Ist es ethisch vertretbar, Organraub als Satire zu banalisieren?

Vor Kurzem hat das ZDF eine Sendung ausgestrahlt, in der der Moderator unter der Rubrik „Satire“ das Töten von Menschen zum Zweck der Organentnahme hinterfragt hatte, um es milde auszudrücken. Es wird ein Zitat von „angeblicher ‚Organentnahme‘ bei Minderheiten […] wie Falun Gong“ gesprochen. Danach wird hinzugefügt: „Ob und in welchem Umfang das wirklich passiert ist, ist seriös schwer zu überprüfen.“
Nun, es geht um den Organraub von Falun-Gong-Praktizierenden, die seit 1999 in China brutal verfolgt werden. Sie werden zur Zwangsarbeit genötigt, gefoltert, und ihre Organe werden ohne Zustimmung entnommen. Unabhängig davon, woran diese Praktizierenden glauben, sogar unabhängig davon, ob sie von der Kommunistischen Partei Chinas als ‚Kult‘ bezeichnet wurden, solange wir noch ein Fünkchen Barmherzigkeit in uns haben, sollte man darüber keine Witze machen oder es durch Satire lächerlich machen und auch nicht als unseriös darstellen. Das verbietet einfach unser Anstand und unser ethisches Verständnis. Und das ist auch der Grund, warum ich mich entschieden habe, diesen Artikel zu schreiben.
Arzt gesteht 2.000-fachen Organraub
Im Jahr 2006 berichtete die Frau eines chinesischen Arztes, ihr Mann habe ihr gesagt, sie hätten so viel Geld, weil er die Augenhornhäute von 2.000 lebenden Falun-Gong-Praktizierenden entnommen hat. Im Juli 2006 riefen die kanadischen Anwälte David Kilgour und David Matas Krankenhäuser in China an und fragten nach, ob man dort Organe von Falun-Gong-Praktizierenden erhalten könne. In 14 dieser Anrufe antwortete der Arzt oder die Krankenschwester, dass sie solche frischen Organe zum Transplantieren verwenden würden. Während des Welttransplantkongresses 2006 in Boston hat ein chinesischer Chirurg auf die Frage, woher die Organe für Chinas Transplantationsboom kommen würden, geantwortet: von „Falun-Gong-Praktizierenden“. Nun, man mag vielleicht weiterhin sagen, dass das unseriöse Berichte seien.
Staatsanwalt, der Milošević anklagte
Von 2018 bis 2019 hat das China-Tribunal in London unter dem Vorsitz von Sir Geoffrey Nice die verfügbaren Daten und Indizienbeweise über den Organraub untersucht. Sir Nice ist manchen unter den Lesern bekannt als der Staatsanwalt, der von den UN beauftragt wurde, den Massenmord in Bosnien zu untersuchen. Er hat letztlich Slobodan Milošević zur Verurteilung gebracht. Mit gutem Gewissen sollte man ihn als seriösen Anwalt beschreiben können. Unter seinem Vorsitz hat das China-Tribunal 2019 geschrieben: „Die Mitglieder des Tribunals sind sich sicher – einstimmig und zweifelsfrei –, dass in China über einen beträchtlichen Zeitraum und mit einer sehr großen Zahl von Opfern die Zwangsentnahme von Organen bei politischen Gefangenen praktiziert wurde.“
Das Tribunal schreibt dann weiter, „dass in ganz China seit Jahren in erheblichem Umfang Zwangsorgane entnommen werden und Falun-Gong-Praktizierende eine – und wahrscheinlich die wichtigste – Quelle für Organlieferungen sind. […] In Ermangelung einer zufriedenstellenden Erklärung für die Quelle leicht verfügbarer Organe kommt es [das Tribunal] zu dem Schluss, dass die erzwungene Organentnahme bis heute andauert.“ Deutlicher kann man es kaum sagen. Sicherlich ist es schwer zu überprüfen, weil es immer schwer ist, der Kommunistischen Partei Chinas etwas nachzuweisen, aber mit etwas Fairness und Offenheit kann man dem China-Tribunal entnehmen, dass es hier um real bestehende Menschenrechtsverletzung geht.
