Prof. Homburg warnt Börse vor „irrationalem Überschwang“ bei BioNTech – und befürchtet „Bio-Wirecard“
Wer zum Börsenstart des Corona-Impfstoff-Herstellers BioNTech im Oktober 2019 Aktien des Unternehmens erworben hat, kann sich zum jetzigen Zeitpunkt über ein Plus von 655,4 Prozent freuen.
Wer zum Zeitpunkt der ersten Zulassung des Impfstoffs im Dezember 2020 eingestiegen ist, hat einige Wochen deutlicher Verluste hinter sich, die noch nicht wieder egalisiert sind.
Das Unternehmen weist allein für 2019 operative Verluste in Höhe von ca. 180 Millionen Euro aus. Die Aktiendelle nach der guten Nachricht für BioNTech im Dezember und die Bilanzzahlen für 2019 haben mancherorts für Irritationen gesorgt.
„Bio-Wirecard“ voraus?
So bemängelt der Direktor des Instituts für Öffentliche Finanzen an der Leibniz Universität Hannover, Prof. Dr. Stefan Homburg, in einem Tweet, dass das Unternehmen, das eigentlich auf die Krebsforschung spezialisiert sei, auf diesem Gebiet noch keinen Durchbruch erzielt habe.
Dass BioNTech seit seiner Gründung im Jahr 2008 kein marktfähiges Produkt präsentiert habe, stets Verluste schrieb, aber dennoch Vergütungen von insgesamt 16,4 Millionen Euro allein im Jahr 2019 für das Gründerpaar Ugur Sahin und Özlem Türeci auswies, rieche, so Homburg, „nach Bio-Wirecard“.
In einem weiteren Tweet warnte Homburg vor „irrationalem Überschwang“, der bereits mehrfach an der Börse zu einem bösen Erwachen geführt habe – von der Telekom-Aktie über den „Neuen Markt“ bis hin zum Skandal-Konzern Wirecard.
Die Fa. Biontech machte 2019 einen Verlust von 179 Mio. Euro. Im selben Jahr erhielten der Vorstand Sahin und seine Ehefrau Vergütungen von 16,4 Mio. Euro.
Marktfähige Krebsprodukte gab es bisher es nicht. Da kam der an einem Wochenende entwickelte Impfstoff wie gerufen. 1/2 pic.twitter.com/62JBKvJcrt
— Stefan Homburg (@SHomburg) January 18, 2021
Mit der Einschätzung, dass Aktien von BioNTech wie auch von anderen Unternehmen, die in die Herstellung von Corona-Impfstoffen involviert sind, nur für risikobewusste Anleger eine geeignete Option darstellen, steht Homburg nicht allein.
Auch Gottfried Urban, Chef von Urban & Kollegen Vermögensmanagement, rät laut „Fondsprofessionell“ von unüberlegten Käufen solcher Aktien ab:
Eine solide Geldanlage sollte sich auf die Unternehmen als Ganzes statt auf einzelne Forschungsergebnisse konzentrieren.“
Für BioNTech ist nach dem Impfstoff gleich vor dem Impfstoff
Vieles an der Börse ist Psychologie, und nicht für alle Kursausschläge gibt es eine einzig richtige, rationale Erklärung. Es gibt jedoch Erfahrungswerte, die wahrscheinliche Gründe für Kursentwicklungen nahelegen.
So ist – was in sozialen Medien Argwohn erregt hatte – ausgerechnet in den Wochen seit der ersten Zulassung des Corona-Impfstoffs von BioNTech der Kurs der Aktie von etwa 106 um den 10. Dezember 2020 herum auf zwischenzeitlich bis unter 70 in der ersten Januarwoche 2021 abgestürzt.
Mögliche Erklärungen dafür sind, dass erwartete Erträge infolge der Zulassung des Corona-Impfstoffs bereits in die Kursgewinne seit Beginn der Corona-Krise eingepreist waren und die Zulassung für Gewinnmitnahmen sorgte. Darüber hinaus stellt eine Kursveränderung allenfalls kurzfristig eine Belohnung für erreichte Ziele dar, sondern gibt Erwartungen bezüglich der Entwicklung des Unternehmenswerts in der Zukunft Ausdruck.
Dass BioNTech künftig an den großen Erfolg des Corona-Impfstoffs anknüpfen wird können, erscheint Kennern der Branche als ungewiss. Zum einen wird der Markt enger und es werden die Gewinnmargen geringer angesichts der Tatsache, dass mittlerweile Unternehmen an mehr als 200 Corona-Impfstoffen forschen, von denen zahlreiche in den kommenden Monaten zugelassen werden könnten. Während die Nachfrage ungebrochen vorhanden ist, wird dennoch der Konkurrenzdruck größer.
