Zwillingsstudie zeigt: Weniger depressiv dank Obst und Gemüse
Fünf Portionen Obst- und Gemüse am Tag: Diese grobe Richtlinie lernen Kinder in den Schulen, wenn gesunde Ernährung auf dem Stundenplan steht. In Deutschland weicht der tatsächliche Verzehr jedoch von der empfohlenen Menge von 400 Gramm ab. So liegen die Deutschen im EU-Vergleich mit 287 Gramm täglich deutlich darunter. Ein Grund dafür könnten die gestiegenen Lebenshaltungskosten sein, weshalb viele Deutsche beim Geldsparen auf Frisches verzichten.
Dabei sind die positiven Effekte eines hohen Obst- und Gemüseverzehrs zahlreich erforscht und immer wieder wissenschaftlich bestätigt worden. Selten waren dabei jedoch Erwachsene über 45 Jahre oder gar Zwillinge Teil der Studien. Ebenfalls ununtersucht blieben häufig die Auswirkungen von Obst und Gemüse auf psychische Erkrankungen.
Eine neue Studie aus Australien vereint nun beide Aspekte. Die Forscher um Dr. Annabel Matison von der University of New South Wales in Sydney untersuchten elf Jahre lang 3.483 Zwillingspaare aus Australien, Dänemark, Schweden und den USA hinsichtlich ihrer Ernährung und möglichen Depressionen – mit einem eindeutigen Ergebnis.
Deutliche Zeichen trotz Manko
Innerhalb der elf Jahre zeichneten die Forscher regelmäßig die Menge des Obst- und Gemüseverzehrs sowie das Vorhandensein von Depressionen und den Verlauf ihrer Symptome der Zwillinge auf. Eine Auswertung dieser Daten ergab, dass ein generell höherer Verzehr von Obst und Gemüse im Laufe der Zeit mit geringeren Depressionen verbunden war.
Die Ergebnisse sind ein weiteres Argument für einen höheren Verzehr von Obst und Gemüse bei Erwachsenen über 45 Jahren“, erklärt Studienhauptautorin Dr. Annabel Matison.
Dennoch entdeckten die Forscher ein Manko in ihrer Studie: Der Verzehr von Obst und Gemüse lag bei allen Probanden unter der weltweit empfohlenen Menge. Der geringste Verzehr von Obst lag dabei durchschnittlich bei 0,3 Portionen pro Tag und von Gemüse bei 0,5 Portionen pro Tag. Im Vergleich dazu schlug selbst ein hoher Verzehr von Obst im Durchschnitt mit nur 2,1 Portionen pro Tag und von Gemüse mit nur 2,0 Portionen pro Tag zu Buche.
„Wir haben festgestellt, dass der Obst- und Gemüsekonsum niedrig war und der Durchschnitt weniger als die Hälfte der empfohlenen Menge von mindestens fünf Portionen pro Tag betrug“, so Dr. Matison. „Wir wissen nicht, wie stark die Depressionswerte sinken würden, wenn die Zufuhr auf das empfohlene Maß erhöht würde.“
Wo macht Obst und Gemüse den Unterschied?
Den Forschern zufolge ist der positive Zusammenhang zwischen dem Verzehr von Obst und Gemüse und Depressionen höchstwahrscheinlich auf den hohen Gehalt an Ballaststoffen, Vitaminen und Mikronährstoffen zurückzuführen.
Außerdem wirkt sich Frisches auch positiv auf die Zusammensetzung des Darmmikrobioms aus und schützt vor oxidativen Schäden des Gehirns. „Die Bedeutung des Darmmikrobioms und sein potenzieller Einfluss auf Depressionen als Folge von Entzündungen wird immer besser verstanden“, erklärt Dr. Matison weiter. Dies scheint auch immer wichtiger zu werden, wie die steigende Anzahl von psychischen Erkrankungen andeutet.
Depressive Störungen tragen erheblich zur Krankheitslast – vor allem bei Erwachsenen über 55 Jahren – bei. Diese reichen von leichten Depressionen, die bereits die Lebensqualität beeinträchtigen, bis zu schweren depressiven Störungen. Es gilt dabei als klinisch erwiesen, dass Personen mit schweren Depressionen im Vergleich zu gesunden Menschen höhere oxidative Stressmarker und geringere Werte an antioxidativen Markern aufweisen.
Die australische Studie kann daher in vielerlei Hinsichten einen Mehrwert erbringen und zeigt die Stärke insbesondere von Zwillingsstudien auf.
Warum Studien mit Zwillingen sicherer sind
Dr. Karen Mather, Mitautorin der Studie, erklärt, wieso Zwillingsstudien nicht nur einzigartige Möglichkeiten bieten, sondern auch Einschränkungen aus früheren Beobachtungsstudien überwinden.
„Zwillinge teilen 50 bis 100 Prozent ihres genetischen Hintergrunds. Wenn sie zusammen aufwachsen, haben sie dasselbe familiäre Umfeld. Einer der Vorteile des Zwillingsdesigns ist, dass es dazu beitragen kann, das Problem der Beeinflussung der Ergebnisse durch unerwünschte Faktoren wie den sozioökonomischen Status in den frühen Lebensjahren zu lösen“, so Mather.
In den Augen vieler Wissenschaftler liefert dieser Studientyp erstaunlich „saubere“ Ergebnisse und verlässliche Daten ohne große Verfälschungen durch andere äußere Einflüsse. Ein prominentes Beispiel dafür ist die Erforschung, ob Kriminalität genetisch bedingt ist. Andere Forscher wiederum argumentieren, dass Zwillinge nicht unbedingt immer identischen sozialen oder umweltbedingten Einflüssen ausgesetzt sind und führen als Beispiel die unterschiedliche Behandlung von Eltern an.
Wie groß ein möglicher Einfluss ist, bleibt unbekannt. Vielleicht färbt die bunte Pracht der Früchte auch nur ab und macht unser Leben so farbenfroh und heiter.
Die Studie erschien am 29. November 2024 in der Fachzeitschrift „Scientific Reports“.
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