Wie Trumps Energiepolitik Amerika verändert – und was Deutschland davon lernen kann

Mit der Amtseinführung des neuen US-Präsidenten Donald Trump ändert sich die Energiepolitik der USA schlagartig. Das hat verschiedene Auswirkungen auf die US-Wirtschaft, aber auch auf den Weltmarkt. Deutschland muss jetzt die richtigen Lektionen aus diesem Wandel ziehen – und richtig reagieren.
Energiepolitik
Anstatt auf erneuerbare Energien will Trump vermehrt auf fossile Energiequellen wie Erdöl setzen.Foto: pandemin/iStock
Von 27. Februar 2025

„We will drill, baby, drill!“ – „Wir werden bohren, Baby, bohren!“

Diese Worte hat der US-Präsident Donald Trump bei seiner Rede zum Amtsantritt am 20. Januar der Welt verkündet. Damit hat er klargemacht, dass die neue Regierung einen radikalen Wandel in der Energiepolitik der Vereinigten Staaten einleitet. Der Fokus soll wieder mehr auf der Förderung fossiler Brennstoffe wie Erdgas und Erdöl liegen.

Sein Vorgänger Joe Biden hat hingegen den Ausbau der sogenannten erneuerbaren Energiequellen Windkraft und Photovoltaik vorangetrieben. Von den fossilen Quellen wollte dieser die US-Wirtschaft schrittweise lossagen.

Nationaler Energienotstand

Trump hat neben seiner Ankündigung zu mehr Öl- und Gasförderung auch einen nationalen Energienotstand ausgerufen. Die neue Regierung begründet dies damit, um eine „zuverlässige, breit aufgestellte und bezahlbare Energieversorgung“ zu gewährleisten. Durch den Notstand will Trump Genehmigungsverfahren von fossilen Projekten wie dem Bau von Öl- und Gas-Pipelines schneller auf den Weg bringen.

Hierbei ist zu erwähnen, dass die Ölproduktion der USA schon in den vergangenen Jahren massiv angestiegen ist. Während der Corona-Pandemie gab es in der Produktion zuletzt einen leichten Abschwung. Im vergangenen Jahr erreichte sie einen neuen Höchststand.

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Die Erdölproduktion der USA seit dem Jahr 2000. Foto: Energy Institute – Statistical Review of World Energy (2024); The Shift Data Portal (2019) – with major processing by Our World in Data; CC BY 4.0

Allerdings setzen die USA das gewonnene Erdöl kaum für die direkte Verstromung ein. Stattdessen kommt es zu rund zwei Dritteln (66,6 Prozent) für Kraftstoffe im Verkehrswesen zum Einsatz. Gut ein Viertel (27,5 Prozent) des Verbrauchs ist für die Industrie reserviert.

Der neue Präsident erklärte, dass der stärkere Fokus auf die Förderung von fossilen Energien den USA mehr Geld einbringen werde. „Wir werden wieder eine wohlhabende Nation sein. Und es ist das flüssige Gold unter unseren Füßen, das uns dabei helfen wird“, so Trump in seiner Antrittsrede. Ebenso sollen dadurch die in den vergangenen Jahren stark gestiegenen Energiepreise und damit auch die Inflation in den USA wieder sinken.

Ob die USA ihre Ölproduktion dadurch signifikant steigern können, bleibt abzuwarten. Zuletzt (Stand: 7. Februar 2025) befand sich die Produktion mit knapp 13,5 Millionen Barrel (2,14 Milliarden Litern) pro Tag auf dem Niveau von Oktober 2024 und Mitte Januar 2025.

Einschränkung der Erneuerbaren

Eine weitere seiner ersten Amtshandlungen als wiedergewählter Präsident war es, den „Green New Deal“ der Demokraten, ein Hunderte Milliarden Dollar schweres ökologisches Reformpaket, per Dekret zu beenden.

Dafür stellte Trump alle staatlichen Zahlungen ein, die über den Inflation Reduction Act (IRA) sowie den Infrastructure Investment and Jobs Act flossen.

