Geld, Angst und Mitwisser: Das ausgeklügelte System des Jeffrey Epstein
Die Anklageschrift gegen den US-Milliardär Jeffrey Epstein liest sich wie das Drehbuch eines Horrorthrillers: Der wegen Sexhandels und Verschwörung zum Sexhandel beschuldigte Investmentbanker soll zwischen 2002 und 2005 ein Netzwerk aus oftmals minderjährigen Frauen aufgebaut haben, die er sexuell missbrauchte und zur Prostitution zwang.
Epstein schuf dabei ein System, das auf Macht und Angst setzte – und auf die Komplizenschaft von Mittätern. Die missbrauchten Frauen waren in einigen Fällen sogar erst 14 Jahre alt.
Der frühere Mathematiklehrer Epstein soll in seinen luxuriösen Häusern in New York und Florida unzählige junge Mädchen missbraucht haben.
Viele der Übergriffe sollen sich in Epsteins „Massage“-Salon ereignet haben, den er mit pornographischen Bildern und Sexspielzeug ausgestattet haben soll. Pro Besuch sollen die jungen Frauen 200 bis 300 Dollar (rund 180 bis 265 Euro) erhalten haben.
Epstein zwang Mädchen weitere Opfer zu rekrutieren
Staatsanwalt Geoffrey Berman sprach von einem „ständig wachsenden Netzwerk neuer Opfer“. Einige von ihnen soll Epstein dazu gezwungen haben, weitere Mädchen zu rekrutieren.
Die Geschichte von Jennifer Araoz ist dafür beispielhaft: Wie die heute 32-Jährige im Sender NBC News berichtete, wurde sie im Alter von 14 Jahren vor ihrer Schule an der Upper East Side in New York von einer jungen Frau angesprochen.
Diese habe ihr über Epstein gesagt: „Er hat mir geholfen.“ Sie sei damals „ein wenig verloren“ gewesen. Das habe die Frau wohl gespürt, sagte Araoz.
Araoz traf sich nach eigenen Angaben regelmäßig mit Epstein. Im Herbst 2002 – Araoz war damals 15 – habe er sie vergewaltigt. Vor einer Anzeige sei sie damals aber zurückgeschreckt.
Er kannte viele mächtige Leute. Ich wusste nicht, was er mir antun und ob irgendjemand mich beschützen könnte.“
Epstein vermittelte Minderjährige an Freunde und Bekannte
Die Zeugin Virginia Roberts sagte in einer Anhörung aus, dass Epstein minderjährige Mädchen auch an Freunde und Bekannte vermittelt habe.
Epstein hat mir direkt gesagt, dass er das tat, damit sie ihm einen ‚Gefallen‘ schuldig wären, damit er sie ‚in der Tasche‘ habe“, sagte Roberts.
Auch Roberts, die Epstein nach eigenen Angaben 1999 kennenlernte, fürchtete dessen Rache.
Wenn ich Epstein verlassen hätte, hätte er mich töten oder entführen lassen können. Ich wusste immer, dass er dazu in der Lage wäre, wenn ich ihm nicht gehorchen würde“, sagte sie.
Mehreren Zeugenaussagen zufolge sorgten auch Epsteins Hausangestellte und seine Sekretärin für einen „kontinuierlichen Zustrom“ an neuen jungen Frauen in den „Massage“-Salon.
Termine, Bezahlung und Transporte
Die Angestellten sollen demnach unter anderem Termine, Bezahlung und Transporte – unter anderem in Epsteins Privatjet – für die Mädchen organisiert haben.
Berichten zufolge fanden Bundespolizisten den berüchtigten Salon bei der Durchsuchung von Epsteins Haus in New York wie von den Zeuginnen beschrieben vor.
Neu sind die Vorwürfe gegen Epstein nicht: Seit 2005 hatte die US-Justiz den Investmentbanker im Blick, seit 2008 wird er als Sexualverbrecher geführt. 2009 wurde Epstein von einem Gericht in Florida zu einer 18-monatigen Haftstrafe verurteilt.
Eine bis vor kurzem geheim gebliebene Absprache zwischen Epstein und der Staatsanwaltschaft von Florida kostete den US-Arbeitsminister Alexander Acosta unlängst das Amt. Er trat vergangene Woche zurück, als bekannt wurde, dass er als damaliger Staatsanwalt in Florida an der außergerichtlichen Vereinbarung mit Epstein beteiligt war.
Seit Samstag befindet sich Epstein im Gewahrsam. Ob er gegen Kaution aus der Haft entlassen wird, soll sich nach einer für Montag (Ortszeit) in New York geplanten Anhörung entscheiden. (afp)
vielen Dank, dass Sie unseren Kommentar-Bereich nutzen.
Bitte verzichten Sie auf Unterstellungen, Schimpfworte, aggressive Formulierungen und Werbe-Links. Solche Kommentare werden wir nicht veröffentlichen. Dies umfasst ebenso abschweifende Kommentare, die keinen konkreten Bezug zum jeweiligen Artikel haben. Viele Kommentare waren bisher schon anregend und auf die Themen bezogen. Wir bitten Sie um eine Qualität, die den Artikeln entspricht, so haben wir alle etwas davon.
Da wir die Verantwortung für jeden veröffentlichten Kommentar tragen, geben wir Kommentare erst nach einer Prüfung frei. Je nach Aufkommen kann es deswegen zu zeitlichen Verzögerungen kommen.
Ihre Epoch Times - Redaktion