Berliner Polizei: Schimmel, Ratten und Fäkalien – Überfällige Sanierungsarbeiten in Milliardenhöhe

„Den Polizisten fallen Decke und Fäkalien auf den Kopf“, so ein Personalratsvorsitzender über die maroden Zustände in seiner Polizeiwache.
Titelbild
Immer wieder aufgeschobene Sanierungarbeiten sorgen bei den Berliner Polizieibeamten für Frust.Foto: GdP Berlin
Epoch Times30. April 2019

Die Berliner Polizeibeamten arbeiten seit Jahren unter belastenden Bedingungen – und zwar für ihre Gesundheit. So rieselte braune Brühe aus den Wasserhähnen der Einsatzstelle in der Friesenstraße. Die Grenzwerte waren mehrfach überschritten: Blei (46fach), Eisen (195fach) und Mangan (6,8fach). Auch Arsen, Nickel und Kupfer wurden festgestellt, so die Gewerkschaft der Polizei.

Waschbecken mit braunem Wasser. Foto GdP

Darüber hinaus wimmelt es von Ratten in manchen Dienstgebäuden. Einige Polizeiwachen mussten die Fenster zunageln, weil sie in schlechtem Zustand waren, andere stehen unter Schimmelbefall.

Für die maroden Gebäude bezahlt die Polizei Miete an die Berliner Immobilienmanagement GmbH (BIM). Bereits vor einem Jahr sagte Sven Lemiss, der Geschäftsführer der BIM, laut „Berliner Morgenpost“, dass der Sanierungsbedarf bei 1.000 Euro pro Quadratmeter liege.

Die Gebäude sind derart marode, dass beispielsweise im vergangenen Jahr eine Deckenplatte auf ein Damen-WC im Abschnitt 44 an der Götzstraße in Tempelhof herunter krachte. Eine Polizistin, die sich auf der Toilette befand, konnte sich gerade noch aus der Kabine retten, bevor eine stinkende Mischung aus Kot und Urin den Raum für mehrere Tage stark verunreinigte.

Kaputte Toilette in einer Berliner Polizeiwache. Foto: GdP Berlin

„Den Polizisten fallen Decke und Fäkalien auf den Kopf, aber der BIM scheint es zu reichen, ein wenig sauber zu machen. Das ist menschenverachtend“, sagte Steve Feldmann, Personalratsvorsitzende der Direktion 4 nach dem Vorfall gegenüber der „Berliner Morgenpost“.

Der sogenannte Sanierungsstau für alle Berliner Polizeigebäude beträgt rund eine Milliarde Euro. In den vergangenen Jahren konnte immer nur „Flickschusterei“ geleistet werden, so Jens Raue, Mitglied der Gewerkschaft der Polizei.

Kein Wunder, denn ausreichende Mittel, um sichtbare Veränderungen zu gewährleisten, gab es erstmalig im Jahr 2018, sagte Sven Lemiss. Für das Jahr 2014 wurden im Vergleich dazu lediglich sieben Millionen Euro für Baumaßnahmen bereitgestellt.

Der Vermieter geht bei den Sanierungen nach einem vierstufigen Modell vor, wobei Stufe 1 Gefahr für Leib und Leben bedeuten und Stufe 4 den Idealzustand darstellt.

Der Pressesprecher der Gewerkschaft der Polizei, Benjamin Jendro, teilte Epoch Times in einem Telefonat mit, dass es über die erwähnte Einteilung des Vermieters noch die Stufe 0 gibt.  Diese sagt aus, dass ein Schaden sofort behoben werden muss. Allein die Einordnung in diese Stufen lässt auf einen bedrohlichen Zustand der Gebäude schließen. Beispielsweise wurde ein Netz an der Polizeiwache Hohenschönhausen befestigt, das Passanten vor herabstürzenden Ziegeln schützt.

80 Millionen zur Beseitigung von „Gefahr für Leib und Leben“

Allein um die aktuellen Schäden in der Stufe 1 zu beseitigen, müssten 80 Millionen veranschlagt werden, so Jendro. Doch die unzureichenden Mittel, die vom Senat zur Verfügung gestellt werden, sind nicht das einzige Problem: Es fehlen Baufirmen. In Berlin wird so viel gebaut, dass kaum eine Firma für die Sanierungsmaßnahmen zur Verfügung steht. Selbst aus Polen sei keine Firma mehr zu haben.

Angesichts der ganzen Gelder, die von der Regierung an anderen Stellen ausgegeben werden, ist diese Situation „ein Schlag ins Gesicht“ für alle Beamten, die in Berlin arbeiten, so Jendro.

In diesem Jahr stehen Sanierungsmaßnahmen in etwa 20 Objekten an, darunter das LKA Tempelhof, die Bereitschaftspolizei Reinickendorf und Abschnitt 36 an der Pankstraße in Wedding. Die Investitionssumme 2019 beträgt laut „Berliner Zeitung“ lediglich insgesamt 28,5 Millionen Euro bei einem Bedarf von 1 Milliarde.

Doch das reicht vorn und hinten nicht. Denn, so verrät Jendro, Maßnahmen zur Bekämpfung des gesundheitsgefährdenden Schimmels fallen nicht etwa in Stufe 1 der Sanierungen, sondern gelten als Idealzustand und werden demgemäß in Stufe 4 eingeordnet. Von schimmelfreien Gebäuden können die Polizeibeamten also nur träumen. (sua)



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