Königliche Bauwerke: Das Erbe von Deutschlands Meisterarchitekt Stüler

Am 28. Januar 1800 erblickte Friedrich August Stüler in Thüringen das Licht der Welt. Noch heute, 225 Jahre später, prägen die Bauten des deutschen Architekten nicht nur das Stadtbild seiner Wahlheimat Berlin.
Königliche Bauwerke: Das Erbe von Deutschlands Meisterarchitekt Stüler
Der gebürtige Thüringer hinterließ seine architektonischen Spuren in ganz Europa.Foto: Gemeinfrei, Christine_Kohler/iStock
Von 25. Januar 2025

Deutschland, Schweden und Ungarn: In ganz Europa hat der deutsche Architekt Friedrich August Stüler (1800–1865) einen bleibenden Eindruck hinterlassen. Dabei sollte der am 28. Januar 1800 in Mühlhausen, Thüringen, geborene Friedrich in den Augen des Vaters eigentlich Theologe werden.

Der junge Friedrich August hegte allerdings einen ganz anderen Wunsch. Mit 19 Jahren, einem Schulabschluss, einer Feldmesserausbildung sowie allerlei Wissen und Können aus privatem Zeichen- und Mathematikunterricht im Gepäck zog es Stüler nach Berlin.

Dort studierte er an der Bau- und Kunstakademie und legte nach acht Jahren erfolgreich sein Baumeisterexamen ab. Als Schüler von Karl Friedrich Schinkel (1781–1841), der für den Bau des Berliner Schauspielhauses bekannt ist, lernte er vor allem die antiken Bauten der Griechen und Römer kennen und lieben.

Das Gemälde von Eduard Gaertner zeigt die Bau- und Kunstakademie in Berlin um 1868. Foto: Gemeinfrei

Zusammen mit Freunden gründete Stüler noch während seines Studiums den Architekten-Verein zu Berlin und begab sich im Anschluss seines Examens auf Reisen. Diese führten ihn zunächst nach Frankreich und Italien sowie nach Russland, wo er einen Entwurf für den Wiederaufbau des Winterpalastes in Sankt Petersburg einreichte.

Doch das Leben hatte einen anderen Plan und führte Stüler zurück nach Preußen, wo er mit viel Fleiß und Arbeit binnen zehn Jahren einen erhabenen Status erlangte.

Porträt von Friedrich August Stüler

Porträt von Friedrich August Stüler (1800–1865), preußischer Architekt und Baumeister. Foto: Gemeinfrei

Architektur mit Klasse

Zunächst war Friedrich August Stüler Mitglied und wenig später Direktor der preußischen Schlossbaukommission. Da es in den 1830er-Jahren nur wenige Bauprojekte gab, verbrachte der junge Architekt zusätzlich seine Zeit mit Lehraufträgen an der Berliner Bauakademie.

Für neuen Schwung sorgte schließlich Friedrich Wilhelm IV. (1795–1861), der neue König von Preußen, im Jahr 1840. Zu dieser Zeit legte Karl Friedrich Schinkel, Stülers Lehrer an der Akademie, sein Amt nieder und der inzwischen 40-jährige Friedrich stieg zum neuen „Architekten des Königs“ auf.

Der preußische König Friedrich Wilhelm IV. war Stülers größter Gönner. Foto: Gemeinfrei

Auf Wunsch des Königs entwarf Stüler viele Kirchenbauten nach antikem oder renaissancezeitlichem Vorbild. Bezüglich der Innengestaltung der Gotteshäuser lag der Fokus zudem auf urchristlichen Motiven und Darstellungen.

Stüler auf Reisen mit dem König

Nachdem der preußische König erkrankt war, reiste Stüler zusammen mit Friedrich Wilhelm IV. im Winter 1858/59 durch Italien. Inspiriert von deren Bauten entwarf der deutsche Architekt seine ersten Kirchen im Stil altchristlicher Basiliken. Diese besaßen ein größeres Mittelschiff und kleinere Seitenschiffe sowie einen halbrunden Anbau, die sogenannte Apsis, und einen rechteckigen vorgelagerten Innenhof, das Atrium.

St.-Matthäus-Kirche in Berlin von Friedrich August Stüler entworfen

Die St. Matthäus-Kirche in Berlin wurde von Friedrich August Stüler entworfen. Foto: A.Savin, Wikimedia Commons | Lizenzfrei

Seine architektonischen Kreationen waren so beliebt, dass Stüler an vielen Projekten gleichzeitig mitwirkte. Dabei soll er den Berg an Arbeit mit „rascher Erfindungsgabe, effizienter Arbeitsweise und praxisbezogener Intelligenz“ gemeistert haben.

