Aus der Isolation gestärkt hervorgehen: 5 Tipps für den Umgang mit Einsamkeit
Einsamkeit hat tiefgreifende gesundheitliche Folgen. Sie ist nicht nur schmerzhaft, sondern kann auch bestehende gesundheitliche Probleme verschlimmern, ihre Behandlung erschweren und sogar das Sterberisiko erhöhen.
Laut dem „Einsamkeitsbarometer 2024“ des Bundesministeriums für Familie, Senioren, Frauen und Jugend betrug die Einsamkeitsbelastung innerhalb der deutschen Bevölkerung (18 Jahre und älter) im Jahr 2021 etwa 11 Prozent. In der Zeit der Lockdowns im Jahr 2020 lag diese Zahl bei rund 28 Prozent.
Die Gesundheitsrisiken der Einsamkeit
Einsamkeit steht in einem engen Zusammenhang mit einem erhöhten Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Demenz, Schlaganfälle, Depressionen, Angstzustände und vorzeitigen Tod. Tatsächlich sind die Auswirkungen der Einsamkeit auf die Sterblichkeit vergleichbar mit dem Rauchen von 15 Zigaretten pro Tag und schwerwiegender als Fettleibigkeit und körperliche Inaktivität.
In der klinischen Praxis erleben wir oft, wie schmerzhaft die Einsamkeit für Menschen ist. Ihre Auswirkungen können genauso quälend sein wie körperliche Schmerzen und sogar bestehende Gesundheitsprobleme verschlimmern, sodass sie schwieriger zu behandeln sind. Bleibt sie unbehandelt, kann Einsamkeit erhebliche psychische Probleme verursachen.
Untersuchungen zeigen, dass Personen mit den höchsten Einsamkeitswerten etwa 14-mal häufiger an einer schweren Depression und 11-mal häufiger an einer generalisierten Angststörung erkrankten als diejenigen, die angaben, sich am wenigsten einsam zu fühlen.
Einsamkeit kann das Risiko eines vorzeitigen Todes um bis zu 26 Prozent erhöhen. Außerdem kann sie das Risiko steigern, insbesondere an Herz-Kreislauf- und zerebrovaskulären Erkrankungen wie Herzkrankheiten und Schlaganfällen zu sterben.
Faktoren, die zu Einsamkeit führen
Die Ursachen für Einsamkeit können sowohl auf innere als auch auf äußere Faktoren zurückzuführen sein. Zu den äußeren Faktoren gehören Veränderungen im Leben, wie beispielsweise ein Umzug in eine neue Wohnung, ein Arbeitsplatzwechsel, ein Schulwechsel oder der Verlust eines geliebten Menschen. Interne Faktoren sind oft komplexer und umfassen Probleme wie schwere Depressionen, Angstzustände und soziale Ängste.
Andere Faktoren, wie das starke Gefühl, minderwertig und nie gut genug zu sein und ständig von anderen beurteilt zu werden, können dazu führen, dass Menschen nicht bereit sind oder Angst haben, mit anderen zu interagieren. Es gibt auch Menschen, die von Natur aus introvertiert sind und es sich trotz ihres starken Wunsches nach Freundschaften mit sozialen Kontakten schwertun.
Der Beginn des mittleren und höheren Alters kann ebenfalls zu Gefühlen der Einsamkeit beitragen, insbesondere nach dem Eintritt in den Ruhestand, dem Verlust des Partners oder dem Tod eines geliebten Menschen.
Junge Menschen besonders von Einsamkeit betroffen
Nicht nur ältere Menschen sind anfällig für Einsamkeit. Laut verschiedenen Untersuchungen kann Einsamkeit unter jüngeren Menschen sogar noch weiter verbreitet sein. Laut einer Studie der Bertelsmann Stiftung aus dem Jahr 2024 fühlt sich fast jeder zweite 16- bis 30-Jährige in Deutschland einsam.
Die zunehmende Abhängigkeit von sozialen Medien ist einer der Hauptgründe für das wachsende Gefühl der Einsamkeit unter Jugendlichen.
Die Folgen können verheerend sein und dazu führen, dass die Menschen ungesunde Bewältigungsmechanismen entwickeln. Es ist kein Zufall, dass Personen, die unter starker Einsamkeit leiden, häufig zu übermäßigem Essen und Alkoholkonsum sowie Rauchen, Schlafmangel und Bewegungsmangel neigen. Das alles wirkt sich negativ auf ihre körperliche und geistige Gesundheit aus.
