Stromausfall in NRW: „Großstörung“ bei der Justiz

Technische Panne in Münster: Ein Stromausfall trifft das zentrale Rechenzentrum der NRW-Justiz. Zeitweise fallen die digitalen Kommunikationswege aus. Gab es zu wenig Strom?
Stromausfall in NRW: „Großstörung“ bei der Justiz
Blick in einen Serverraum eines Rechenzentrums.Foto: Uli Deck/dpa
Von 18. August 2024

Ein Stromausfall hat in der Nacht von Donnerstag, 15. August, auf Freitag in mehreren Regionen von Nordrhein-Westfalen zu Einschränkungen in der Justiz geführt. Das brachte einen Ausfall der elektronischen Kommunikation der Gerichte mit sich.

Zeitweise waren Bearbeitungsvorgänge auf digitalem Weg nicht mehr möglich. Zwar konnten Anträge, Klagen und Schriftsätze über das Elektronische Gerichts- und Verwaltungspostfach (EGVP) eingereicht, aber von der Justiz nicht abgerufen werden.

Der Ausfall legte jedoch nur die digitalen Kommunikationswege lahm. Dringende Angelegenheiten konnten weiterhin etwa per Fax oder auf persönlichem Weg kommuniziert werden. Auch Videokonferenzsysteme blieben intakt.

Ebenso hat der Sitzungsbetrieb der Justiz laut einem Sprecher des Oberlandesgerichts in Köln noch funktioniert. Zudem seien elektronische Akten bei Sitzungen auch lokal gesichert und damit weiterhin abrufbar.

Stromausfall traf zentrales Rechenzentrum

Das Oberverwaltungsgericht Münster informierte über den Vorfall auf seiner Website und sprach von einer „Großstörung“. Da aktuell kein Hinweis mehr auf der Website zu finden ist, scheint das Problem behoben zu sein. Sucht man im Internet nach „Oberverwaltungsgericht Münster Großstörung“ erscheint von der offiziellen Website noch ein Suchergebnis. Der Link führt jedoch auf eine vom Gericht gelöschte Seite.

Der Stromausfall traf das zentrale Rechenzentrum der NRW-Justiz, das sich in Münster befindet. „Das Problem ist, dass die Server wohl runtergefahren sind und man die jetzt nicht einfach wieder hochfahren kann, ohne die geprüft zu haben“, teilte der Sprecher am Freitag mit.

Die IT-Abteilung hat daraufhin versucht, die Systeme schnellstmöglich wieder in Betrieb zu nehmen. Zudem prüfte die Justiz-IT, ob der Stromausfall die Server beschädigt hat.

Mangel an Strom im Netz?

Stromausfälle dieser Art scheinen sich in Deutschland zu häufen. Erst Anfang August traf ein mehrere Stunden andauernder Stromausfall auch den Frankfurter Flughafen, was zu Verspätungen und Flugausfällen führte.

In diesem Frühjahr teilten laut einer Umfrage der Industrie- und Handelskammer (IHK) bereits rund 80 Prozent von knapp 3.300 Unternehmen mit, dass Engpässe bei Übertragungs- und Verteilnetzen ein zunehmendes Problem für sie darstellen.

Beim Blick auf die Daten des Portals „Energy-Charts“ vom Fraunhofer-Institut ist zu erkennen, dass in der Nacht, als bei der Justiz in NRW der Stromausfall auftrat, teils mehr als 11 Gigawatt (GW) an Leistung in Deutschland gefehlt haben. Das entspricht der Leistung von acht Kernkraftwerken. Die Stromerzeugung schwankte zwischen rund 31,8 GW und 36 GW, während die Last, also der Strombedarf, bei 41,5 GW und 47 GW lag.

Stromausfall in NRW: „Großstörung“ bei der Justiz

In der Nacht des Stromausfalls gab es erneut ein Stromdefizit. Foto: Bildschirmfoto/energy-charts.info/Fraunhofer ISE

Dieses Defizit mussten die deutschen Netzbetreiber – wie oftmals der Fall – durch Stromimporte aus Nachbarländern ausgleichen. Ein wichtiger Stromlieferant für Deutschland ist Frankreich. Dort wurden jedoch kürzlich Stimmen laut, aus dem europäischen Stromhandel aussteigen zu wollen. Dann könnte für Deutschland ein wichtiger Stromlieferant wegfallen.

Auch Schweden hatte sich im Juni kritisch über den deutschen Strommarkt geäußert. Energieministerin Ebba Busch sagte, dass dieser „heute nicht effizient“ funktioniert. In diesem Zusammenhang hat Schweden die Hansa PowerBridge, eine geplante Gleichstromleitung zwischen Deutschland und Schweden, abgelehnt. Das lässt vermuten, dass sich das skandinavische Land nicht zu sehr mit dem deutschen Stromsystem verbinden und seinen Strom künftig vermehrt für sich behalten will.

Im Zuge der Energiewende schaltet die Bundesregierung regelmäßig konventionelle Großkraftwerke ab. Stattdessen setzt sie auf die Energie durch zahlreiche Windkraft- und Photovoltaikanlagen, deren Leistung jedoch nicht stabil ist. Manchmal stellen sie einen Überschuss an Strom bereit. Während der sogenannten Dunkelflaute hingegen – also bei Dunkelheit und fehlendem Wind – erzeugen sie keinen oder fast keinen Strom.



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