Ein einfacher und kostenloser Trick zu mehr Wohlbefinden

Dass Stress ungesund ist, ist längst kein Geheimnis mehr. Doch wirken kreative Tätigkeiten wie Nähen oder Malen im Gegenzug positiv auf die Lebensfreude der Menschen? Das haben britische Wissenschaftler anhand einer großen nationalen Umfrage untersucht – mit einem besonders schönen und freudigen Ergebnis für die Gesundheit.
Studie: Kunst und Handwerk verbessern die geistige Gesundheit
Wer mit den Händen kreativ arbeitet, schafft sich eine bessere mentale Gesundheit.Foto: PIKSEL/iStock
Von 23. August 2024

Könnten Kunst und Handwerk zum Schutz der mentalen Gesundheit und der Heilung von psychischen Erkrankungen beitragen? Eine neue Studie aus Großbritannien liefert Beweise dafür, dass das Ausleben unserer kreativen Seite das Wohlbefinden aller Menschen erheblich steigern könnte.

Da Kunst und Handwerk relativ erschwinglich und leicht zugänglich sind, könnte ein stärker geförderter Zugang zu künstlerischen Aktivitäten der psychischen Gesundheit der Bevölkerung einen großen Schub geben.

„Handwerkliche und andere künstlerische Aktivitäten zeigten eine bedeutsame Wirkung bei der Bewertung eines lebenswerten Lebens“, erklärte Dr. Helen Keyes von der Anglia Ruskin University in England und Hauptautorin der Studie. „Der Einfluss der handwerklichen Tätigkeit war sogar größer als der Einfluss einer sicheren Arbeitsstelle. Handwerk gibt uns nicht nur ein Erfolgserlebnis, sondern ist auch ein sinnvoller Weg zur Selbstdarstellung. Das ist bei einer Beschäftigung nicht immer der Fall.“

Schnitzen ist ein sehr altes Handwerk

Es müssen nicht immer Kunstgegenstände sein: Aus Holz lassen sich auch praktische Alltagsgegenstände wie Suppenlöffel schnitzen. Foto: AMilkin/iStock

Ein Handwerk zur rechten Zeit

Inspiriert hatten die Wissenschaftler die Erlebnisse der Corona-Pandemie, als sich die geknickte psychische Gesundheit der Bevölkerung offenbarte. Doch dieses Problem scheint für manche Menschen noch immer anzuhalten. Daher sehen die Forscher alle Maßnahmen, die das Wohlbefinden der Menschen verbessern und Einsamkeit verringern könnten, von großem Nutzen.

Einige Studien haben bereits gezeigt, dass bestimmte handwerkliche Tätigkeiten wie etwa das Stricken für Menschen mit psychischen Erkrankungen heilsam sein können. Wenn die Teilnahme an kreativen Tätigkeiten generell einen positiven Einfluss auf das Wohlbefinden von Menschen – auch ohne diagnostizierte Krankheit – hat, könnte die Förderung von handwerklichen Tätigkeiten einen wichtigen Beitrag zur öffentlichen Gesundheit leisten.

Die Wissenschaftler analysierten eine Stichprobe von 7.182 Teilnehmern einer jährlichen Umfrage des britischen Ministeriums für Kultur, Medien und Sport, die das öffentliche Engagement für kulturelle, digitale und sportliche Aktivitäten bewertet. Anhand dessen untersuchten die Forscher die Auswirkungen der kreativen Künste im Allgemeinen und nicht nur die eines bestimmten Handwerks. Zugleich konnten sie auch Befindlichkeiten von jenen Menschen einbeziehen, die sich nicht in klinischer, seelischer Behandlung befinden.

Des Weiteren berücksichtigten sie soziodemografische Variablen, von denen bekannt ist, dass sie das Wohlbefinden beeinflussen: unter anderem Geschlecht, Alter, Gesundheit oder Beschäftigungsstatus. Allgemein zeigte sich, dass ein schlechterer Gesundheitszustand, Erwerbslosigkeit und ein höheres Maß an Benachteiligung mit einem geringeren Wohlbefinden verbunden waren.