Insgesamt arbeitete er an rund 300 Kirchen – meist in Form von Restaurierungen bestehender Bauten –, erstellte Entwürfe und fertigte Gutachten an. Während die ersten noch im klassischen Stil gebaut waren, entwarf Stüler später immer mehr Gebäude im gotischen Stil. Doch nicht alle seine Arbeiten führten zum Erfolg und so blieben unter anderem seine Pläne für den Berliner Dom nur auf Papier. Neben den Gotteshäusern machte sich Stüler aber auch mit Schlössern einen Namen.

Von Sanssouci bis Hohenzollern

Die wenigsten Schlösser entwarf Stüler von der Grundmauer auf neu, viel öfter wirkte er bei deren Erhaltung oder Ausschmückung mit. Zu den von ihm eigens entworfenen Monumenten gehört unter anderem die Orangerie im Schloss Sanssouci (1850–1858) in Potsdam oder die Offizierskaserne des Schlosses Charlottenburg in Berlin.

Die Orangerie des Schlosses Sanssouci in Potsdam von Friedrich August Stüler entworfen

Die Orangerie des Schlosses Sanssouci in Potsdam wurde von Friedrich August Stüler entworfen. Foto: Vladislav Zolotov/iStock

1850 erteilte Friedrich Wilhelm IV. seinem Hofarchitekten einen weiteren Herzensauftrag: den Wiederaufbau der Burg Hohenzollern bei Hechingen in Baden-Württemberg. Die Stammburg des Adelsgeschlechts Hohenzollern war nach Hunderten Jahren und mehreren kriegerischen Auseinandersetzungen nur noch eine Ruine und sollte wieder bewohnbar gemacht werden. Dies gelang Stüler, dem die Burg ihr heutiges märchenhaftes Antlitz zu verdanken hat.

Burg Hohenzollern von Friedrich August Stüler entworfen

Auch die heutige Burg Hohenzollern wurde von Stüler entworfen. Foto: scaliger/iStock

Fast immer war bei Stülers Entwürfen auch der preußische König dabei. So soll Stüler 1861 in einer Rede über Friedrich Wilhelm IV. gesagt haben:

„Bei […] den meisten Bauten begnügte sich der König nicht damit, dem Künstler nur Aufgaben zu stellen und die Bearbeitung seinem Talent zu überlassen, es drängte ihn zur lebendigsten Teilnahme an der Bearbeitung, wenn nicht zur Leitung derselben. So liebte er es, die Grundidee der auszuführenden Bauwerke mehr oder minder ausgearbeitet in kleinem Maßstab selbst zu skizzieren und die weitere Ausarbeitung dem Architekten zu übertragen.“

Für Stüler war kein Weg zu weit, kein Auftrag zu klein

Weiterhin entstanden auf Stülers Skizzentisch die Pläne für die Innenausstattung des Schweriner Schlosses, heute Sitz der Landesregierung, zur Restaurierung des Lutherhauses zu Wittenberg, für das Schwedische Nationalmuseum in Stockholm und die Ungarische Akademie der Wissenschaften in Budapest.

Schwedisches Nationalmuseum in Stockholm von Friedrich August Stüler entworfen

Das Schwedische Nationalmuseum in Stockholm wurde von Stüler entworfen und von 1848 bis 1866 gebaut. Foto: bruev/iStock

Doch es mussten nicht immer Großaufträge sein. So schuf Stüler neben Denk- und Grabmälern auch Bahnhöfe wie jener von Tczew (früher Dirschau) im heutigen Polen, Teile von Brücken wie die Weichselbrücke in Tczew, Militärbauten, Stadttore, Rathäuser und Universitäten.

Weichselbrücke bei Dirschau von Friedrich August Stüler entworfen

Stüler entwarf unter anderem die Pfeilertürme der alten Weichselbrücke bei Dirschau (heute Tczew) in Polen. Foto: Gemeinfrei

Sein künstlerisches Talent zeigte der deutsche Architekt unter anderem auch in der Arbeit mit Gusseisen, Silber und Porzellan. Für seinen Verdienst erhielt Friedrich August Stüler außerdem einen russischen, einen schwedischen und einen österreichischen Orden. Bis zu seinem Tod am 18. März 1865 in Berlin blieb Stüler stets der Berliner Bauakademie als Mitglied, Lehrer und zuletzt als Direktor treu.

Auch wenn einige seiner architektonischen Werke inzwischen überarbeitet wurden oder in Vergessenheit gerieten, besteht sein Erbe fort. Darum bemühten sich auch vier seiner sieben Kinder, die in die Fußstapfen ihres Vaters traten. Mit Arnold und Hermann Stüler lebte und wirkte die zweite Generation als Architekten in Berlin, während die beiden Töchter Marie und Therese als Malerinnen tätig waren.



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