CDP beklagt: Große Unternehmen verfehlen Umsetzung von Klimazielen
Wie ernst meint es der „Woke Capitalism“ in Europa mit seinen eigenen Bekenntnissen? Offenbar nicht ernst genug, argwöhnt die in London angesiedelte NGO „Carbon Disclosure Project“ (CDP). Sie präsentierte jüngst eine Analyse, wonach mittlerweile lediglich 49 Prozent der großen europäischen Unternehmen eigene Klimaschutzpläne formuliert habe. Diese orientierten sich am internationalen Pariser Klimaziel einer Begrenzung der Erderwärmung auf maximal 1,5 Grad.
Nur wenige Unternehmen übermittelten detaillierte Angaben
Bezüglich der Details zu deren Umsetzung hielten sich die meisten jedoch bedeckt. Dem Papier zufolge hätten sich weniger als fünf Prozent der angefragten Unternehmen bereit erklärt, nachzuweisen, wie sie ihre Klimaziele umsetzen wollten.
Das CDP hatte einen Nachweis über die Umsetzung der Transformationsmaßnahmen in mindestens zwei Dritteln der Schlüsselbereiche verlangt. Zu denen zählten demnach etwa die Verringerung von Emissionen oder eine Optimierung der Lieferketten. Die Organisation hatte gemeinsam mit der Unternehmensberatung Oliver Wyman die Angaben von Unternehmen ausgewertet, die rund drei Viertel der europäischen Aktienmärkte repräsentieren.
EU will Rechenschaftspflicht weiter verschärfen
Dem Bericht zufolge bemühten sich zwar neun von zehn Unternehmen um die Verringerung des Ausstoßes von Treibhausgasen. Dennoch reichten diese nicht an jenes Ausmaß heran, das erforderlich wäre, um die eigenen Ziele zu erreichen. Etwa die Hälfte der ausgewerteten Unternehmen widmeten beispielsweise der Lieferkette nicht die gebotene Aufmerksamkeit.
Hoffnung setzt man nun darauf, dass die EU schon bald detailliertere Nachweise zu Klimabemühungen der Konzerne verlangen werde. Außerdem baue man auf Banken, die in ihrer Anlagepolitik mittlerweile stärker auf die Einhaltung von Klimazielen achteten. Wiesen Unternehmen diese nicht nach, könnte es schwieriger für sie werden, an Finanzierungen zu gelangen.
Dieser Gedanke wird auch auf EU-Ebene seit einiger Zeit erörtert. So soll es nach der im Vorjahr verabschiedeten „Nachhaltigkeit“ auch eine „soziale Taxonomie“ geben. Unternehmen und Branchen könnten dann dahin gehend überprüft werden, ob sie insgesamt „gesellschaftlichen Nutzen“ stifteten. Unter diesem Begriff ließen sich beispielsweise auch Transparenzanforderungen einführen, wie sie auch dem CDP vorschweben.
„Soziale Taxonomie“ nicht vom Tisch
Wie der Deutsche Industrie- und Handelskammertag (DIHK) erläutert, wird der europäische Emissionshandel durch „signifikant“ steigende CO₂-Preise die Umsetzung der EU-Klimaziele vorantreiben. Zudem werde der Kohleausstieg der Industrie auch zwangsläufig höhere Strompreise bescheren – vor allem dort, wo keine emissionsarmen Kraftwerke vorhanden seien.
Dazu sei in Bereichen wie Verkehr, Gebäudewirtschaft und Industrie ebenfalls mit weiteren Belastungen im Zeichen des Klimaschutzes zu rechnen. Die „soziale Taxonomie“ könnte zusätzlich zu den unmittelbar wirksamen Kostensteigerungen auch ein zusätzliches Sozialkredit-Kriterium schaffen, das die Aufnahme von Darlehen verteuert. Zwar ist die angekündigte Vorlage einer solchen Taxonomie noch nicht erfolgt, das Thema ist jedoch nicht vom Tisch.
In den USA wird ein ähnliches System unter dem Banner von ESG diskutiert. Diese Buchstaben stehen für ökologische, soziale und sogenannte Governance-Ziele, die auf das Gebaren von Unternehmen insgesamt zielen. Wo die Möglichkeiten staatlicher Hoheitsgewalt endeten, könnten private Akteure wie Banken oder Investmentfonds den Wächter über die nicht monetären Ziele markieren.
Starke Widerstände gegen ESG in den USA
In den USA ist im Unterschied zu Europa der Widerstand gegen diese Strategie erheblich. So haben mittlerweile bereits 24 Staaten Schritte unternommen, um die ESG-Doktrin aus Pensionsfonds und anderen gesetzlich geregelten Vermögensbeständen herauszuhalten. Neben Gouverneuren beteiligen sich auch Generalstaatsanwälte an vorderster Front an diesen Vorstößen.
Vermögensverwalter, Banken oder Rating-Agenturen, die sich nach diesem Ansatz richten, betrachten nicht mehr das Erzielen einer höchstmöglichen Rendite als das höchste Ziel. Vielmehr sollen auch nichtmonetäre Aspekte über die Bewertung der Kredit- oder Investitionswürdigkeit von Akteuren auf dem Finanzmarkt entscheiden.
Kritiker sehen darin einen gefährlichen Trend. Eine Benachteiligung von Unternehmen oder Anlagen, nur weil diese bestimmte politisch-ideologische Anforderungen nicht erfüllen, gehe in die Richtung eines Sozialkreditsystems.
DIHK: Zu ambitionierter Klima-Druck vertreibt Unternehmen aus Europa
Pionier eines solchen ist das KP-Regime in China, das 2014 beschlossen hatte, die Reichweite individueller Rechte von bestimmten Kriterien des Wohlverhaltens abhängig zu machen. Ein positives Rating könnte Vergünstigungen wie schnelleren Zugang zu Konsumentenkrediten oder eine schnellere Bearbeitung von Visa-Anträgen bewirken. Ein Negatives könnte hingegen zu Einschränkungen der Karrieremöglichkeiten, der Reisefreiheit, der Internetnutzung oder des Zugangs zu öffentlichen Ausschreibungen haben.
Zu Beginn sollte dieses System auch auf „freiwilliger“ Basis eingeführt werden. Noch im Laufe der 2020er-Jahre will die KP-Führung dieses jedoch verpflichtend umsetzen. Auch ausländische Investoren in China müssen sich an dessen Vorgaben halten.
Der DIHK warnt, dass ein zu aggressives Vorgehen bei der Verfolgung von Klimazielen für Europa ungünstige Folgen haben könnte. So drohe beispielsweise die Abwanderung der Produktion an Standorte mit geringeren CO₂-Kosten oder weniger engen Vorgaben.
Wie „Bitkom“ berichtet, setzen etwa in Deutschland die meisten Unternehmen auf Digitalisierung bei der Erreichung ihrer Klimaziele. Digitale Technologien spielten eine Schlüsselrolle im Bereich der Energieeffizienz. Bei 77 Prozent sei der CO₂-Ausstoß allein schon dadurch gesunken. Ausbaufähig sei jedoch noch die „Refurbished IT“, die auf die Generalüberholung alter Geräte anstatt auf stetige Neuanschaffung setze.
(Mit Material der dpa)
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