Brownout im Januar? Für RWE-Chef sind Dunkelflauten normal, aber Deutschland nicht darauf vorbereitet
„Anfang dieses Monats stieß die deutsche Stromversorgung an ihre Grenzen.“
Mit diesen Worten begann Markus Krebber, Vorstandsvorsitzender des Energieversorgungskonzerns RWE, vor ein paar Tagen einen warnenden Beitrag auf dem Portal LinkedIn.
Er bezog sich auf die Dunkelflaute vom 6. November 2024. Besonders am frühen Abend leisteten an jenem Herbsttag alle Photovoltaik- und Windkraftanlagen in Deutschland nur 78,4 MW von installierten rund 163.000 MW. Somit betrug die Ausbeute dieser beiden Stromquellen nur 0,048 Prozent. Das unterbot selbst die gesicherte Leistung von 1 Prozent, die der Windkraft zugesprochen wird.
Krebber: „Dunkelflauten sind normal“
Weil das Stromangebot so gering war, stieg der Strompreis an der Strombörse zu dieser Zeit auf rund 820 Euro pro Megawattstunde an. Das war „zehnmal teurer als üblich“, wie Krebber anmerkte. Ebenso teilte er mit:
„Die ganze Situation war mehr als nur ein Warnschuss.“
Da Deutschland seine Energieversorgung in den vergangenen Jahren immer weiter auf Wind und Solar umgestellt hat, ist das Land immer abhängiger von guten Wetterbedingungen geworden. Doch „Phasen, in denen Wind und Sonne nur eine begrenzte Menge an Strom produzieren (eine sogenannte Dunkelflaute), sind normal“, erklärte der RWE-Chef. „Und sie werden immer spürbar sein, also müssen wir vorbereitet sein.“
Ist ein Brownout möglich?
Wenn das Stromangebot deutlich niedriger ist als der Bedarf, kann es passieren, dass die Netzbetreiber in einzelnen Regionen eingreifen müssen. Eine kontrollierte Stromabschaltung wird Brownout genannt. Das bedeutet entweder die komplette Abschaltung bestimmter Gebiete oder temporäre Spannungsabfälle im Netz.
Der Name Brownout stammt von den schwachen Lichtverhältnissen in einem solchen Szenario. Bei 10 bis 25 Prozent niedrigerer Spannung erscheint das Licht in den Haushalten oft gedimmt oder flackert. Dieser schwache Lichtschein lässt alte Glühbirnen nicht mehr hellgelb, sondern braun erscheinen.
Dies ist eine Sicherheitsmaßnahme, um das Netz wieder zu stabilisieren. Misslingt die Stabilisierung des Netzes, kann es zum sogenannten Blackout kommen – ein unkontrollierter, großflächiger und lang andauernder Stromausfall.
Vorzugsweise wird als Erstes den Industriebetrieben der Strom abgestellt, als Letztes den Privathaushalten. Doch es ist nicht auszuschließen, dass im Ernstfall auch manche Wohngebiete – kontrolliert oder unkontrolliert – vom Netz getrennt werden. Fast jeder hat schon einmal einen Stromausfall erlebt. In der Regel dauerte dieser aber nur wenige Minuten.
Dauert dieser jedoch mehrere Stunden, wird vielen Menschen erst klar, wie abhängig wir bereits von Strom sind. Ohne Strom ist nicht nur das Licht aus. Nach kurzer Zeit kommt auch kein Wasser mehr aus dem Wasserhahn, die Heizung wird kalt, auch das Telefon funktioniert nicht mehr. Ebenso funktionieren die Lebensmittelgeschäfte nicht mehr – neben dem Licht sind dort auch die Kassensysteme auf Strom angewiesen. Aufzüge bleiben ebenfalls stecken und Tankstellen trocken.
Was tun im Ernstfall?
Christoph Canne, Diplom-Chemiker der Bundesinitiative Vernunftkraft, teilte Epoch Times mit, dass es ratsam ist, sich vorzubereiten. „Man muss jetzt nicht panikartig reagieren, aber etwas Vorsorge durch die Fähigkeit zur Notstromerzeugung kann sicherlich – auf die nächsten Jahre betrachtet – nicht schaden.“
Ein mit Diesel oder Benzin betriebenes Stromaggregat kann zumindest ein paar wichtige Geräte weiter betreiben. In einer geschlossenen Mietwohnung ist jedoch von dem Gebrauch eines solchen Aggregats abzuraten. Möglich wäre hier der Einsatz einer netzunabhängigen Inselanlage, beispielsweise mit Solarstrom und großer Batterie.
Ratsam ist es, sich für mehrere Tage Lebensmittel zu bevorraten, die möglichst ohne Kühlschrank lagerbar und ohne Herd verzehrbar sind. Der Bund empfiehlt einen Vorrat für mindestens drei Tage, besser sei ein Vorrat von bis zu zehn Tagen. Wie groß der eigene Vorrat sein soll, entscheidet aber jeder selbst.
Für Licht empfiehlt es sich, einen Vorrat an Kerzen anzulegen. Allerdings sollte mit dem Gebrauch behutsam umgegangen werden. Offene Flammen bergen Brandgefahr.
Wenn die Wohnung im Winter wegen ausgefallener Heizung auskühlt, schaffen warme Kleidung und Decken für einige Zeit Abhilfe.
Brownout schon im Januar?
Krebber warf in seinem Beitrag einen Blick auf die Zahlen vom 6. November. Zum Zeitpunkt der extremen Dunkelflaute lag der Strombedarf Deutschlands bei rund 66 GW. Die inländische Produktion lieferte rund 53 GW und Stromimporte aus dem Ausland rund 13 GW.
In diesem Szenario stand laut Krebber „fast die gesamte inländische Versorgung […] zur Verfügung“ – bis auf rund 4 GW. Ähnlich knapp sah es bei der Importkapazität aus: Hier wären in der Spitze nur weitere rund 3 GW möglich gewesen. Das bedeutet, dass in Summe noch weitere 7 GW abrufbar gewesen wären.
„Konkret bedeutet das, dass die gleiche Situation an einem anderen Tag mit höherer Spitzenlast nicht zu bewältigen gewesen wäre“, schlussfolgerte Krebber. Er verglich diese Situation mit dem 15. Januar, dem Tag mit dem höchsten Strombedarf des Jahres – mehr als 75 GW. Das sind „fast 10 GW mehr als am 6. November“.
Der RWE-Chef merkte an: „In Deutschland tun wir seit Jahren so, als ob die Frage des Zubaus sicherer Kapazitäten etwas ist, das man aufschieben kann. Dabei sehen wir heute schon deutlich, was passiert, wenn wir Kapazitäten abschalten und keine Absicherung für die Erneuerbaren bereitstellen.“ Er sagte klar, dass „wir […] keine Zeit“ mehr haben. Er hält den Ausbau von jederzeit zuschaltbaren Reservekraftwerken für „dringend erforderlich“.
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