Von süß zu schädlich: Die unbemerkte Gefahr von raffiniertem Zucker

Weißer Zucker ist mehr als Energiespender. Er spendet oft Energie und manchmal Trost – doch in jedem Fall macht er süchtig. Einen Ausweg zeigt Gastautor und Heilpraktiker René Gräber in seiner wöchentlichen Kolumne bei Epoch Times.
Von süß zu schädlich: Die unbemerkte Gefahr von raffinierten Zucker
Herkömmlicher weißer Zucker wird aus Zuckerrüben gewonnen.Foto: mescioglu/iStock
Von 10. Januar 2025

Es gibt Worte, die tragen mehr Gewicht, als sie auf den ersten Blick vermuten lassen. „Zucker“ ist solch ein Wort. Es klingt harmlos, fast liebevoll. Zucker ist in der Kindheit der Trostspender, in der Jugend der Energiespender und im Erwachsenenalter? Da wird er nicht selten zum stillen Feind.

Seit 25 Jahren begleite ich Menschen auf ihrem Weg zu einem gesünderen Leben. Und selten sehe ich eine Substanz, die so viel Verwirrung, Sehnsucht und zugleich Schaden anrichtet wie Zucker. Dabei sprechen wir nicht von dem natürlichen Zucker in einem Apfel oder einer Karotte. Es geht um den raffinierten Zucker, der in Schokolade, Limonade und unzähligen industriellen Lebensmitteln steckt. Dieser Zucker ist mehr als ein „Geschmacksverstärker“ – er ist ein Suchtstoff.

Die Süße Falle

Was Zucker mit uns macht, beginnt uns erst langsam bewusst zu werden. Ein hoher Konsum – insbesondere von Fruktose – stört die empfindliche Balance unserer Hormone. Leptin, das Hormon, das unserem Gehirn signalisiert, wenn wir satt sind, wird durch zu viel Zucker stumm geschaltet. Insulin, der Blutzuckerregulator, wird zur Daueralarmbereitschaft gezwungen, bis auch er erschöpft ist. Die Folge? Der Körper verlangt nach mehr Nahrung, mehr Zucker, mehr von dem, was uns krank macht.

Ein besonders tückisches Nebenprodukt dieses Prozesses sind die sogenannten Advanced Glycation End Products, kurz AGEs oder übersetzt: fortgeschrittene Verzuckerungsendprodukte. Diese Moleküle entstehen, wenn sich Zucker mit Proteinen oder Fetten verbindet. Sie beschleunigen die Alterung unserer Zellen und tragen dazu bei, Entzündungen zu fördern. Wer viel Zucker isst, könnte also im wahrsten Sinne des Wortes schneller altern.

Besonders hohe Mengen an AGEs finden sich in frittierten Speisen wie Pommes frites und industriell hergestellten Backwaren wie Keksen, Chips oder Croissants, aber auch in stark verarbeiteten Fertigprodukten wie Tiefkühlpizzen, Dosensuppen oder auch Instantkaffee.

Doch die vielleicht erschreckendste Erkenntnis ist die Verbindung zwischen Zucker und Krebs. Tumorzellen sind wahre Zuckerfresser. Diese bevorzugen gern Fruktose, weil diese direkt in die Zellteilung und das Wachstum investiert werden kann. Die Sache mit dem Zucker und dem Krebs wird zwar von vielen Ärzten als „nicht relevant“ abgetan, ich will es dennoch erwähnen.

Mit Zucker in der Suchtspirale

Zucker ist nicht nur eine körperliche Herausforderung, sondern auch eine geistige. In meinem Praxisalltag erlebe ich immer wieder Menschen, die von ihrer Sucht nach Süßem berichten. Und ja, es ist eine Sucht – mit echten Entzugserscheinungen wie Gereiztheit, Konzentrationsschwierigkeiten und Schlafproblemen.

Die Wissenschaft zeigt, dass Zucker die gleichen Belohnungszentren im Gehirn ansprechen kann wie Opioide. Jeder Bissen Schokolade fühlt sich an wie eine kleine Umarmung – zumindest für den Moment. Doch wie bei jeder Sucht bedarf es mit der Zeit immer mehr, um das gleiche Gefühl zu erreichen. Der Weg hinaus ist nicht ganz einfach, aber er ist möglich.

