Wie Lichtverschmutzung verringert werden kann

Dunkel war's, der Mond schien … nicht? In einem neuen Bericht erklären US-amerikanische Forscher die negativen Folgen von übermäßigem Licht für Tiere und Menschen. Gleichzeitig bieten sie Lösungen zur Eindämmung der Lichtverschmutzung.
Lichtverschmutzung ist von der ISS aus sichtbar
Von 1992 bis 2017 nahm die weltweite Lichtverschmutzung um mindestens 49 Prozent zu.Foto: iStock
Von 27. Februar 2024

Unsere Vorfahren konnten aufblicken und die Milchstraße als ein großes weißes Lichtband am Nachthimmel sehen. Wegen der Lichtverschmutzung ist das heute kaum mehr möglich. Eine Studie schätzt, dass 60 Prozent der Europäer unsere Galaxie noch nie gesehen haben1.

Die Lichtverschmutzung wird durch künstliches Licht verursacht, das von atmosphärischen Partikeln reflektiert wird und den Nachthimmel aufhellt. Die Folge: Sterne und andere Himmelsobjekte werden „unsichtbar“. Dieses überschüssige Licht nimmt jedes Jahr um etwa zehn Prozent zu.

Jene Bedrohung und Empfehlungen zu ihrer Eindämmung sind das Thema von „The World at Night“, einem 160-seitigen Bericht der Internationalen Union zur Bewahrung der Natur (kurz IUCN). Laut Travis Longcore, Ökologe und Mitautor des Berichtes, sei dieser als umfassendes Nachschlagewerk für alle Menschen gedacht, die sich über Lichtverschmutzung Gedanken machen.

Dunkelziffer enorm hoch

Früher gab es Glühbirnen, die gedämpfte, warme Töne ausstrahlten, während heutzutage vorwiegend LEDs mit einem breiten Farbspektrum verwendet werden. Letztere verstärken die negativen Auswirkungen von Kunstlicht noch mehr, so Ökologe Travis Longcore. Da LEDs mehr blaues und grünes Licht als ältere Natriumlampen erzeugen, können Astronauten an Bord der Internationalen Raumstation den Unterschied vom Weltraum aus deutlich sehen.

So haben technologische Innovationen und das Wachstum der Städte zu einem rasanten Anstieg des künstlichen Lichts geführt. Von 1992 bis 2017 nahm die weltweite Lichtverschmutzung laut satellitengestützten Daten um mindestens 49 Prozent zu2. Die tatsächliche Dunkelziffer könnte sich jedoch auf bis zu 270 Prozent belaufen, so die Forscher. Mit anderen Worten, die Lichtverschmutzung hat sich im letzten Vierteljahrhundert fast verdreifacht.

Lichtverschmutzung stört Menschen und Tiere …

All dieses künstliche Licht hat ernste Folgen für die menschliche Gesundheit. So stört es die innere biologische Uhr, die sich an einen 24-Stunden-Tag-Nacht-Zyklus angepasst hat. Außerdem beeinträchtigt es den Schlaf und die Fähigkeit des Körpers, Hormone zu produzieren.

Das Schlafhormon Melatonin wird bei Tageslicht produziert und bei Dunkelheit freigesetzt. Diese Freisetzung löst wiederum weitere Prozesse aus, die dem Körper helfen, sich zu verjüngen und Krankheiten zu bekämpfen.

Zudem stört die Lichtverschmutzung nachweislich die Tierwelt und die Ökosysteme. Dies geschieht unter anderem durch Lebensraumverlust, da Tiere oft hell beleuchtete Gebiete meiden. „Sie ist ein zusätzlicher Stressfaktor und kann die direkte Ursache für die Sterblichkeit sein“, erklärt Longcore.

Auch das Verhalten der Tiere, ihre Lebensstadien und die Interaktionen zwischen Räubern und Beute ist an den 24-Stunden-Tag-Nacht-Zyklus und den zwölfmonatigen saisonalen Zyklus angepasst. Zu viel Licht zur falschen Zeit verwirrt sie und beeinträchtigt die Paarung, Fortpflanzung und Wanderung.

Anders als lange angenommen, werden Fluginsekten nicht von Lichtquellen angezogen, sondern verwirrt. Laut einer erst Ende Januar 2024 veröffentlichten Studie fliegen sie nicht zum Licht, sondern versuchen, es mit ihrem Körper abzuschirmen, um in der übrigen Dunkelheit Nahrung, Partner oder Feinde zu sehen3.

