Fluglärm könnte Risiko für chronische Krankheiten steigen lassen

Laut einer US-amerikanischen Studie leben Menschen, die mehr Fluglärm ausgesetzt sind, schlechter. So seien Betroffene vermehrt fettleibig, was zu Schlaganfällen oder Bluthochdruck führen kann.
Fluglärm lässt Risiko für chronische Krankheiten in die Höhe steigen
Mit dem Flugzeug steigen nicht nur Passagiere in luftige Höhen auf, sondern auch das gesundheitliche Risiko für Menschen, die in stark von Fluglärm betroffenen Gebieten leben.Foto: BackyardProduction/iStock
Von 22. Juni 2024

Allgemein gilt, dass Menschen Fluglärm weitaus störender empfinden als den Lärm anderer Verkehrsmittel wie Auto oder Bahn. Gleichzeitig erwecken immer mehr Studien den Anschein, dass die Geräuschkulisse von Flugzeugen zu negativen gesundheitlichen Folgen beiträgt.

Zu diesen gehört auch die jüngste Studie von US-amerikanischen Forschern der Oregon State University. Diese lässt vermuten, dass Fluglärm das Risiko für herzbezogene Krankheiten wie Herzinfarkt, Schlaganfall, Diabetes und Bluthochdruck steigern kann.

Doch dem gehe zunächst ein höheres Körpergewicht voraus – gemessen am Body-Mass-Index (kurz BMI). Der BMI gilt weltweit als Indikator für allgemeine Fettleibigkeit und schätzt den Körperfettanteil eines Erwachsenen oder eines Kindes anhand seiner Größe und seines Gewichts.

Macht Fluglärm dick?

Laut der Studie von Matthew Bozigar und seinen Kollegen haben Personen nach eigenen Angaben tendenziell einen höheren BMI, wenn sie Fluglärmpegeln von 45 Dezibel oder mehr ausgesetzt sind. Zum Vergleich: Flüstern hat ein Geräuschpegel von rund 30 Dezibel, eine Bibliothek 40 Dezibel und eine typische Unterhaltung zu Hause 50 Dezibel. Der derzeitige Schwellenwert für signifikante Lärmauswirkungen liegt bei über 65 Dezibel.

Weiterhin gaben Studienteilnehmer häufig höhere BMI-Werte zusammen mit Fluglärmpegeln von 55 Dezibel oder mehr an. Diese Tendenz zeigte sich vor allem bei Frauen im mittleren bis späten Erwachsenenalter und weniger bei Männern oder jungen Erwachsenen.

Aus diesen Werten schlossen die Forscher, dass eine höhere Fluglärmbelastung in den USA zu höherer Fettleibigkeit und zu weiteren, damit in Verbindung stehenden Herzkrankheiten führen könne. Ältere Studien zu diesem Thema konzentrierten sich auf den Bereich Europa und brachten unterschiedliche Ergebnisse. Mögliche negative Auswirkungen von Fluglärm können Schlafprobleme und psychische Belastungen sein.

„Frühere Forschungen haben gezeigt, dass Fluglärm Stressreaktionen verstärken und den Schlaf stören kann. Allerdings gab es gemischte Belege für einen Zusammenhang mit dem Body-Mass-Index“, sagt Studienleiter und Assistenzprofessor Matthew Bozigar. „Wir waren überrascht, dass wir einen ziemlich eindeutigen Zusammenhang zwischen Fluglärm und einem höheren BMI bei Frauen in den USA feststellen konnten.“

Mit Fettleibigkeit kommen Herzerkrankungen

Für die Wissenschaftler unterstreichen die Studienergebnisse die Rolle der Umwelt für das Risiko einer chronischen Erkrankung. „Das Thema Fettleibigkeit ist in den vergangenen Jahren immer weiter in den Vordergrund gerückt. Wir dürfen aber nicht vergessen, dass sie mit einer schlechten Herzgesundheit verbunden ist und stark von Umweltfaktoren beeinflusst wird“, sagt Bozigar.

Im Rahmen ihrer Studie nahmen fast 75.000 US-Bürger teil, die in der Umgebung von 90 der größten Flughäfen leben. Ihre Angaben zur Lärmbelästigung und ihrem BMI wurden in regelmäßigen Abständen durch Fragebögen ermittelt. Diese verglichen die Forscher mit den Veränderungen des Fluglärmpegels von 1995 bis 2010.

Für die Forscher ist der von ihnen beobachtete Zusammenhang zwischen höherer Fluglärmbelastung und höherem BMI bemerkenswert, auch wenn sie einräumen, dass der BMI eine suboptimale Messgröße ist.

Der BMI steht immer wieder in der Kritik von Ärzten, da er nicht immer die Realität widerspiegele. So wird beispielsweise nicht bezüglich Muskel- und Fettanteil oder dem Geschlecht unterschieden. Demnach erzielen Kraftsportler mit ihrem hohen Muskelanteil sowie Frauen mit ihrem von Natur aus höheren Fettanteil häufig einen größeren, möglicherweise ungerechtfertigten BMI-Wert. Außerdem kann der Index nicht beurteilen, wo sich das Fettgewebe im Körper befindet oder vermehrt ansammelt – denn nicht jedes Fett ist schädlich.

Überblick zum Body-Mass-Index: Die Berechnungsformel Körpergewicht in Kilogramm durch Körperhöhe in Meter ins Quadrat (hier 69 : 1,73² = 23) lässt mehrere Faktoren unberücksichtigt. Foto: ger/Epoch TImes; nach Seydoux, Thomas Lydell/iStock

Warme Gebiete vermehrt betroffen

Doch die Auswirkungen von Fluglärm seien nicht überall gleich gewesen. So zeigte sich der mögliche Zusammenhang stärker bei Probanden, die an der Westküste leben und jenen, deren Wohnort in trockenen Gebieten liegt.

„Wir können nur Hypothesen darüber aufstellen, warum wir diese regionalen Unterschiede festgestellt haben. So könnten sich Faktoren wie Zeit, Gebäudeeigenschaften und Klima auf die Bauweise und die Lärmisolierung von Häusern auswirken“, sagt Prof. Junenette Peters, Hauptautorin der Studie. „Regionale Unterschiede im Wetter können Verhaltensweisen wie das Öffnen von Fenstern beeinflussen, womit diese Studienteilnehmer vielleicht stärker dem Fluglärm ausgesetzt sind.“

Künftige Forschungsarbeiten sollten diesen Zusammenhang zwischen Fluglärmbelastung und Fettleibigkeit weiter untersuchen, ebenso wie mögliche Unterschiede bei der Umweltlärmbelastung und bei ethnischen Gruppen.

Die Studie erschien im Mai 2024 im Fachblatt „Environment International“.



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