Vielzahl an Transplantationen ohne Organspendeprogramm
Ein Zahlenbeispiel wird es weiter aufzeigen. Bis zum Jahr 2013 hatte China kein öffentliches Organspendeprogramm, jedoch wurden seit 2004 über 10.000 Transplantationen pro Jahr durchgeführt. Zudem wurden Organe innerhalb von zwei Wochen transplantiert. Während der COVID-Pandemie wurden Lungen (menschliche Doppelungen) innerhalb von ein bis zwei Tagen Wartezeit transplantiert. Da sehen unsere Wartezeiten in Deutschland schon schlechter aus. Leider wurden diese Organe nicht durch altruistische Organspenden gewonnen, sondern stammen von Falun-Gong-Praktizierenden, die trotz Folter umfangreichen Bluttests unterzogen werden. Zugegebenermaßen ist es nicht einfach nachzuweisen, wohin diese Falun-Gong-Praktizierenden dann um 3 Uhr nachts gebracht werden. Sie kommen aber oft nicht zurück.
Ernsthafte Gesetze, ganz ohne Satire
Nun, wem das immer noch nicht seriös genug ist, verweise ich auf Resolutionen und Gesetze, die zu diesem Thema in anderen Ländern verabschiedet wurden. In Israel, Taiwan, Kanada und England hat man Gesetze verabschiedet, die dem Organraub in China versuchen, Einhalt zu gebieten. Im vergangenen Jahr hat das US-Repräsentantenhaus den Falun Gong Protection Act verabschiedet. Weil es jedoch ein Wahljahr war und nur sechs Monate im Senat verblieben, wurde dieser Gesetzentwurf nicht zum Gesetz gemacht. Jedoch ist dieser Gesetzentwurf so wichtig, dass er im Februar 2025 wieder im Repräsentantenhaus und im März dem Senat vorgelegt wurde. Vor wenigen Tagen hat die Global Human Rights Defence (GHRD) dann auch beim Menschenrechtsrat der Vereinten Nationen (UNHRC) über dieses Thema gesprochen und ich selbst habe in einem Bundestagsausschuss zu einem verwandten Thema ausgesagt. Mit anderen Worten, selbst wenn ein Satiriker im ZDF den Organraub als unseriös empfindet, haben sich der US-Kongress, der UNHRC und der Bundestag doch für dieses Thema interessiert.
Vielleicht ist es an der Zeit, dass sich die deutsche Medienlandschaft einen Ruck gibt und die Menschenrechtsverletzung des Organraubs von Falun-Gong-Praktizierenden in China mal etwas näher anschaut? Was haben die Medien zu verlieren? Es geht ja nur darum, darüber zu berichten, und nicht darum, eine festgelegte Meinung zu haben. Sind wir das den Opfern des Organraubs nicht schuldig? Oder vielmehr: Sind wir uns das als zivilisierte Menschen nicht selbst schuldig? Vielleicht stellen auch „Satire-Journalisten“ dann fest, dass der Organraub ernsthaft ist. Ich möchte mit der Bemerkung schließen, dass Satire gegen politisch verfolgte und getötete Menschen ethisch unseriös ist.
Über den Autor:

Foto: Matthias Kehrein/Epoch Times
Andreas Weber, MD, ist Facharzt für Orthopädie und Unfallchirurgie und Deputy Director for Europe bei DAFOH (Doctors Against Forced Organ Harvesting). Er wurde als Sachverständiger im Gesundheitsausschuss (20. Deutscher Bundestag) zur Änderung des deutschen Transplantationsgesetzes befragt. Als ehemaliges Mitglied eines chirurgischen Organexplantationsteams der DSO (Deutsche Stiftung Organtransplantation) und als Mitarbeiter war er an der Allokation von Spenderorganen und Zusammenstellung von Organtransplantationsteams für die Region Nordrhein-Westfalen beteiligt.
Dieser Beitrag stellt ausschließlich die Meinung des Verfassers oder des Interviewpartners dar. Er muss nicht zwangsläufig die Sichtweise der Epoch Times Deutschland wiedergeben.
vielen Dank, dass Sie unseren Kommentar-Bereich nutzen.
Bitte verzichten Sie auf Unterstellungen, Schimpfworte, aggressive Formulierungen und Werbe-Links. Solche Kommentare werden wir nicht veröffentlichen. Dies umfasst ebenso abschweifende Kommentare, die keinen konkreten Bezug zum jeweiligen Artikel haben. Viele Kommentare waren bisher schon anregend und auf die Themen bezogen. Wir bitten Sie um eine Qualität, die den Artikeln entspricht, so haben wir alle etwas davon.
Da wir die Verantwortung für jeden veröffentlichten Kommentar tragen, geben wir Kommentare erst nach einer Prüfung frei. Je nach Aufkommen kann es deswegen zu zeitlichen Verzögerungen kommen.
Ihre Epoch Times - Redaktion