Tumult bei Querdenken-Demo in Berlin: Polizei zweifelte Atteste für Epileptikerin und Schwerbehinderten an + Video

Die 33. Hundertschaft kontrollierte bei der Querdenken-Kundgebung am Brandenburger Tor in Berlin am Sonntag Atteste zur Maskenpflicht – trotz bestehenden Abstands. Viele Demonstranten konnten das nicht nachvollziehen. Ein Mann griff in die Situation ein, wird von der Polizei zu Boden gestreckt und in Handschellen abgeführt. Die Epoch Times war vor Ort und hat die Situationen mit der Kamera aufgezeichnet.
Von und 12. Oktober 2020

Ein Epoch Times-Reporter war bei der Querdenken-Kundgebung am Brandenburger Tor am Sonntag vor Ort. Er filmte, wie eine Epileptikerin abgeführt wurde, weil Polizisten die Echtheit ihres ärztlichen Attestes anzweifelten, das sie von der Maskenpflicht befreite. Selbst das Vorzeigen der Epilepsie-Medikamente konnte die Beamten nicht umstimmen. Ihr Freund äußerte sich besorgt, da schon der kleinste Stress einen epileptischen Anfall auslösen könne.

Die Polizei nahm zudem die Personalien eines schwerbehinderten Rollstuhlfahrers aus Bayern auf, weil er keine Maske aufhatte. Dieser erklärte gegenüber der Polizei, dass er aufgrund seiner Erkrankung von einer Maskenpflicht befreit sei. Die Polizisten zweifelten jedoch daran.

Die Polizei kontrollierte am Wochenende in Berlin viele weitere Teilnehmer der Demonstration, die ohne Mund-Nasen-Bedeckungen unterwegs waren, und forderte sie auf, ein Attest vorzulegen.

Eine Frau auf der Bühne reagierte auf die Vorfälle mit den Worten: „Die Polizei darf die Atteste nicht aus der Hand nehmen.“ „Wir werden reden“ vor dem Brandenburger Tor… Die Atteste seien Privatbesitz.

An die Polizisten gerichtet sagte sie: „Wenn ihr uns unterstellt, dass sie gefälscht sind, ist das an sich schon eine Straftat.“ Dann wies sie die Demonstranten darauf hin, dass Atteste bei einer Demonstration am 3. September von den Polizisten nicht zurückgegeben worden seien.

Kurz darauf kam es zu einem Tumult. Ein grauhaariger Mann mit einer Mund-Nasen-Bedeckung mischte sich in das Geschehen ein, als ein junger Polizist gerade das Attest einer Demonstrantin überprüfte. Das Video zeigt, wie ein Polizist plötzlich auf den Mann losging, ihn im Nacken packte und in den Schwitzkasten nahm. Der Mann riss die Arme nach oben als Zeichen, dass er keinen Widerstand leistet. Aber mehrere Polizisten hatten sich bereits auf ihn gestürzt und zerrten ihn ins Abseits.

„Keine Gewalt“, dröhnte die Stimme einer Frau über den Lautsprecher: „Leute, was macht ihr da? Hört sofort auf, friedliche Bürger zu verletzen!“ Demonstranten rannten den Polizisten hinterher. Eine Traube Teilnehmer versammelte sich um die Polizisten. Weitere Beamte eilten herbei. Schließlich wurde der grauhaarige Mann in Handschellen zu einem von der Polizei abgesperrten Bereich abgeführt, wo seine Personalien aufgenommen wurden.

Demonstrant beschreibt eine „unerträgliche“ Situation

Nachdem die Polizei ihn wieder freigelassen hatte, sprach Epoch Times mit dem Demonstranten außerhalb der Demo-Veranstaltung. Er sei dazwischen gegangen, als Beamte ein Attest von einer Teilnehmerin gefordert hätten, erklärte der Brandenburger, der selbständiger Tischler ist. Diese Situation sei für ihn so „unerträglich“ gewesen, dass sich „der angesammelte Frust aus den ganzen letzten Monaten“ entladen habe, betonte er. Der Beamte habe versucht ihn wegzudrücken, da habe er ihn „quasi gegen die Brust gestoßen“.

Aus dieser Situation heraus wurde der Mann von Polizisten eingekreist, später aufgrund seines Widerstands zu Boden gerissen und schließlich in Handschellen abgeführt. „Innerlich war ich ziemlich ruhig“, sagte der Handwerker. Deutlich spürbar sei für ihn die Unsicherheit der Polizisten gewesen, die die Situation wieder in Griff bekommen mussten. „Ich habe das, ehrlich gesagt, nicht so doll persönlich genommen“, fuhr er fort. Denn auch die Polizisten müssten „nur ihre Rolle spielen“.

