Stromausfälle nach Dunkelflaute – BBK: „Bereiten Sie sich auf Notlagen vor“
Deutschlands Stromkunden und Netzbetreiber können am Sonntag, 15. Dezember, wieder aufatmen. Nach der Dunkelflaute vom Mittwoch und vor allem Donnerstag weht jetzt immerhin der Wind wieder stärker. Die rund 30.000 Windkraftanlagen liefern aktuell am Sonntagmittag rund 38 Gigawatt (GW). Das ist mehr als die Hälfte der installierten Leistung.
Doch kurz nach der Dunkelflaute kam es zu auffällig vielen Meldungen zu Stromausfällen und Störungen im deutschen Stromnetz an verschiedenen Orten.
Tübingen: Menschen eingesperrt
Einer davon war die Universitätsstadt Tübingen und die nahegelegene Gemeinde Ammerbuch. Am Freitag, 13. Dezember, fiel hier gegen Mittag großflächig der Strom aus, wie die lokalen Stadtwerke mitteilten.
Auslöser dafür soll ein Kabelschaden im Netz gewesen sein, der „eine unerwartete Kettenreaktion ausgelöst“ hatte. Das habe um 11:40 Uhr zur Störung im 20kV-Netz [Anm. d. Red.: 20 Kilovolt zählen zum Mittelspannungsnetz] geführt. Um 12:46 Uhr war die Stromvollversorgung mithilfe von Umschaltungen wiederhergestellt. Die Analyse der genauen technischen Hintergründe dauere laut den Stadtwerken Tübingen noch an.
Betroffen war die gesamte Innen- und Altstadt von Tübingen, die Weststadt, Teile der Südstadt, Teile von Waldhäuser Ost, außerdem die Vororte Derendingen, Hirschau, Bühl, Weilheim, Kilchberg und Unterjesingen. In Ammerbuch waren Pfäffingen, Reusten und Teile von Poltringen ohne Strom.
Das hatte bereits Folgen fürs Alltagsleben. So gingen beispielsweise auf dem Weihnachtsmarkt der Stadt die Lichter aus. Auch in den Geschäften wurde es dunkel und Bildschirme schalteten sich aus. Dasselbe in den Supermärkten. Dort funktionierten auch die Kassensysteme nicht mehr.
Schockmomente gab es in manchen Bäckereien. Dort ließen sich die elektrischen Schiebetüren nicht mehr öffnen. Demnach konnten die Menschen draußen nicht mehr hereinkommen und die, die drinnen waren, nicht mehr herauskommen.
Königs Wusterhausen: Unterspannung bei Aggregat
Die Lichter auf dem gerade erst eröffneten Weihnachtsmarkt in der brandenburgischen Stadt Königs Wusterhausen gingen am Freitag ebenfalls für eine Weile aus. Ab 15:24 Uhr war mit einem Knall plötzlich der Strom weg. Die Ursache für den Aussetzer lag offenbar an einem Fehler in einem großen Stromaggregat.
Als kurz darauf die Dämmerung einsetzte und der Strom immer noch weg war, behalfen sich die Menschen mit den Taschenlampen ihrer Mobiltelefone oder mit Kerzen. Um 17:20 Uhr schalteten sich die Lichter plötzlich wieder ein. Die Betreiber der Stände und die Besucher waren erleichtert.
Doch damit war das Problem nicht gelöst. Nahe dem Aggregat kam es nochmals zu Ausfällen. Der Techniker, der bereits vor Ort war, suchte nach verschiedenen möglichen Ursachen. Letztlich meinte er, dass die Aussetzer auf „Unterspannung“ zurückzuführen sind.
Zu diesem Zeitpunkt (17:00 Uhr) haben alle inländischen Kraftwerke laut „Energy-Charts“ gut 12 GW weniger produziert, als das Land verbraucht hat. Somit musste das Ausland wieder aushelfen. Durch den grenzüberschreitenden Stromhandel flossen in Summe aber nur rund 9,6 GW zu uns. Demnach hätten rund 2,4 GW an Leistung im Netz gefehlt.
Ausfälle in Landau und Erlangen
Einen Stromausfall erlebten auch die Einwohner der bayerischen Stadt Landau an der Isar und der nahegelegenen Gemeinde Pilsting. Am Freitagvormittag gegen 10 Uhr funktionierten dort im gesamten Netzgebiet die elektrischen Verbraucher nicht mehr.
Die Stadtwerke informierten die Bürger darüber in ihrem Kanal auf dem Messenger WhatsApp. Dort teilten sie um 11:00 Uhr mit, dass die Ursache im Netz des vorgelagerten Netzbetreibers Bayernwerk liegt. Der Vorfall wird untersucht. Eine neuere Meldung – auch von Bayernwerk – liegt derzeit nicht vor.
Plötzlich erloschene Lichter erlebten auch fast 10.000 Haushalte in der fränkischen Stadt Erlangen. Auch hier gibt es noch keine Informationen über die Ursache der Netzstörung.
Erfurt: Störung aufgrund anfälliger Kabel
Bereits am Donnerstag kam es in der Stadt Erfurt des Freistaates Thüringen zu einem Stromausfall. Für etwa eine Stunde waren rund 1.000 Haushalte davon betroffen. Hier war die Ursache ein defektes Mittelspannungskabel.
In Erfurt kam es in der jüngsten Vergangenheit jedoch öfter zu Störungen mit ebendieser Ursache. So etwa am Montag, wo eine defekte Leitung im Stadtteil Johannesvorstadt einen ähnlich großen Stromausfall verursachte. Weitere Defekte an Mittelspannungskabeln in Erfurt ereigneten sich im September. Diese Kabel sind aufgrund ihres Alters so anfällig. Sie stammen noch aus der DDR-Zeit.
BBK: „Bereiten Sie sich auf Notlagen vor“
Eine neue Warnung an die Bevölkerung sprach indes der Vizepräsident des Bundesamtes für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe (BBK), René Funk, aus. „Ich appelliere an die Bürgerinnen und Bürger: Bereiten Sie sich auf Notlagen vor, dies kann auch länger andauernder Stromausfall sein“, teilte er „t-online“ mit. „Notlagen müssen nicht eintreten, sind aber jederzeit möglich.“
Das BBK informiert auf seiner Webseite, welche Vorkehrungen für einen Stromausfall die Menschen im Vorfeld treffen sollten. Denn wenn der Strom weg ist, ist nicht nur das Licht im Haus aus. Ebenso ist das Telefon tot und die Heizung streikt. Zudem kommt nach kurzer Zeit kein Leitungswasser mehr aus dem Wasserhahn.
Eine Übersicht der aktuell gemeldeten Störungen in der Stromversorgung ist auf dem Portal „störungsauskunft.de“ zu sehen. Hier kann man auch selbst Störungen melden, wenn man von einem Stromausfall betroffen ist.
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