Russland und China planen Kernkraftwerk auf dem Mond – denkbar oder „kompletter Unfug“?

Russland und China arbeiten daran, in rund zehn Jahren den Mond zu besiedeln. Dafür ist Energie notwendig. Die soll aus einem Kernreaktor kommen. Die USA haben ähnliche Pläne. Ein Fachmann zweifelt die Vorhaben an.
Russland und China planen Kernkraftwerk auf dem Mond – Fachmann: „kompletter Unfug“
Für eine Besiedelung des Mondes ist Energie nötig. Dafür wollen Russland China und die USA Kernenergie verwenden.Foto: iStock
Von 13. März 2024

Mehrere Länder planen, Forschungsstationen auf dem Mond zu errichten.

Dafür ist allerdings eine kontinuierliche Energiequelle nötig. Solarzellen allein kommen aufgrund der Tageslänge auf dem Erdtrabanten nicht infrage. Ein Tag – ebenso wie eine Nacht – dauert dort zwei Wochen. Somit ist eine andere, kontinuierlich laufende Energiequelle notwendig.

Russland erwägt deshalb nach offiziellen Angaben den Bau eines Kernkraftwerks (KKW) auf dem Mond. Juri Borissow, der Chef der Raumfahrtbehörde Roskosmos, sagte kürzlich bei einer Veranstaltung vor Jugendlichen:

Heute ziehen wir ernsthaft das Projekt der Lieferung und des Aufbaus einer Energieanlage auf der Mondoberfläche in Betracht.“

Beginnen soll dieses Projekt „irgendwann zwischen 2033 und 2035“, also in rund zehn Jahren. Der Aufbau des Mini-KKWs werde dabei nicht von Hand, sondern „automatisch“ erfolgen. Die Anlage werde später auch automatisch arbeiten. Die technischen Lösungen seien nahezu gefunden, versicherte Borissow.

Kooperation mit China

Borissow betonte zugleich, dass es nicht um die Stationierung von Atomwaffen im Weltraum gehe. Russland habe sich stets dagegen ausgesprochen und bleibe bei dieser Haltung. Zuletzt hatte es in den USA Spekulationen darüber gegeben, dass Russland Satelliten von anderen Staaten mit einer neuartigen atomaren Waffe bekämpfen wolle. Russlands Präsident Wladimir Putin hatte diese Spekulationen zurückgewiesen.

Den historischen Kraftwerksbau plant Russland „gemeinsam mit den chinesischen Kollegen“ durchzuführen. Russland und China haben 2021 eine Absichtserklärung zum Ausbau ihrer Zusammenarbeit im Weltall unterzeichnet – auch vor dem Hintergrund zunehmender Spannungen Moskaus mit dem Westen. So hat Russland seinen Ausstieg bei der Raumstation ISS verkündet. Die ursprünglich nach 2024 enden sollende Kooperation soll nun aber zumindest bis 2028 noch fortgesetzt werden.

Neben dem Kraftwerk wollen Russland und China die Forschungsstation „International Lunar Research Station“ (ILRS) auf dem Mond errichten, berichtet der „Spiegel“.

Borissow erwähnte bei seinem Auftritt auch, dass Russland ein nuklear betriebenes Raumschiff bauen wolle, so „Die Zeit“. Mit einem Kernreaktor und einer Hochleistungsturbine soll es große Ladungen zwischen verschiedenen Umlaufbahnen transportieren können. Auch das Einsammeln von Weltraummüll sei damit möglich, schilderte Borissow. Die meisten technischen Fragen zu einem solchen Raumschiff seien inzwischen geklärt. Nur wie der Kernreaktor zu kühlen sei, müsse noch erprobt werden. „Wir arbeiten tatsächlich an einem Weltraumschlepper“, so der Roskosmos-Chef.

China hat unabhängig davon auch ein eigenes Programm zur Erkundung des Mondes. Bereits im Mai soll die unbemannte Sonde Chang’e 6 zum Erdtrabanten aufbrechen, um Gesteinsproben zu holen.

Nur eine „Ente“?

Doch ist solch ein bisher noch nie umgesetztes Projekt überhaupt möglich? Dazu fragte die Epoch Times den Kernenergietechniker Manfred Haferburg. Er bezeichnete das als „kompletten Unfug und eine Zeitungsente“. Er könne sich höchstens vorstellen, dass dort eine nukleare Batterie, wie sie in Satelliten eingesetzt wird, hingebracht wird.

Weiter sagte er: „Die Reaktoren, die sich für den Mond eignen würden, kann man aufgrund des zu hohen Gewichts nicht zum Mond transportieren.“ Der kleinste Reaktor, den es gibt, sei der Dual-Fluid-Reaktor. Doch dieser ist bislang nicht einmal in der Testphase.

Wettrennen mit der NASA

Bereits seit drei Jahren plant auch die NASA, einen Kernreaktor auf dem Mond zu errichten, wie „PC-Welt“ berichtet. Dieser soll dann eine Mondbasis und möglicherweise eine Siedlung versorgen.

Das KKW der US-Raumfahrtbehörde würde eine Leistung von 40 Kilowatt liefern. Das reicht aus, um den Jahresverbrauch von rund 80 Haushalten in Mitteleuropa zu decken – oder eben eine Mondbasis.

Zum Vergleich: Ein modernes Kernkraftwerk auf der Erde leistet rund 1.400 Megawatt, oder 1.400.000 Kilowatt. Im Gegensatz zum Projekt von Russland und China soll der Zusammenbau des rund sechs Tonnen schweren NASA-Reaktors auf der Erde erfolgen. Nach seiner Landung auf dem Mond plant ihn die NASA dann von der Erde aus fernzusteuern.

In den vergangenen zwölf Jahren haben sich kleinere Kernreaktoren stark weiterentwickelt. Die NASA bezeichnet sie inzwischen als sichere, effiziente und reichhaltige Energiequelle und als Schlüssel für künftige Missionen.

Die NASA will ihren Reaktor Anfang der 2030er-Jahre zum Erdtrabanten schicken. Aufgrund unvorhergesehener Probleme kann es bei Raumfahrtprojekten immer wieder zu Verzögerungen kommen.

Die Entwicklung eines KKW auf dem Mond könnte ein neues Wettrennen ins All zwischen Ost und West werden wie damals vor rund 60 Jahren während des Kalten Krieges.

(Mit Material der Nachrichtenagenturen)



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