Diät allein oft nicht genug: Wege zur Linderung von Autoimmunerkrankungen
Autoimmunität ist eine Störung, bei der das Immunsystem Körpergewebe angreift und zerstört. Es gibt über 80 bekannte Typen von Autoimmunerkrankungen, die unterschiedlich häufig auftreten. Schätzungen zufolge sind weltweit etwa 5 bis 10 Prozent der Bevölkerung von Autoimmunkrankheiten betroffen.
Bei der Hashimoto-Krankheit, einer der häufigsten Autoimmunkrankheiten, ist die Schilddrüse betroffen und eine Schilddrüsenunterfunktion ist die Folge. Weitere weit verbreitete Autoimmunerkrankungen sind Rheumatoide Arthritis, Systemischer Lupus erythematodes (SLE), Psoriasis, Multiple Sklerose (MS) und Typ-1-Diabetes.
Professor Kharrazia hat sich schon frühzeitig mit der umfassenden Forschung und klinischer Praxis zum Thema Autoimmunerkrankungen beschäftigt und veröffentlichte Artikel und Bücher zum Thema. Insbesondere ging es um Wege, die Autoimmunität, eine unheilbare Krankheit, durch evidenzbasierte nicht pharmazeutische Modelle in Remission zu bringen.
Es braucht mehr als nur eine Diät
Ihm zufolge haben viele Menschen mit Hashimoto-Syndrom festgestellt, dass bestimmte Lebensmittel ihre Symptome auslösen, vor allem Gluten und Milchprodukte. Soja, Mais, Eier, Getreide, Nachtschattengewächse und Hülsenfrüchte sind weitere häufige Immunauslöser bei Menschen mit Autoimmunität. Ernährung ist seiner Meinung nach aber nur ein Teil des großen Autoimmunpuzzles.
Selbst bei perfekter Autoimmun-Diät kombiniert mit den richtigen Nahrungsergänzungsmitteln und Medikamenten könne es sein, dass Betroffene ihre Autoimmunerkrankung nicht erfolgreich in den Griff bekommen, meint Kharrazia. Dafür könnten laut dem Forscher insbesondere eine Arbeitssituation, eine unglückliche Beziehung, ständige negative Gedanken oder andere chronisch negative Situationen verantwortlich sein.
Hier setzt laut Kharrazia das Konzept der Psychoneuroimmunologie an. Demzufolge ist es genauso wichtig, sich auch um das geistige und emotionale Wohlbefinden zu kümmern, wie um die Bekämpfung anderer Entzündungsauslöser.
Die Lehren der Psychoneuroimmunologie
Die Psychoneuroimmunologie ist ein neueres Fachgebiet, das sich mit den Verbindungen zwischen dem Nervensystem und dem Immunsystem befasst. Wenn Betroffene sich bei der Behandlung einer Autoimmunerkrankung nicht genügend um Ihr emotionales und geistiges Wohlbefinden kümmerten, könne der Erfolg ausbleiben, meint Kharrazia.
Das liege daran, dass sich deren Physiologie mit ihrem emotionalen Zustand verändere, und Ihr emotionaler Zustand werde oft davon bestimmt, wie sie über sich selbst und Ihre Umstände denken. Manchmal könnten sie ihre Lebensumstände ändern, um Ihre Gedanken und Gefühle zu verändern. In anderen Fällen läge die Arbeit ganz bei ihren eigenen Gedanken.
Kharrazia führt eine Reihe von Beispielen an, wie die psychoneuroimmune Reaktion die Bemühungen eines Patienten um eine Verbesserung seiner Gesundheit sabotiert:
Mangel an Unterstützung: Autoimmunität ist eine unsichtbare Krankheit. Die Patienten sehen oft nicht krank aus, auch wenn sie aufgrund von Müdigkeit und Unwohlsein „faul“ erscheinen mögen. Der durchschnittliche Autoimmunpatient braucht viele Jahre und mehrere Arztbesuche, bevor er eine Diagnose erhält, weil die Krankheit so wenig bekannt ist. Infolgedessen haben sie mit einem Mangel an Unterstützung oder Bestätigung zu kämpfen, auch von ihren Ärzten, ihrem Partner und ihrer Familie. Von seinen Patienten haben jene, die über ein gutes Unterstützungssystem verfügen, bessere Ergebnisse als diejenigen, deren inneres Umfeld ihre Erkrankung geringschätzt.
Ungesunde Beziehungen: Eine chronisch toxische Beziehung – sei es am Arbeitsplatz oder zu Hause – ist stressig und daher zu Entzündungen im Körper beitragen, was die Bemühungen Betroffener, ihre Autoimmunerkrankung in Remission zu bringen, sabotieren kann.
Berufliches Unbehagen: Bei Personen, die sich jeden Tag davor fürchten, zur Arbeit zu gehen, und die Ihren Job hassen, führt dies zu chronischem Stress und Entzündungen, die das Autoimmunmanagement erschweren.
