwickelt wurde. Alles, was man für die Nutzung benötigt, ist ein einfaches Smartphone mit einer Internetverbindung. Der Chatbot führt die Nutzer durch eine Liste von Fragen, um herauszufinden, was, wo und wann sie beobachtet haben.

„Die Anwendung wird auf Telegram gehostet, einer verschlüsselten Nachrichtenplattform, und nutzt eine andere Regierungs-App, Diia, um die Identität derjenigen zu überprüfen, welche Informationen übermitteln. Die Satellitennavigationsfunktion des Telefons bestätigt den Standort“, heißt es in der Erklärung.

Natürlich ist die Auswertung der Informationen über die App von größter Wichtigkeit, um den Wahrheitsgehalt der Meldungen zu überprüfen. Vor allem, bevor Kampftruppen entsendet werden. Bis Ende letzten Jahres erhielt das Militär mehr als 450.000 Benachrichtigungen auf diese Weise.



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