
Studie: Bakterien im Darm helfen Immunsystem bei Depressionen
US-amerikanische Forscher haben herausgefunden, dass spezielle Bakterien in fermentierten Lebensmitteln und Joghurt das Immunsystem unterstützen und so bei der Bekämpfung von Depressionen und Angstzuständen helfen.

Ein spezielles Bakterium in fermentierten Lebensmitteln und Joghurt kann bei Depressionen und Ängsten helfen.
Foto: iStock
Depressionen und Angstzustände gehören zu den häufigsten psychischen Erkrankungen in Deutschland. Nahezu jeder fünfte Bundesbürger erkrankt mindestens einmal im Laufe seines Lebens an Depressionen, wobei Frauen doppelt so oft betroffen sind wie Männer. Ausgelöst werden diese häufig durch Einsamkeit, Stress, den Verlust geliebter Menschen oder generelle Unzufriedenheit.
US-amerikanische Forscher haben nun gezeigt, dass nicht nur geistige Stärke, sondern auch die passende Ernährung mögliche Depressionen und Angstzustände vorbeugen kann. So helfe Lactobacillus, ein Bakterium, das in fermentierten Lebensmitteln und Joghurt vorkommt, dem Körper bei der Stressbewältigung, was die Möglichkeit neuer Therapien zur Behandlung der psychischen Erkrankung eröffnen könnte.
In ihrer aktuellen Studie erklären Alban Gaultier und seine Kollegen von der University of Virginia, warum sich das Bakterium von anderen Mikroorganismen unterscheidet und wie es unserer Gesundheit hilft:
„Unsere Entdeckung zeigt, wie der im Darm lebende Lactobacillus Stimmungsstörungen beeinflusst, indem er das Immunsystem steuert“, erklärt Gaultier in einer Pressemitteilung. „Damit können wir den Weg zur Entdeckung dringend benötigter Therapeutika gegen Angst und Depression ebnen.“
Darm und Depressionen
Bereits früher versuchten Wissenschaftler die Darmflora mit ihren nützlichen Bakterien, den sogenannten Probiotika, zu beeinflussen. Diese führten jedoch zu gemischten Ergebnissen, da die enorme Komplexität des Mikrobioms bislang nicht vollständig verstanden ist.
So ist unser Darm die natürliche Heimat unzähliger Bakterien, Pilze und Viren. Es leben mehr Mikroorganismen in und auf uns, als wir Zellen in unserem Körper haben. Man schätzt, dass jeder Mensch 39 Billionen Mikroorganismen in sich trägt.
Der Versuch zu verstehen, was bestimmte Bakterien oder Pilze tun – ganz zu schweigen davon, wie sie mit all den anderen Mikroorganismen und ihrem Wirt interagieren –, ist daher vergleichbar mit dem Versuch, Sandkörner am Strand zu zählen.
Was zunächst eklig und alarmierend klingen mag, ist für unsere Gesundheit jedoch von entscheidender Bedeutung. Bekannt ist, dass Störungen des Mikrobioms, sei es durch Krankheit, schlechte Ernährung oder andere Ursachen, zu vielen Krankheiten beitragen oder gar die Ausbreitung von Krebs fördern. Darauf aufbauend haben Forscher in den letzten Jahren mit großer Begeisterung untersucht, wie Krankheiten durch gezielte Eingriffe in das Mikrobiom bekämpft werden können.
Frühere Forschungsergebnisse aus Gaultiers Labor ergaben bereits, dass die Bakterien Depressionen bei Mäusen rückgängig machen können. Doch wie dies möglich war, wussten die Forscher nicht. „Wir wussten aus unseren früheren Forschungen, dass Lactobacillus zur Verbesserung von Stimmungsstörungen beiträgt, aber die Gründe dafür blieben unklar – vor allem wegen der technischen Herausforderungen, die mit der Untersuchung des Mikrobioms verbunden sind“, so Gaultier.
Bakterien für das Immunsystem
In ihrer aktuellen Studie konnten die Forscher erstmals aufdecken, wie die Laktobazillen das Verhalten beeinflussen und wie deren Mangel Depressionen und Angstzustände verschlimmern kann. So können die Bakterien den Spiegel eines Immunmediators namens „Interferon gamma“ aufrechterhalten, der die Reaktion des Körpers auf Stress reguliert und dazu beiträgt, Depressionen abzuwehren.
Mit dieser Erkenntnis seien die Forscher künftig in der Lage, neue Methoden zur Vorbeugung und Behandlung von Depressionen und anderen psychischen Erkrankungen zu entwickeln. Beispielsweise könnten Betroffene später spezielle probiotische Nahrungsergänzungsmittel einnehmen, um die Konzentration an gesunden Laktobazillen im Körper zu erhöhen.
Die Studie erscheint in Kürze im Fachjournal „Brain Behavior and Immunity“.
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