Kaum ein Biotech-Unternehmen bringt mehr als ein Arzneimittel auf den Markt
Weitere Risikofaktoren seien „Fondsprofessionell“ zufolge Fragen der Haftung für mögliche Langzeitfolgen, die bei neuen Präparaten häufig nicht geklärt seien und – sollten sie bedeutsam werden – gerade kleineren Anbietern existenzielle Probleme bereiten können.
Vermögensmanager Urban macht zudem darauf aufmerksam, dass das, was Stefan Homburg in seinem Tweet als dubios eingeordnet hat, nämlich die ausgebliebenen Erfolge des Krebsforscher-Unternehmens bei der Krebsforschung, in der Branche eher die Regel darstellt als die Ausnahme:
„Von tausenden Unternehmen, die seit 1976 gegründet wurden, haben nur 59 mehr als ein zugelassenes Arzneimittel an den Markt gebracht. Nur fünf verzeichnen mehr als vier Arzneimittelzulassungen.“
Für BioNTech bedeutet die Zulassung des Corona-Impfstoffes demnach einen Neustart ins Ungewisse künftiger marktfähiger Präparate. Für Anleger mit dünnerem Nervenkostüm und ohne langen Atem seien im Gesundheitsbereich andere Investments zielführender – etwa in Bereichen wie Medizintechnik oder Digitalmedizin.
Verlusten stand hohes Maß an Liquidität gegenüber
Dass BioNTech im Jahr 2019 immense Verluste in Höhe von etwa 180 Millionen Euro gemacht hatte, liegt vor allem darin begründet, dass die Hauptgesellschaft BioNTech SE in Mainz im besagten Jahr laut Konzernabschluss Forschungs- und Entwicklungskosten in Höhe von mehr als 226 Millionen Euro zu verbuchen hatte.
Allerdings stand ungeachtet der Verluste, die in geringerem Maße bereits in den Jahren zuvor angefallen waren, die Überlebensfähigkeit des Unternehmens nicht in Frage, da dieses zum 31. Dezember 2019 über liquide Mittel von 519,1 Millionen Euro verfügte. Im Juli 2020 bestätigte auch das „Handelsblatt“, dass reichlich Liquidität bei BioNTech vorhanden sei.
Dies liege daran, dass neben dem Mutterkonzern Pfizer auch Investoren wie die Hexal-Gründer Andreas und Thomas Strüngmann mit hohen Summen in die Forschungsarbeit von BioNTech investiert hatten.
Das Unternehmen arbeitete bereits vor der Corona-Krise an mRNA-Behandlungen. Zudem forschte man an einem „individualisierten Impfstoff“ gegen Krebs. Der Durchbruch bei Corona und die Vorarbeiten könnten entsprechend auch eine Grundlage für weitere Erfolge in der Forschung und Entwicklung darstellen.
Großteil des Gehalts für Sahin und Türeci besteht aus Aktien-Optionen
Was die Vorstandsgehälter anbelangt, erhielt Ugur Sahin im Jahr 2019 eine Summe aus fixer und variabler Vergütung von 311.000 Euro, seine Ehefrau Özlem Türeci eine von 370.000 Euro. Die übrigen 7,06 Mio. Euro für Sahin und 9,41 Mio. für Türeci, die als Gehaltsbestandteile aufgelistet sind, stellen Gegenwerte von Aktienoptionen am eigenen Unternehmen dar. Ihren jeweiligen Wert zu einem gegebenen Zeitpunkt bestimmt der Markt.
Dass Sahin in einem Interview erklärt hatte, den „groben Entwurf“ für den Corona-Impfstoff an einem Tag entwickelt zu haben, bedeute laut „Wall Street Journal“-Podcast zufolge nicht, dass es sich deshalb um einen Schnellschuss gehandelt habe.
Das Ehepaar Sahin und Türeci forsche seit 25 Jahren im Bereich der sogenannten Plattformtechnologie und seit 2008 geschehe dies unter dem Dach von BioNTech. Die Technologie ermöglicht es Forschern, auf der Basis eines Sets an Grundlagen relativ schnell Impfstoff-Prototypen zu designen, deren Feinabstimmung und Erprobung schneller und in strafferer Form vonstattengehen könne.
Zwischen April und November sei der entworfene Impfstoff an mehr als 44.000 Probanden getestet worden – und bis zum Ende der Testreihe hätten jederzeitige Anpassungen erfolgen können.
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