Immer größer, immer höher: Grundstein für knapp 365 Meter großes Höhenwindrad gelegt
In Deutschland gibt es rund 30.000 Windkraftanlagen. Dabei versuchen die Hersteller, immer größere Anlagen zu konstruieren, um die Stromausbeute zu erhöhen. Mit einem geplanten Höhenwindrad in der Gemeinde Schipkau im südlichen Brandenburg will das Dresdner Unternehmen GICON nun einen neuen Höhenrekord aufstellen.
Die neue kolossale Windindustrieanlage soll die 350-Meter-Grenze für die Gesamthöhe durchbrechen. Dazu wurde am Donnerstag, 19. September, in Klettwitz der Grundstein gelegt. Bei einer feierlichen Zeremonie sagte der GICON-Geschäftsführer Jochen Großmann:
Hier wird das höchste Windrad der Welt entstehen. 300 Meter Nabenhöhe, insgesamt fast 365 Meter mit den Blättern.“
Höhere Energieausbeute erwartet
Ebenso verkündete er: „Mit dem GICON-Höhenwindrad betreten wir neues Terrain in der Windenergie. Diese Anlage nutzt die Vorteile des Höhenwinds und kann an Standorten betrieben werden, die bisher nicht für Windkraft geeignet waren.“
Das Projekt seiner Firma entstand in Zusammenarbeit mit der Bundesagentur für Sprunginnovation (SPRIND).
„Die Zielsetzung ist letztendlich, den Wind, der ja in diesen Höhen deutlich stärker und vor allem stetiger bläst, zu nutzen“, erklärte Großmann. Damit wolle das Unternehmen „mehr als den doppelten Ertrag pro Windkraftanlage“ erzielen. GICON habe über ein Jahr Untersuchungen angestellt, die die Windverhältnisse in dieser Höhe ermittelt haben.
Höher gebaute Windkraftanlagen gelten als effizienter als niedrigere. Insbesondere wenn sie mehr als 300 Meter in die Höhe ragen. Durch die konstanten Winde könnten hohe Windräder an Land ebenso hohe Erträge erreichen wie Offshore-Anlagen.
Die Firma sieht im Bau besonders hoher Windräder einen „Gamechanger beim Windenergieausbau“ in Deutschland.
Zudem bestehe die Möglichkeit, bereits vorhandene Windparks nachzurüsten, indem auf den bereits zur Gewinnung von Windenergie genutzten Flächen quasi eine zweite Ebene oder eine zweite Etage installiert wird. Das geschätzte Potenzial für Deutschland liege hier bei bis zu 4.000 Anlagen. Der Ertrag könnte sich somit je Fläche verdreifachen.
„Das erste Höhenwindrad ist ein echter Meilenstein in der Windenergie und ein Aushängeschild für den Wirtschaftsstandort Deutschland“, ergänzte Martin Chaumet, Geschäftsführer der beventum GmbH, ein Tochterunternehmen von SPRIND. „Mit dieser Innovation sind wir nicht mehr auf bestimmte Flächen angewiesen, sondern können dorthin gehen, wo Windenergie fehlt.“
Kellner: „Wichtig, dass Menschen vor Ort profitieren“
Michael Kellner, Staatssekretär im Bundeswirtschaftsministerium, nahm an der Grundsteinlegung teil. Er war schon bei der Einweihung des weltweit höchsten Windmessmastes, auch in Klettwitz, der Teil der Gemeinde Schipkau ist, vor Ort. Dieser ermöglichte durch seine Messungen erst die Realisierung des GICON-Höhenwindrads.
Nach Klettwitz ist die Stadt Jüchen in Nordrhein-Westfalen die zweite Station des GICON-Höhenwindmessmastes. Auf dem Gelände der RWE wird er die dortigen Windverhältnisse messen, um weitere Standorte für ein GICON-Höhenwindrad zu identifizieren.
Michael Kellner sagte bei der Grundsteinlegung des Höhenwindrads: „Innovationen, gefördert durch den Bund, werden Realität in Brandenburg. Die Höhenwindanlagen sind ein leuchtendes Beispiel dafür. Ich freue mich, dass in Schipkau das erste Höhenwindrad gebaut wird. Mir ist wichtig, dass die Menschen vor Ort profitieren. Dank Abgaben können die Standortgemeinden mit langfristigen Einnahmen ins öffentliche Leben investieren.“
Das Wachstum von Windkraftanlagen
Im Laufe der Zeit sind industrielle Windkraftanlagen zur Stromgewinnung immer größer geworden. In den 1980er-Jahren waren die Anlagen mit Nabenhöhen von 20 bis 40 Metern noch vergleichsweise winzig. Um die Jahrtausendwende überschritt die Nabenhöhe dann die 100-Meter-Marke.
Doch es ging weiter in die Höhe. Bis 2010 hatten viele Anlagen bis zur Spitze der Rotorblätter bereits eine Höhe von 200 Metern und mehr erreicht – in etwa so hoch wie der Florianturm in Dortmund, Wahrzeichen sowie Aussichts- und Fernsehturm.
Inzwischen befinden sich die heutigen neuen Anlagen fast schon auf dem Niveau des 312 Meter hohen Pariser Eiffelturms. So auch der genehmigte Windpark Hummelsebene in Baden-Württemberg. Das Höhenwindrad von Schipkau wird diese weltberühmte Stahlkonstruktion dann, was die Höhe betrifft, in den Schatten stellen.
Kritik an Windkraft – nicht in Schipkau
Neben Begeisterung über neue Rekorde und Innovationen in der Windkraft vonseiten der Hersteller und Politiker hagelt es im Rahmen dieser Projekte immer wieder Kritik. Insbesondere Anwohner, aber auch viele Fachleute klagen über negative Auswirkungen der riesigen Windkraftanlagen für Mensch und Natur.
Ein oft genanntes Beispiel hierfür ist der Vogelschlag. Eine Untersuchung aus dem Jahr 2013 durch Forscher um Scott R. Loss vom Zugvogelzentrum der Smithsonian Institution kam zu dem Ergebnis, dass es jährlich bis zu 330.000 Vogelschlagopfer in den USA pro Jahr gab. Das entsprach 2,8 bis 6,6 tote Vögel pro Megawatt pro Jahr. Laut den amerikanischen Forschern soll mit zunehmender Nabenhöhe auch die Anzahl der Vogelschlagopfer steigen. Auch zahlreiche Insekten und Fledermäuse fallen den Rotorblättern zum Opfer.
Eine weitere mögliche Gefahr für alle Organismen ist der Infraschall. Er entsteht durch Luftverdichtung, wenn die Rotorblätter am Mast bei der Drehung vorbeiziehen. So erforscht die Fachärztin Dr. Ursula Bellut-Staeck bereits seit mehreren Jahren die Auswirkungen dieser nicht hörbaren Schallfrequenz auf Lebewesen. Ihrer Ansicht nach kommt es zu Durchblutungsstörungen, wenn permanenter Infraschall von großen Windkraftanlagen auf die Endothelzellen im Körper trifft. Das führe zu verschiedenen Krankheitssymptomen.
Nach den neusten Informationen wird das erste Höhenwindrad Mitte 2025 seinen Betrieb aufnehmen, sofern keine Bauverzögerung auftritt. Im Rahmen des geplanten Baues des Mega-Windrads ist, im Gegensatz zu vielen anderen Windkraftprojekten, kein Widerstand von der umliegenden Bevölkerung bekannt.
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