Raus aus der Falle

Die ersten Tage sind die härtesten. Ein kalter Entzug – der bewusste Verzicht auf sämtlichen Zucker – kann helfen, die Reset-Taste zu drücken. Vier Tage muss man das mindestens durchhalten. Dazu rate ich allen Betroffenen, sämtliche Süßigkeiten, Chips oder Softdrinks wegzuwerfen und nichts mehr davon einzukaufen. Es folgen eine ausgewogene Ernährung mit gesunden Fetten, Proteinen und Ballaststoffen sowie das Meiden von industriell verarbeiteten Lebensmitteln. Das ist keine Strafe, sondern ein Geschenk an den eigenen Körper.

Bewegung, ausreichend Schlaf und der Umgang mit Stress spielen ebenfalls eine wichtige Rolle. Sport etwa kann das Dopaminsystem neu ausrichten und die Suchtspirale durchbrechen. Alternativen wie Stevia oder Xylit sind Möglichkeiten, Zucker zu ersetzen, sollten aber auch nur in Maßen eingesetzt werden.

Ein Vier-Wochen-Plan kann Struktur geben: Woche eins verzichtet auf Zucker, Woche zwei ersetzt ungesunde Snacks durch gesunde Alternativen, Woche drei integriert mehr Bewegung, und Woche vier schafft eine Routine.

Zusätzlich können gezielt ausgewählte Vitalstoffe dabei helfen, den Stoffwechsel zu stabilisieren und den Zuckerentzug zu erleichtern. Chrom, ein essenzielles Spurenelement, verbessert die Insulinempfindlichkeit und reguliert den Blutzuckerspiegel. Eine tägliche Dosierung von 200 bis 400 Mikrogramm kann Heißhungerattacken deutlich reduzieren.

Magnesium, mit einer empfohlenen Tagesdosis von 300 bis 400 Milligramm, unterstützt den Energiestoffwechsel und wirkt Stress entgegen, der oft ein Auslöser für Zuckerverlangen ist. Auch Zink, in einer Menge von 10 bis 25 Milligramm täglich, spielt eine wichtige Rolle. Es stärkt das Immunsystem und hilft, Entzündungen zu reduzieren, die durch hohen Zuckerkonsum begünstigt werden.

Ein Leben mit Zucker in Balance

Zucker ist nicht das Böse in Person. Es ist ein Werkzeug, ein Genussmittel, das in Maßen keinen Schaden anrichtet. Aber in der Menge, wie wir es heute konsumieren, wird es zu einem Problem. Die Entscheidung, aus der Zuckerfalle auszubrechen, ist nicht leicht, aber sehr lohnenswert.

Vielleicht beginnen Sie schon heute – ein kleiner Schritt, ein bewusster Verzicht, ein neuer Anfang. Denn eines habe ich gelernt: Gesundheit beginnt oft mit einer einfachen Entscheidung.

Über den Autor
René Gräber

René Gräber. Foto: privat

René Gräber studierte Pädagogik und Sportwissenschaften. Aufgewachsen in einer Ärztefamilie, kam er früh mit der Medizin in Kontakt – vor, unter und hinter dem Arzttisch. Bereits in seinen Zwanzigern war seine Krankenakte „so dick wie die mancher 70-Jährigen“.

Sein eigenes Leid führte ihn jenseits der klassischen Medizin schließlich zur Naturheilkunde. Die erfolgreiche Selbstbehandlung legte den Grundstein für seine seit 1998 bestehende Praxis mit den Schwerpunkten Naturheilkunde und Alternativmedizin.

Dieser Artikel ersetzt keine medizinische Beratung. Bei Gesundheitsfragen wenden Sie sich bitte an Ihren Arzt oder Apotheker. Für Informationen zur Dosierung, Anwendung und unerwünschten Effekten von Heilpflanzen wird eine Beratung in der Apotheke empfohlen.

Dieser Beitrag stellt ausschließlich die Meinung des Verfassers dar. Er muss nicht zwangsläufig die Sichtweise der Epoch Times Deutschland wiedergeben.


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