Meeresschildkröten wiederum orientieren sich am Licht und legen und vergraben ihre Eier nachts an den Stränden. Ist zu viel künstliches Licht vorhanden, laufen die Jungtiere später in die falsche Richtung, sodass sie das Meer nie erreichen. Auch Vögel, die nachts unterwegs sind, stoßen häufig mit Fernmeldetürmen oder hell erleuchteten Fenstern zusammen.

… sowie Pflanzen und die Kultur

Neben Tieren und Menschen werden aber auch die Pflanzen negativ beeinflusst. So kann Kunstlicht wichtige, vom Licht abhängige Phasen des vegetativen Lebenszyklus unterbrechen. Kranke oder fehlende Pflanzen wirken sich dann wiederum auf pflanzenfressende Tiere und Bestäuber aus.

Nächtliche Dunkelheit ist auch aus kulturellen Gründen wichtig, da sie für religiöse Traditionen und als Kalender verwendet wird. So benutzen die Maori auf Neuseeland den Nachthimmel, um den richtigen Zeitpunkt für die Aussaat ihrer Feldfrüchte zu bestimmen. Besonders wichtig ist dabei eine Sternenkonstellation, die als Matariki oder Plejaden bekannt ist. Tauchen diese am Himmel auf, markiert dies auch in Indonesien den Beginn der Reispflanzsaison.

Aus diesem Grund verabschiedeten Forscher 2007 eine Erklärung zur Verteidigung des Nachthimmels, weil sie es als ein Menschenrecht betrachten, einen „sauberen“ Nachthimmel zu sehen. Vor allem für Astronomen ist die Lichtverschmutzung ein großes Problem für ihre Forschung, da sie Sternbilder verdeckt und die Qualität von Teleskopbeobachtungen verschlechtert.

Vergleich der Lichtverschmutzung

Vergleich der Lichtverschmutzung nach der Bortle-Skala. Foto: ESO/P. Horálek, M. Wallner; CC BY 4.0 Deed | ts/Epoch Times (deutsche Übersetzung)

Lichtverschmutzung ist ein lösbares Problem

Vor dem 17. Jahrhundert verbrannte ein Großteil der Menschen Öl oder Fett zur Beleuchtung. Straßenlaternen waren die Ausnahme und somit gab es kaum Lichtverschmutzung. Mit dem Aufkommen der Elektrifizierung in den 1870er-Jahren verbreitete sich das Licht im Freien dann immer schneller.

Zwar ist ein gewisses Maß an Licht notwendig, um die Sicherheit moderner Städte zu gewährleisten, aber Effizienzsteigerungen und Kostensenkungen haben zu seinem Missbrauch geführt, so Longcore. Zu viel (grelles) Licht hat auch seine Schattenseiten. Eine übermäßig helle Beleuchtung kann Autofahrer blenden, ablenken und ihre Nachtsicht verringern.

Tatsächlich lässt sich Lichtverschmutzung aber leicht reduzieren. Schon das Dimmen der Außenbeleuchtung oder das Ausrichten der Beleuchtung auf das Notwendige – den Boden – würde einen großen Unterschied machen, erklärt David Welch, Hauptautor des Berichtes.

Andere Lösungen umfassen die Änderung der Farbtemperatur der Außenbeleuchtung. Licht im blauen Teil des Spektrums, sogenanntes kaltweißes Licht, wie LEDs es häufig ausstrahlen, ist besonders schädlich. Warme Töne wie das bernsteinfarbene Licht klassischer Glühbirnen sind gesünder und würden die Nachtsicht von Tieren und Menschen verbessern. Zeitschaltuhren und Bewegungsmelder, die das Licht ausschalten, wenn es nicht benötigt wird, seien ebenfalls hilfreich.

Farbtemperatur macht einen Unterschied bei der Lichtverschmutzung aus

Kaltweißes Licht (links) ist ungesünder für Tier und Mensch als warmweißes Licht (rechts). Foto: ts/Epoch Times

Quellen und Literatur:

[1] Falchi et al. (2016); doi.org/10.1126/sciadv.1600377

[2] Sánchez de Miguel et al. (2021); doi.org/10.3390/rs13163311

[3] Fabian et al. (2024); doi.org/10.1038/s41467-024-44785-3



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