Trotz Zinswende: Kaum noch Neugeschäft mit Riester-Sparplänen
Der aus Kaufbeuren stammende SPD-Politiker Walter Riester war nur für die Dauer einer Legislaturperiode Bundesarbeitsminister. Sein zertifiziertes Modell zur privaten Altersvorsorge, entstanden durch das Altersvermögensgesetz 2002, trägt jedoch noch heute seinen Namen.
Zum Zeitpunkt ihrer Einführung galt die Riester-Rente als großer sozialpolitischer Meilenstein. Vor allem Geringverdiener und Familien konnten hohe Förderungen ihrer privaten Altersvorsorge einstreichen. Dafür mussten sie lediglich einen verhältnismäßig überschaubaren Mindesteigenbeitrag leisten.
Das geförderte Riester-Sparen galt neben der betrieblichen Altersvorsorge als Instrument, die zunehmende Lücke bei der gesetzlichen Rentenversicherung zu schließen.
Noch eine „Zeitenwende“ der SPD: Aus für Riester-Förderung gefordert
Mittlerweile gilt die Riester-Rente als Auslaufmodell und zuletzt war es die SPD selbst, die das Modell der geförderten privaten Altersvorsorge infrage stellte. Sie will die Mittel, die in die Förderung gehen, stattdessen nutzen, um die gesetzlichen Rentenkassen zu entlasten.
Aber auch die Versicherungswirtschaft gibt der Riester-Rente keine lange Überlebensdauer mehr. Wie die „Wirtschaftswoche“ berichtet, bietet nur noch Union Investment geförderte Fondssparpläne an – hat aber allein 2022 netto rund 13.000 Riester-Kunden verloren.
Der Bestand sei stabil bei 1,8 Millionen Verträgen geblieben. Das verwaltete Vermögen sei wegen der Kursrückgänge an der Börse jedoch insgesamt von 27,5 auf 23,3 Milliarden Euro gesunken. Kündigungen von Riester-Verträgen sind selten, da diese in den meisten Fällen mit einer Rückzahlungspflicht erhaltener Fördermittel verbunden sind. Dafür steigt die Zahl von Sparern, die ihren Vertrag beitragsfrei stellen, immer stärker an.
Immer weniger Verträge werden noch bespart
Das niedrige Zinsniveau der vergangenen Jahre hat das Riester-Sparen immer unattraktiver gemacht. Es fiel Anbietern immer schwerer, Erträge zu erwirtschaften, die über den Kosten lagen. Und diese sind bei Riester-Verträgen hoch, weil diese eine vollständige Rückzahlung eingezahlter Beiträge sicherstellen müssen.
Erst die Erträge, die deutlich über den Betrag hinausgehen, der dazu erforderlich ist, können Anbieter gewinnbringend in risikoreichere Anlagen investieren. In Summe gehen die hohen Kosten für die Sicherung der eingezahlten Beiträge auf Kosten nennenswerter Renditechancen. Zudem klagen viele Kunden über mangelnde Transparenz und komplexe Bestimmungen rund um Kosten und Ansprüche.
Auch deshalb ist das Neugeschäft mit Riesterverträgen fast zum Erliegen gekommen. Die meisten Gesellschaften führen nur noch bestehende Verträge weiter. Von diesen laufen immer mehr beitragsfrei. Die Nettoeinzahlungen in Riester-Fondssparpläne bei Union Investment sind deshalb im Kalenderjahr 2022 gegenüber dem Vorjahr um rund zehn Prozent auf 800 Millionen Euro geschrumpft.
Trotz vieler Schwächen bietet Riester in bestimmten Fällen noch Vorteile
Riester-Verträge sind auch oft sehr unflexibel und bieten wenig Möglichkeiten zur Anpassung an individuelle Bedürfnisse. Neben dem hohen bürokratischen Aufwand ist auch die steuerliche Behandlung von Riester-Verträgen oft unklar und kompliziert. Insbesondere bei der Auszahlung im Rentenalter kann es zu unerwarteten Steuerzahlungen kommen.
Allerdings gibt es nach wie vor Punkte, die dafür sprechen, einen Riester-Vertrag zumindest in der Höhe des Mindesteigenbetrages zu besparen. Die staatliche Förderung kommt einer fixen Rendite auf den Mindestbeitrag gleich. Je geringer der Mindestbeitrag und je größer der Kreis der Förderfähigen, umso höher fällt diese aus. Familien mit mehreren minderjährigen und nicht erwerbstätigen Kindern profitieren besonders stark davon.
Riester-Verträge bieten zudem garantierte Leistungen, was eine gewisse Planungssicherheit bietet. Außerdem kann ein Teil des Guthabens zum Rentenbeginn auch als Kapital ausbezahlt werden. Da das Kapital durch gesetzliche Regelungen geschützt ist, ist ein Riester-Vertrag auch eine sichere Sparform.
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