Diese Gelder sollten dem „grünen“ Umbau der US-Wirtschaft dienen und helfen, Netto-Null bis spätestens 2050 zu erreichen. Das beinhaltete die Förderung der Photovoltaik, der Windkraft und von Elektromobilität. Allein 369 Milliarden US-Dollar (352,6 Milliarden Euro) sollten über den IRA dafür zur Verfügung stehen.

Das bedeutet eine Neuausrichtung der Wirtschaft. Industriezweige wie die Solar- und die Windenergiebranche haben durch die Fördergelder neue Arbeitsplätze geschaffen, die nun infrage gestellt sind.

Abkehr von Netto-Null

Chris Wright, der neue Energieminister der USA, erklärte, dass die sogenannte Netto-Null-Politik keinen signifikanten Effekt auf die Senkung der globalen Treibhausgasemissionen habe. Stattdessen hätten sich die Energiekosten erhöht und die Zuverlässigkeit der Energieversorgung gefährdet. Ebenso habe sie negative Auswirkungen auf die Energie- und nationale Sicherheit gehabt.

Eine weitere Verordnung von Trump läutete das Ende der strengen Abgasgrenzwerte von Biden ein, mit denen die Elektromobilität gefördert werden sollte. Dadurch plant Trump, die US-Autoindustrie „zu retten“.

Ein weiterer Schritt in diese Richtung war der Ausstieg aus dem Pariser Klimaabkommen, wonach sich die Mitgliedstaaten bemühen, den Anstieg der weltweiten Durchschnittstemperatur zu begrenzen.

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Stromproduktion nach Kraftwerksart in den USA 2024. Foto: mf/Epoch Times; Daten: Ethical Markets

Energiepolitik bestimmt Energieabhängigkeit

Auch lohnend ist ein Blick auf die Auswirkungen von Trumps Energiepolitik während seiner ersten Amtszeit von 2017 bis 2021.

So hat sich in diesem Zeitraum die Produktion der Primärenergie in den USA von 84,4 Billiarden Britische Wärmeeinheit (BTU) auf 93,8 Billiarden BTU erhöht. Allerdings wäre der Wert im Jahr 2021 ohne die Corona-Maßnahmen wohl noch höher gewesen. Denn 2020 knickte die Produktion von 97,6 auf 91,9 Billiarden BTU ein.

Primärenergie bezeichnet die Energie in ihrer natürlichen Form, bevor sie in andere Energieformen umgewandelt wird und umfasst sowohl fossile als auch erneuerbare Energieträger.

Der US-Primärenergieimport reduzierte sich von 25,5 Billiarden BTU im Jahr 2017 auf 21,5 Billiarden BTU zum Ende von Trumps erster Präsidentschaft. Durch den Anstieg der Energieproduktion von mehr als 11 Prozent konnten die USA ihren Energieexport unter Trump von 18 auf 25,1 Billiarden BTU erhöhen. Im Jahr 2019 überstiegen die Energieexporte die -importe zum ersten Mal seit 1952, das heißt, die USA waren energieunabhängig.

Überblick über die Primärenergie in den USA seit 1950. Legende: consumption = Verbrauch; production = Produktion; imports = Importe; exports= Exporte. Einheit in Billiarden BTU. Foto: U.S. Energy Information Administration (April 2024)

Lektion für die deutsche Energiewende

Dadurch könnte man eine Lektion für die deutsche Energiepolitik ableiten. Die USA wurden unter Trumps fossil-fokussierter Energiepolitik unabhängig von anderen Staaten. Im Zuge der deutschen Energiewende geschah jedoch das genaue Gegenteil: Im Frühjahr 2023 wandelte sich Deutschland von einem Stromexportland zu einem Stromimportland.

Der Hauptgrund ist das Abschalten der letzten deutschen Kernkraftwerke zu diesem Zeitpunkt. Doch auch der Ausbau von Erneuerbaren führte hierzulande dazu, dass wir – insbesondere bei Dunkelflaute – größere Mengen an Strom von unseren Nachbarländern benötigen.