Häkeln und Stricken sind längst keine Freizeitbeschäftigungen ausschließlich für alte Frauen mehr. Auch die junge Generation legt vermehrt Hand an. Foto: Kostikova/iStock

Ein malerisches Leben

Alle Teilnehmer wurden schließlich gebeten, ihr Glücksempfinden, ihre Ängste und ihre Lebenszufriedenheit einzuschätzen und ihren Eindruck davon zu vermitteln, ob das Leben lebenswert ist. Sie wurden auch gefragt, wie oft sie sich einsam fühlten. Auf die Frage nach ihrem handwerklichen Engagement bestätigten 37,4 Prozent der Befragten, dass sie in den vergangenen zwölf Monaten an mindestens einem handwerklichen Projekt arbeiteten.

Diejenigen, die sich am Handwerk beteiligten, berichteten sodann über ein höheres Maß an Glück und Lebenszufriedenheit sowie über ein stärkeres Gefühl, dass das Leben lebenswert ist. Der Anstieg des Gefühls eines erfüllten Lebens war genauso signifikant wie bei einem Job.

Handwerk und Kunst erden Menschen

Bereits das Ausmalen von Mandalas kann Körper und Geist von Groß und Klein beruhigen. Foto: Kostikova/iStock

Die Beschäftigung mit Kunst und Kunsthandwerk sagte jedoch nichts über den Grad der Einsamkeit aus. Dies könnte daran liegen, dass einige handwerkliche Tätigkeiten einsam sein können. Ob man sich dabei tatsächlich einsam fühlt, müssen künftig weitere Untersuchungen zeigen.

„Handwerk und Kunst stehen in Zusammenhang mit einem stärkeren Gefühl, dass das Leben lohnenswert ist, sowie mit einer höheren Lebenszufriedenheit und mehr Glück“, so Keyes. „Die Auswirkungen auf das Wohlbefinden waren auch dann noch vorhanden, wenn wir Dinge wie den Beschäftigungsstatus und das Ausmaß der Benachteiligung berücksichtigten. Es scheint, dass das Kreativsein über diese anderen Aspekte des Lebens hinaus positiv zum Wohlbefinden beitragen kann.“

Jeder ist seines Glückes Schmied

Auch wenn diese Auswirkungen gering sind, sei ihr Ausmaß ähnlich groß wie das der soziodemografischen Variablen wie Arbeitsplatz oder Wohnsituation, die viel schwerer zu ändern sind. Künstlerische Aktivitäten bieten daher eine große Chance, mit einfachen Mitteln das Wohlbefinden der Bevölkerung zu verbessern, so die Forscher.

„Regierungen und Gesundheitsdienste könnten in Erwägung ziehen, handwerkliche Tätigkeiten zu finanzieren. Außerdem könnte es Teil des Förderungs- und Präventionskonzepts für gefährdete Bevölkerungsgruppen werden, um ihr Wohlbefinden und eine gesunde Psyche zu stärken“, erklärte Keyes.

„Es hat schon etwas ungemein Befriedigendes, wenn man das Ergebnis seiner Arbeit vor Augen hat“, fügte Keyes hinzu, die gerne selbst Hand anlegt – insbesondere beim Malen und Dekorieren. „Es ist ein tolles Gefühl, sich auf eine Aufgabe zu konzentrieren und seinen Geist kreativ zu beschäftigen.“

In der Natur findet sich allerlei Material, um kreativ zu werden und seine ganz eigene und individuelle Dekoration zu basteln. Foto: Helin Loik-Tomson/iStock

Die Wissenschaftler wiesen jedoch darauf hin, dass es sich um eine Korrelationsstudie handelt. Sie zeigt nur Zusammenhänge, aber keine Ursache-Wirkung-Beziehung. Um zu bestätigen, dass das positive Lebensgefühl ausschließlich durch Handwerk und Kunst hervorgerufen wird, sind weitere Untersuchungen erforderlich.

Die Studie erschien am 16. August 2024 im Fachblatt „Frontiers in Public Health“.



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