Chronische Negativität: Es ist schwierig, positiv zu sein, wenn man sich ständig krank fühlt. Allerdings geht es Patienten, die generell optimistischer sind, besser als chronisch negativen Patienten. Positivität ist eine Übung, wie das Erlernen eines neuen Instruments oder einer neuen Sprache, die mit konsequenter Anstrengung verbessert werden kann.
Isolation: Online-Interaktionen sind kein Ersatz für echte, persönliche Interaktionen mit anderen Menschen. Nur wenige Dinge beruhigen uns und geben uns ein so sicheres Gefühl wie eine freundliche, sympathische Interaktion mit anderen.
Mangel an geistiger Anregung: Müdigkeit kann Betroffene niederdrücken. Auch bei chronischen Krankheiten, ist es aber wichtig, Wege zu finden, sein Gehirn regelmäßig zu fordern, um Depressionen oder Konzentrationsschwächen zu vermeiden.
Mit Psychoneuroimmunität die Autoimmunkrankheit im Zaum halten
Kharrazia weiß, dass es nicht immer möglich ist, einfach seinen Job zu kündigen oder eine Beziehung zu beenden. Ihm zufolge sei es aber wichtig, dass Betroffene verstehen, welche Auswirkungen diese Situationen auf ihre Gesundheit haben können. Bewusstheit sei oft der erste Schritt auf vielen Wegen.
Oft sei es nicht nur die Situation selbst, die Betroffene beeinträchtige, sondern auch die Art und Weise, wie sie über die Situation denken. Wenn sich die Umstände nicht ändern ließen, so könnten sie vielleicht ihre innere Reaktion darauf ändern.
Der Schlüssel dazu ist, die Rolle der Plastizität des Gehirns bei Autoimmunerkrankung zu verstehen. Plastizität des Gehirns bedeutet, dass das Gehirn in der Lage ist, neue Dinge zu lernen. Durch ständiges Training lässt sich also auch die innere Einstellung zum Leben und zur Autoimmunerkrankung effektiv ändern, im positiven wie im negativen Sinne. So lassen sich häufig auch weniger ideale Lebensumstände positiv nutzen.
Als eine der einfachsten und tiefgreifendsten Möglichkeiten, die psychoneuroimmune Gesundheit zu verbessern, sieht Kharrazia eine regelmäßige Praxis der Dankbarkeit. Sei es, das Aufschreiben von fünf Dingen, für die man dankbar ist oder die Dankbarkeitsmeditationen, die sich zuhauf auf Spotify, YouTube oder in Meditation-Apps finden ließen.
Auch Lachen und Spielen könne entscheidend zur Erzielung einer positiven Stimmungslage beitragen. Eine einfache Möglichkeit sei das Ansehen von lustigen Sendungen. Auch die Pflege von realen Kontakten über Meetup-Gruppen, Hobby- und Bastelgruppen, Buchclubs und Hundeparks könnten hilfreich sein, um die Psychoneuroimmunität zu regulieren.
Meditation hält Kharrazia für besonders wichtig, wenn Betroffene unter gehirnbedingten Symptomen leiden, die bei Personen mit Hashimoto-Schilddrüsenunterfunktion häufig auftreten, wie beispielsweise Depressionen, Konzentrationsschwäche, Angstzustände und chronische Schmerzen.
Meditation sei so wirksam, dass sie laut Untersuchungen die Form des Gehirns tatsächlich zum Positiven verändert. Bereits nach zwei Monaten täglicher Meditation nehme die Dicke des Hippocampus, des Zentrums für Lernen und Gedächtnis, zu. Die Meditation verringert auch das Volumen der Amygdala, des Gehirnzentrums für Furcht, Angst und Stress. Die Probanden berichteten auch, dass sie sich weniger gestresst fühlten.
Meditation senke auch Entzündungen im Körper und helfe, das Immunsystem zu stärken.
Eine Literaturübersicht aus dem Jahr 2017 legt nahe, dass Meditation den Nuklearfaktor Kappa B, einen wichtigen Entzündungsweg, herunterreguliert, und eine Übersichtsarbeit aus dem Jahr 2021 zeigte, dass die achtsamkeitsbasierte Stressreduktion (MBSR) die Aktivität von Immunwegen reduziert, die Autoimmunität fördern.
Ernährungs- und Lebensstilstrategien bilden die Grundlage für ein erfolgreiches Autoimmunmanagement. Sie sollten aber mit Aktivitäten einhergehen, die die soziale, psychologische und sogar spirituelle Gesundheit fördern. Dazu gehören tägliche Übungen, die Freude bereiten und Stress abbauen.
Dieser Artikel erschien im Original auf theepochtimes.com unter dem Titel: „Beyond Diet: Ways to Heal Autoimmune and Improve Thyroid Health“ (deutsche Bearbeitung jw)
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