Würde Deutschland ebenfalls wieder seine grundlastfähigen, meist fossilen Kraftwerke ausbauen, könnte es dieses Problem lösen. Je eher sich ein Land in jeder Situation selbst versorgen kann, umso geringer die Energieabhängigkeit.

Vorbereitung auf Preisschwankungen

Aufgrund der neuen US-Energiepolitik sollte Deutschland zudem mit Preisschwankungen bei den Energiemärkten rechnen. Wenn die USA demnächst deutlich mehr Öl und Gas produzieren, kann sich das weltweite Angebot erhöhen. Übersteigt das Angebot die Nachfrage, fallen die Preise.

Analysten erwarten schon jetzt sinkende Gaspreise in den kommenden Jahren. So schätzt das Unternehmen Path to Zero laut dem „Handelsblatt“, dass der Gaspreis an der niederländischen Börse TTF ab 2026 weniger als 40 Euro pro Megawattstunde kosten wird. Nach aktuellem Trend auch schon früher. Denn seit dem 10. Februar ist er bereits von 58 Euro auf 47,5 Euro (Stand: 20. Februar 2025) gefallen.

Gefährdung von Arbeitsplätzen

Wie bereits angedeutet, kann ein radikaler Wandel in der Energiepolitik eines Landes bestehende Arbeitsplätze gefährden. Solch eine Wende kann Unsicherheit für Investoren und Unternehmen bedeuten. Trump hat Fördergelder in Milliardenhöhe eingefroren.

Arbeitsplätze, die auf diese Fördergelder angewiesen sind, stehen jetzt auf der Kippe. Das sind besonders Arbeitsplätze in den Branchen der Erneuerbaren und der Elektromobilität.

Die Windkraft und die Photovoltaik haben in den vergangenen Jahren weltweit einen starken Ausbau erfahren. Diese beiden Energiequellen tragen in den Vereinigten Staaten inzwischen zu rund 20 Prozent an der Stromproduktion der USA bei – Tendenz weiter steigend.

Die demokratische Senatorin Patty Murray kritisierte die Kehrtwende des neuen Präsidenten. Sie sagte Mitte Februar: „Indem er Dutzende Milliarden Dollar an Energieinvestitionen abwürgt, droht Trump Tausende von gut bezahlten amerikanischen Arbeitsplätzen zu vernichten und die Energiekosten für die Haushalte im ganzen Land zu erhöhen.“

Die Lehre für Deutschland wäre hieraus, dass die neue Bundesregierung – sofern sie einen Kurswechsel in der Energiepolitik plant – diesen möglichst behutsam vornimmt. Das könnte Arbeitsplätze sichern beziehungsweise den Unternehmen – und den Menschen – genügend Zeit zur Umstellung geben.

Klimaschutz

Fragwürdig ist hingegen, wie es künftig mit dem Klimaschutz der USA aussieht. Es scheint zunächst naheliegend, dass die CO₂-Emissionen in den kommenden Jahren steigen werden.

Beim Blick auf die erste Amtszeit von Trump war trotz seiner Fokussierung auf Öl und Gas ein kleiner Rückgang der Emissionen zu beobachten – von 5,21 Millionen Tonnen (2017) zu 5,03 Millionen Tonnen (2021) an CO₂. Das liegt wohl an der abnehmenden Verstromung von Kohle in den vergangenen Jahren in den USA – und am Einfluss der Corona-Maßnahmen.

In Deutschland liegt der Anteil an Erneuerbaren an der Jahresstromproduktion inzwischen bei fast 63 Prozent, also mehr als dreimal so hoch wie in den USA. Um die CO₂-Emissionen zu senken, sollte Deutschland ebenfalls Kohle für die Stromproduktion reduzieren. Der Kohleausstieg ist bereits gesetzlich beschlossen. Allerdings benötigt Deutschland vielmehr genügend andere grundlastfähige Reservekraftwerke und/oder Batterieparks, um sonnen- und windarme Phasen besser überbrücken zu können.



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