Neue Finanzspritze für die Kernkraft? 14 der größten Banken der Welt sagen Unterstützung zu

Finanzinstitute wie die Bank of America, Morgan Stanley und Goldman Sachs unterstützen das Ziel, die weltweite Kapazität der Kernkraft bis 2050 zu verdreifachen.
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Das Rockefeller Center in Midtown Manhattan, New York City. Hier fand das Treffen der 14 Großbanken statt.Foto: texpan/iStock
Von 30. September 2024

Diese Veranstaltung wird alles verändern.“

Das sagte George Borovas, Vorstandsmitglied der World Nuclear Association. Er bezog sich auf eine Zusammenkunft von 14 der größten Banken und Finanzinstitute der Welt, die die Kernenergie verstärkt fördern wollen.

Kernkraft notwendig für die Energiewende

Das „Financing the Tripling of Nuclear Energy – Leadership Event“ (Veranstaltung von Führungskräften zur Finanzierung der Verdreifachung der Kernkraft) fand am 23. September im New Yorker Rockefeller Center statt. Dort traf sich der Klimabeauftragte des Weißen Hauses, John Podesta, mit namhaften Finanzunternehmen wie Bank of America, Barclays, Morgan Stanley und Goldman Sachs.

Ebenso waren die Finanzinstitute Abu Dhabi Commercial Bank, Ares Management, BNP Paribas, Brookfield, Citi, Credit Agricole CIB, Guggenheim Securities LLC, Rothschild & Co., Segra Capital Management und Société Générale anwesend.

Bank of America ist die zweitgrößte Bank der USA und der Welt. Foto: Ceri Breeze/iStock

Die Banken waren sich einig, dass globale Kernenergieprojekte eine wichtige Rolle beim Übergang zu einer kohlenstoffarmen Wirtschaft spielen. Demnach können die erneuerbaren Energien wie Windkraft und Photovoltaik dies nicht alleine erreichen.

Das verstärkte Engagement der Banken kommt zu einem Zeitpunkt, als der Ausbau der Windenergie und der Solarenergie in vielen Ländern auf zunehmenden Widerstand in der Bevölkerung stößt. Ebenso kämpfen diese Kraftwerksarten mit Rentabilitätsproblemen, obwohl sie von staatlichen Subventionen und Steueranreizen profitieren.

Hinzu kommt, dass die Stromnetzbetreiber mit zunehmenden Problemen bei der Netzstabilität zu kämpfen haben, da sie immer mehr wetterabhängige Wind- und Solarenergie in ihre Stromnetze integrieren müssen.

Kernkraft bis 2050 verdreifachen

Die Teilnehmer erklärten, dass sie das Ziel unterstützen, die weltweite Kernenergiekapazität bis zum Jahr 2050 zu verdreifachen. In den vergangenen Jahren änderte sich die weltweite installierte Leistung aller Kernreaktoren kaum. Im vergangenen Jahr lag sie bei 371,5 Gigawatt. Eine Verdreifachung bedeutet, diese Leistung auf mehr als 1.100 Gigawatt zu erhöhen. In 26 Jahren sollen also weltweit rund 740 Gigawatt oder rund 530 Kernkraftwerke entstehen.

Ihr Ziel deckt sich mit dem von rund 20 großen Nationen, die sich bei der letztjährigen UN-Klimakonferenz zu ebendiesem Vorhaben verpflichtet hatten.

Die US-Regierung und die Kernenergiebranche erhoffen sich davon, dass die Großbanken nun ausreichend Finanzmittel für zahlreiche neue Kraftwerke zur Verfügung stellen. Das gemeinsame Finanzpotenzial der Großbanken liegt laut „Forbes“ im Bereich von mehreren Billionen US-Dollar.

Borovas: Banken haben keine Ahnung von Kernkraft

Laut Borovas, der auch Leiter der Nuklearabteilung der Anwaltskanzlei Hunton Andrews Kurth ist, sei es für Banken bisher politisch schwierig gewesen, neue Kernkraftprojekte zu unterstützen. Denn diese hätten oft die Zustimmung der Geschäftsführung benötigt.

Borovas erklärte hierzu: „Die Banken auf der Führungsebene sagten einfach, dass sie von Kernenergie keine Ahnung hätten. Sie wüssten nur, dass es sich um ein sehr schwieriges und umstrittenes Thema handele.“

Umstritten ist die Kernenergie vorrangig wegen der Kernschmelzen in Tschernobyl in der Ukraine im Jahr 1986 und 2011 im japanischen Fukushima. In Tschernobyl waren Konstruktionsmängel des sowjetischen Reaktors und grob fahrlässige Fehler des Kraftwerkspersonals zusammengekommen. Die Anlage in Fukushima ist explodiert, weil ein starkes Seebeben und ein darauffolgender Tsunami schwere Schäden verursacht hatten.

Insbesondere nach Fukushima beschlossen mehrere Staaten – darunter auch Deutschland – aus der Kernkraft auszusteigen. Viele andere Staaten sehen in dieser Technologie jedoch vielmehr ein „sauberes“ Energiepotenzial als eine Gefahr, da Kernkraftwerke eine sehr niedrige CO₂-Bilanz aufweisen.

Die Finanzinstitute verrieten allerdings bisher nicht, mit welchen konkreten Methoden sie die Branche unterstützen würden. Fachleute aus dem Bereich der Kernkraft zeigten sich dennoch hoffnungsvoll.

Lösung für den Klimawandel?

Borovas fügte hinzu, dass die Unterstützung der Banken dazu beitragen würde, Kernenergie als „Teil der Lösung für den Klimawandel“ und nicht als „notwendiges Übel“ zu normalisieren.

Viele Regierungen und Institutionen gehen davon aus, dass vorwiegend das vom Menschen emittierte Kohlenstoffdioxid (CO₂) den Klimawandel antreibt.

Podesta sagte hierzu: „Unsere gemeinsame Mission ist klar: Kernenergie ist saubere Energie. Und wenn wir einen lebenswerten Planeten sicherstellen, sichere, nachhaltige Lieferketten für saubere Energie aufbauen und den Wohlstand auf der ganzen Welt fördern wollen, müssen wir dafür sorgen, dass die Kernenergie ihren Teil dazu beiträgt. Ich weiß, dass wir es schaffen können – solange wir zusammenarbeiten.“



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