Über das Geschehen hinter der Polizeimauer, das von außen schlecht einsehbar war, konnte der Brandenburger nicht viel berichten. Die Demonstrantin „lag zwar direkt neben mir, aber ich habe nur gesehen, dass sie relativ ohne Körperspannung war – so ein bisschen wie lethargisch“.

Als sie später neben ihm gestanden habe, schien sie teilnahmslos, „wie paralysiert“, erklärte der Tischler. Warum sie abgeführt wurde, konnte er nicht sagen. Allerdings habe er gehört, dass die Polizei der Frau erlaubt habe, wieder mit einer Mund-Nasen-Bedeckung zurück auf die Demo zu gehen. Er selbst habe Handschellen tragen müssen, bis die Polizei ihre erkennungsdienstlichen Maßnahmen beendet habe. Ihm sei es verboten worden, die Kundgebung weiter zu besuchen.

Veranstalter festgenommen – unabhängige Polizisten angefordert

Als der Veranstalter die Situation deeskalieren wollte und sich mit schützenden Armen vor die Beamten mit Gesicht in Richtung Demonstranten stellte, wurde ihm von einem Beamten die Hand heruntergeschlagen. Nach Angaben eines Zeugen, wurde das Handgelenk, welches erst vor Kurzem von einer Verletzung verheilt war, dabei vermutlich gebrochen. Wegen Widerstands gegen Staatsgewalt wurde er abgeführt. Nach Protest gegen den Platzverweis erlaubte die Polizei dem Veranstalter, schließlich wieder an der Versammlung teilzunehmen. Gegen Ende der Veranstaltung wurde er von einem Krankenwagen zur weiteren Untersuchung im Krankenhaus abgeholt.

Rechtsanwälte von Querdenken forderten lautstark unabhängige Polizisten an, um den Vorfall zu analysieren. Sie kündigen Strafanzeige gegen die Beamten der 33. Hundertschaft Berlin wegen körperlichen Angriffs gegen Demonstranten an. Zudem war von einer spontanen Demonstration gegen die Polizeiwillkür die Rede.

Ein Zusammenschnitt des Filmmaterials zu den Ereignisse ist oben als Bild-Video. Ausschnitte der Vorfälle sind auch im Livestream ab 3:00:00 zu sehen.

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Festgenommener Rollstuhlfahrer ergreift das Wort

„Meine Absicht ist, hier ein bisschen Ruhe reinzubringen“, meldete sich ein Rollstuhlfahrer, nachdem er das Mikrofon erhalten hat. „Ich bin gerade dahinten interviewt und festgenommen worden.“

Es bringe nichts, die Emotionalität über das Handeln zu stellen. So schwer es auch sei, mit der Situation umzugehen, man dürfe keinen aktiven Widerstand im Sinne von Gewalt leisten. Mit dem Verstand könne man die Situation nicht begreifen. „Es ist einfach eine Agenda, die gerade passiert.“

Und selbst wenn die Polizei wiederkomme und erneut anfange: „Lasst euch festnehmen. Wenn sie euch schlagen, wehrt es nur ab, aber greift nicht an.“ Die größte Herausforderung sei es, in dieser Situation in der Liebe zu bleiben und zu sprechen. „Nur so können wir diesen Schwachsinn, der hier gerade passiert, verändern.“

Wichtig sei es, keinen Hass zu entwickeln. „Der Hass kommt vom Teufel“, erklärte der Rollstuhlfahrer. Es gebe eine positive und eine negative Seite. Wenn man Letztere fördere und mitspiele, „geben wir den ganzen Dreck dazu“.

Nach der Eskalation und Anforderung von unabhängigen Polizisten zog die 33. Berliner Hundertschaft ab. Der Bereich in Richtung Siegessäule, der für erkennungsdienstliche Maßnahmen als Sammelplatz eingerichtet wurde, wurde geräumt. „Als ob ein Schalter umgelegt worden ist“, beschrieb ein Demonstrant gegenüber Epoch Times die Situation. Plötzlich sei Ruhe eingekehrt.

Während zuvor ein Großaufgebot Polizisten die Maskenpflicht trotz eines Abstandes von 1,50 Meter kontrollierten, waren nur noch wenige Beamte vor Ort. Friedlich standen sie neben friedlichen Demonstranten – ganz anders als beim Einsatz der Hundertschaft.

Bereits am Samstag erlitt eine Demonstrantin bei der Kundgebung am Alexanderplatz im abgesperrten Bereich der Polizei eine Panikattacke und brach zusammen. Ein Rettungswagen musste angefordert werden.



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