Darüber hinaus kann Einsamkeit die Funktionsweise unseres Gehirns verändern und so zum kognitiven Abbau beitragen. Hinzu kommt die zusätzliche Sorge, dass Einsamkeit das Risiko von Selbstverletzungen erhöht.
Aus Einsamkeit gestärkt hinausgehen
Einsamkeit kann jeden treffen. Auch einige der einflussreichsten Persönlichkeiten der Geschichte hatten unter ihr zu leiden. Viele schafften es, die Einsamkeit als eine Triebkraft zu nutzen, um persönlich reifer zu werden:
Mahatma Gandhi
Während seines langen Kampfes für die Unabhängigkeit Indiens fühlte er sich zunehmend einsam. Denn die Aufgabe, der er sich gegenübersah, schien fast unmöglich zu sein. Obwohl er von vielen Anhängern umgeben war, fühlte er sich in der Haft isoliert.
Gandhi nutzte seine Zeit im Gefängnis, um tief nachzudenken, seine persönliche spirituelle Praxis zu stärken und seinen Glauben an die Gewaltlosigkeit zu festigen. Diese innere Stärke half ihm schließlich, seine Ideale zu verwirklichen.
Abraham Lincoln
Lincoln ist einer der am meisten verehrten Präsidenten der amerikanischen Geschichte. Er stand inmitten enormer Herausforderungen und persönlicher Verluste einer tiefen Einsamkeit gegenüber.
Er verwandelte seine Isolation in tiefes Mitgefühl und stärkte seine Entschlossenheit, sein Land in Zeiten der Spaltung zu vereinen. Seine Geschichte zeigt uns, dass Einsamkeit auch eine Quelle der Stärke sein kann.
Tipps gegen Einsamkeit
Einsamkeit kann bewältigt werden, wenn man seine tägliche Gewohnheiten ändert. Meine Vorschläge sind:
1. Sich an gemeinschaftlichen Aktivitäten beteiligen
Es kann sich um die Teilnahme an gemeinnützigen Aktivitäten handeln oder einfach nur darum, etwas zu finden, an dem man ein gemeinsames Interesse hat. Gemeinsam mit anderen Menschen etwas zu tun, kann helfen, wertvolle Beziehungen aufzubauen.
2. Gute Freunde finden
Man sollte keine Freundschaften um der Freundschaft willen schließen und nicht frustriert sein, wenn man keine Freunde findet. Es geht nicht darum, viele Freunde, sondern gute Freunde zu haben. Ein oder zwei enge Freunde, die gemeinsame Interessen teilen, können sich als erfüllender erweisen als ein großer sozialer Kreis.
3. Die eigene Mentalität ändern
Freunde wählen ist genauso, wie einen Partner oder einen Job zu wählen. Es geht darum, das richtige Gegenstück zu finden. Wenn man mit den richtigen Menschen in Kontakt kommt, entwickeln sich Beziehungen ganz natürlich.
Wenn es nicht klappt, sollte man sich niemals zurückgewiesen fühlen oder sich die Schuld geben. Wenn das Schicksal es so will, wird die so entstandene Freundschaft die beste und dauerhafteste sein.
4. Mit Verwandten und Freunden in Kontakt bleiben
Wenn man sich einsam fühlt, sollte man sich an seine Familie und Freunde wenden, denn sie können einen in schwierigen Zeiten unterstützen.
Jeder kann sich aufgrund von Veränderungen in seinem Umfeld einsamer fühlen. Genau dann muss man sich Hilfe von Verwandten und Freunden holen.
5. Hilfe von Fachleuten in Anspruch nehmen
Wenn die Einsamkeit das tägliche Leben, die Arbeit oder das Studium erheblich beeinträchtigt, sollte man sich professionelle Hilfe holen.
Einsamkeit ist also ein ernstes Gesundheitsproblem, das Beachtung verdient. Wer sie gut bewältigen kann, kann sie sogar als eine Quelle der Gesundheit und Stärke nutzen.
Über den Autor
Dr. Jingduan Yang ist Neurologe, Psychiater und Experte für Akupunktur sowie chinesische und integrative Medizin. Er ist der Begründer des Yang-Instituts für Integrative Medizin, der Tao-Klinik für Akupunktur und des American Institute of Clinical Acupuncture. Außerdem ist er Leiter des Northern Medical Center in Middletown, New York.
Dieser Artikel ersetzt keine medizinische Beratung. Bei Gesundheitsfragen wenden Sie sich bitte an Ihren Arzt oder Apotheker.
Zuerst erschienen auf theepochtimes.com unter dem Titel „Loneliness Is a Serious Health Hazard—Overcome It With 5 Simple Changes in Your Daily Habits“. (redaktionelle Bearbeitung as)
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