Jauch über ARD und ZDF: Sie könnten frei und unabhängig sein – doch das Leben hat meist andere Pläne
Der Quizshow-Moderator und frühere ARD-Talkmaster Günther Jauch hat in einem Interview mit der „Reporterfabrik“ das Selbstverständnis der öffentlich-rechtlichen Sender ARD und ZDF als freie und unabhängige Sendeanstalten infrage gestellt. Dies berichtet der Branchendienst „Meedia“.
Zwar könnten diese es sich „eigentlich leisten […], sehr unabhängig zu sein“, meinte Jauch, der in der Zeit von September 2011 bis November 2015 eine populäre Sonntags-Talksendung auf ARD moderiert hatte. Die Beitragsfinanzierung biete ihnen sogar die bestmöglichen Voraussetzungen, um ihren Aufträgen in Bereichen wie „Bildung, Unterrichtung und Unterhaltung“ nachzukommen. Dennoch seien sie nicht so frei und unabhängig, wie man sie sich von der Konstruktion her vorstellen könnte.
Ein Faktor dabei sei persönlicher Opportunismus:
Sie schauen zuweilen ängstlich nach links und rechts, sie haben Rundfunkräte, Verwaltungsräte, politische Parteien, manchmal eine Schere, die sie sich selbst im Kopf zusammengebastelt haben. Sie haben – wie überall sonst auch – Karrieristen, die zusehen, wie sie sich verhalten, damit sie in zwei Jahren diesen oder jenen Job bekommen.”
Auch seine eigenen Erwartungen bezüglich Unabhängigkeit habe die ARD nicht erfüllen können, meinte Jauch und begründete damit, warum er nach nur etwas mehr als vier Jahren den prestigeträchtigen und gut dotierten Sendeplatz aufgegeben hat. Während er 2015 von „privaten und beruflichen Gründen“ gesprochen hatte, äußerte er nun:
Ganz direkt gesagt: Es haben am Ende ganz einfach zu viele da rein geredet. In meinem speziellen Fall war es einfach so: Ich bin, gerade wenn ich journalistisch tätig bin, gerne unabhängig. Mit der Unabhängigkeit war es irgendwann schwierig.“
„Es haben einfach zu viele mitreden wollen“
Weiter ins Detail ging Jauch nicht. Allerdings hatte er bereits 2017 gegenüber der „Hörzu“ von „Gremien-Gremlins“ gesprochen und davon, dass einige Verantwortliche des Senders meinten, ihm besser erklären zu können, wie er seine Arbeit zu machen habe:
Es haben einfach zu viele – und das waren nicht immer die angriffslustigsten – bei Themenwahl und personeller Besetzung der Sendung mitreden wollen.“
Diese Form der „fürsorglichen Belagerung” habe irgendwann nicht mehr seinem Verständnis von journalistischer Unabhängigkeit entsprochen. Deshalb, so Jauch, habe er die ihm angebotene Vertragsverlängerung dankend abgelehnt.
Seine Talksendung hatte regelmäßig gute bis sehr gute Einschaltquoten erzielt, teilweise überstieg die Zahl der Zuseher fünf Millionen. Die Bandbreite seiner Gäste reichte vom früheren griechischen Finanzminister Yanis Varoufakis über den Berliner Salafistenprediger Abdul Adhim Kamouss bis hin zu AfD-Politiker Björn Höcke. Die letzte Sendung bestritt Jauch als Einzelinterview mit Ex-Finanzminister Wolfgang Schäuble.
Yellow-Press-Reporter sind „keine Journalisten“
Noch dauerhafter war der Erfolg des ursprünglichen Sportreporters jedoch als Moderator der auf RTL gesendeten Quizshow „Wer wird Millionär?“, die sich seit 1999 ungebrochenen Zuspruchs erfreut.
Im Gespräch mit der „Reporterfabrik“ übte Jauch auch noch einmal deutliche Kritik am Boulevardjournalismus, in dessen Visier er über die Jahre hinweg mehrfach geraten war:
Alles, was im Yellow-Bereich herumläuft, kann man für meine Begriffe vergessen.”
Es falle ihm schwer, so Jauch, von Klatschreportern als Journalisten zu sprechen. „Die Berufsbezeichnung ist ja nicht geschützt. Das ist dann schon hardcore, wenn man die als Kolleginnen und Kollegen ansehen soll.“
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