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Leitzinssenkung in Großbritannien wegen Coronavirus erhöht den Druck auf die EZB

Weltweit senken derzeit viele Notenbanken ihre Leitzinsen. Folgt die EZB jetzt mit einem Negativzins, da der Leitzins jetzt schon bei 0,0 Prozent steht?

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Wie reagiert die EZB auf die weltweiten Leitzinssenkungen?

Foto: über dts Nachrichtenagentur

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Lesedauer: 3 Min.

Vor der Ratssitzung am Donnerstag steht die Europäische Zentralbank (EZB) unter Druck: Leitzinssenkungen der britischen Zentralbank und anderer Notenbanken haben bei Wirtschaftsvertretern und Analysten die Erwartungen an eine ähnliche Reaktion der EZB auf die Corona-Krise verstärkt. Angesichts der ohnehin lockeren Geldpolitik der EZB ist aber ungewiss, inwieweit sie die angeschlagene Wirtschaft im Euroraum wirklich stützen kann.
Die Bank of England senkt angesichts der wirtschaftlichen Belastung durch die Ausbreitung des Erregers den Leitzins von derzeit 0,75 Prozent auf 0,25 Prozent. Auch die Zentralbank in Island reagierte mit einer Leitzinssenkung auf historisch niedrige 2,25 Prozent. Bereits vergangene Woche war die US-Notenbank vorangegangen und hatte den Zinssatz um 0,5 Prozentpunkte gesenkt, er liegt nun zwischen 1,0 und 1,25 Prozent.

Börsen durch billiges Geld angetrieben

An der Börse in Frankfurt am Main und anderswo in der Eurozone sorgten die Ankündigungen am Mittwoch zwischenzeitlich für Erleichterung; der Dax etwa startete im Plus. Nicht wenige erwarten nun vergleichbare Hilfen vom EZB-Rat unter Führung von Präsidentin Christine Lagarde.
Der Leitzins im Euroraum liegt allerdings schon seit März 2016 auf seinem Rekordtief von 0,0 Prozent. Zwar hatte auch Lagarde selbst im Vorfeld des Treffens „angemessene und gezielte Maßnahmen“ zur Minderung der Krise in Aussicht gestellt – welche das angesichts bereits historisch niedriger Zinsen aber sind, dürfte auch im Rat selbst unterschiedlich bewertet werden.
Einige Analysten halten es für möglich, dass der Einlagezins für Banken weiter gesenkt wird, um sie zur Kreditvergabe zu animieren: von derzeit -0,5 auf dann -0,6 Prozent. Die EZB könnte auch ihr Anleihenkaufprogramm im derzeitigen Umfang von monatlich 20 Milliarden Euro ausweiten. Gleichzeitig sind Beobachter skeptisch, dass die Zentralbank in der Krise damit noch starke Anreize bieten kann.

Änderung der Geschäftspolitik?

Spekuliert wird auch über das längerfristige Refinanzierungsgeschäft der EZB. Sie könnte beispielsweise ihre Kredite für Geschäftsbanken zur Stützung der Realwirtschaft optimieren oder gezielt kleinen und mittleren Firmen attraktive Finanzspritzen anbieten.
„Wird die EZB unter Christine Lagardes Führung Mario Draghis ‚Whatever it takes‘-Politik weiterführen?“, fragte ING-Chefvolkswirt Carsten Brzeski vor dem Treffen – oder werde sie zu der Ära zurückkehren, als ihre bevorzugte Strategie eine Abwartehaltung war? Brzeski spielte auf Draghis legendären Satz von 2012 an, als der damalige EZB-Präsident im Juli versprach, die Zentralbank werde alles tun, was nötig sei, um den Euro zu retten.(afp)

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