So beruhigt das Stimulieren des Vagusnervs das Leben – und schützt vor Burnout
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Der Vagusnerv ist wie eine Autobahn im Körper; er verbindet die lebenswichtigen Organe mit dem Gehirn. Dank dieser wichtigen Aufgabe beeinflusst er auch Stimmung, emotionale Regulierung und Stressresistenz.
Folglich spielt er eine Schlüsselrolle, um das emotionale Gleichgewicht wiederherzustellen. Wird er richtig stimuliert, kann er für mehr Gelassenheit und Widerstandsfähigkeit sorgen.
Wie die Stimulation des Vagusnervs die Stimmung aufhellt
Wenn man den Vagusnerv reizt, sei es auf natürliche oder mechanische Weise, senkt das die Produktion von Stresshormonen wie Cortisol im Körper und fördert die Freisetzung von beruhigenden Neurotransmittern.
Ein verbesserter Vagustonus (oder die Funktion des Vagusnervs) könne auch Entzündungen verringern, die bei Erkrankungen wie Depressionen und Angstzuständen häufig vorkommen, erklärte Jodi Duval gegenüber Epoch Times. Sie ist eine in Australien ansässige Ärztin für Naturheilkunde mit über 15 Jahren Erfahrung und Inhaberin von Revital Health, einer Klinik für Naturheilkunde und Ernährungsmedizin.
In diesem Zusammenhang ging Dr. Priyal Modi, eine südafrikanische Ärztin für integrative Medizin, auf den „Kampf oder Flucht“-Modus ein. In lebensbedrohlichen Situationen sei dieser Modus überlebenswichtig. Doch wenn wir uns in einem anhaltenden Stresszustand befinden, beeinträchtige das unsere Stimmung und unseren Geisteszustand. Das Gleiche gelte auch, wenn unsere Stressreaktion ständig durch wahrgenommene Bedrohungen oder alltägliche emotionale Herausforderungen ausgelöst wird, so die integrative Ärztin gegenüber Epoch Times.
„In einem solchen Zustand nehmen unsere kognitiven Funktionen ab, unsere Emotionen werden unkontrolliert und reaktiv und unsere psychische Gesundheit leidet. Das führt häufig zu Burnout, Angstzuständen und Depressionen. Sogar unsere Interpretation sozialer Signale kann gestört werden“, sagte sie.
Die Vagusnervstimulation als Mittel gegen Depressionen
Dass die Vagusnervstimulation (VNS) in diesen Bereichen Linderung verschafft, zeigten Studien mit Menschen mit partiellen epileptischen Anfällen. Die Forscher setzten die VNS zunächst ein, um die Anfälle zu kontrollieren. Ein unerwarteter Nebeneffekt war aber, dass sich auch die psychische Gesundheit der Patienten verbesserte.
Nach einer dreimonatigen VNS-Therapie wiesen die Teilnehmer erhöhte Werte von 5-Hydroxyindolessigsäure auf, einem Indikator für die Serotoninaktivität im Körper. Dies deutet darauf hin, dass die VNS die Aktivität des „Glückshormons“ Serotonin im Gehirn steigert.
Zusätzlich dazu verbesserte sich auch ihre Lebensqualität. So besserte sich unter anderem ihre emotionale Anpassung sowie das insgesamte Wohlbefinden. Dies ist laut den Studienautoren wahrscheinlich auf die Verbindung des Vagusnervs mit Gehirnregionen zurückzuführen, die die Stimmung regulieren.
Seitdem erlaubten sowohl die Europäische Arzneimittel-Agentur (EMA) als auch die US-Gesundheitsbehörde FDA die VNS-Behandlung bei depressiven Patienten, die medikamentöse Behandlungen nicht tolerieren. Die antidepressiven Wirkungen der VNS treten in der Regel nach mehreren Monaten ein und bringen langfristige Vorteile.
Dabei pflanzen Ärzte bei einer Operation einen Stimulator im Bereich des Schlüsselbeins unter der Haut ein. Diesen verbinden sie über Kabel mit Elektroden, die sie im linken Vagusnerv im Halsbereich einsetzen. Nach der OP reizt das Gerät alle 3 bis 5 Minuten für 30 Sekunden den Vagusnerv.
Nicht invasive Methoden: Atmung und sensorische Stimulation
Es gibt aber auch nicht invasive, natürliche Methoden, um den Vagusnervs zu stimulieren. Eine davon ist das langsame und kontrollierte Atmen.
„Diese Praxis einzubinden, kann sowohl sofort beruhigen als auch anhaltend emotional resilienter machen“, meinte Duval, die australische Ärztin für Naturheilkunde.
Auch Modi, Ärztin für integrative Medizin, äußerte sich zu diesem Thema. Ihr zufolge kann das Ändern der Atmung neue neuronale Bahnen im Gehirn schaffen und die Neuroplastizität verbessern. „Das befähigt die Menschen, ihre Gesundheit selbst in die Hand zu nehmen und die Herausforderungen des Lebens zu meistern.“
Eine weitere Methode, um das Nervensystem zu regulieren, ist die sensorische Stimulation. Darunter versteht man die Aktivierung der Sinne durch verschiedene Reize wie Licht, Klang oder Berührung. Beispiele dafür sind:
- das Gesicht mit Wasser bespritzen,
- eine warme Dusche nehmen,
- ein kaltes Getränk trinken,
- sich mit einer Gewichtsdecke zudecken,
- barfuß im Gras laufen,
- beruhigende Berührungen wie eine feste Umarmung oder das Rückenkraulen.
Wie Rückenkraulen in einem konkreten Fall half
Lidalize Grobler, eine Schulpsychologin, erzählte ein Beispiel aus ihrer Arbeit. Sie arbeitete mit einem siebenjährigen Mädchen, das mit schweren Ängsten, häufigen Panikattacken und heftigen Wutausbrüchen zu kämpfen hatte. „Seine Eltern hielten es zunächst einfach für ‚schwierig‘. Doch es wurde deutlich, dass sein Nervensystem stark dysreguliert war und leicht überfordert wurde“, so Grobler.
Der erste Schritt der Behandlung bestand darin, dem Nervensystem des Mädchens zu helfen, sich zu beruhigen. „Wir experimentierten mit verschiedenen Ansätzen, aber die wirksamste stellte sich als eine einfache Maßnahme heraus: das Kraulen ihres Rückens“, erzählt sie.
Das Rückenkraulen hatte eine sofortige beruhigende Wirkung und half dem Mädchen, sich emotional zu stabilisieren und zu beruhigen. „Man sollte nicht versuchen, einem dysregulierten Zustand mit Denkarbeit zu entkommen; das ist eine Sache des Körpers“, erklärt Grobler.
Dennoch sei es wichtig, das zugrunde liegende Problem anzugehen, das die Dysregulation überhaupt erst verursachte. Wir sollten keine Regulationstechniken anwenden, um uns von dem abzulenken, was gerade passiert. Wenn man jedoch die Funktion des Vagusnervs verbessert, könne man sich leichter wieder in einen ausgeglicheneren Zustand versetzen, sodass man klar denken kann.
„Dies ermöglicht es uns, den Konflikt von einem regulierten Ort aus anzugehen anstatt von einem Ort der Dysregulation“, so die Psychologin.
Dieser Artikel ersetzt keine medizinische Beratung. Bei Gesundheitsfragen wenden Sie sich bitte an Ihren Arzt oder Apotheker.
Zuerst erschienen auf theepochtimes.com unter dem Titel „How to Stimulate Vagus Nerve Function to Counter Depression“. (redaktionelle Bearbeitung as)
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