Deutschsprachige Weihnachtslieder: 10 besinnliche Werke aus 500 Jahren

Egal, ob fast 500 Jahre alt oder aus dem Deutschen in über 300 Sprachen übersetzt – Weihnachtslieder gibt es in allen Sprachen und Längen. Das Steirische Volksliedarchiv in Graz, Österreich, zählt insgesamt 8.355 Weihnachtslieder in seinem Register. Epoch Times stellt zehn von ihnen vor, einschließlich Hörproben.
Deutschsprachige Weihnachtslieder: 12 besinnliche Werke aus 500 Jahren
Alle Jahre wieder erklingen Weihnachtslieder aus den Radios, doch oft sind es die englischsprachigen Lieder.Foto: Cronislaw/iStock
Von 24. Dezember 2024

Sobald der 1. Advent vor der Tür steht, sind im Radio und in den Läden die ersten Weihnachtslieder zu hören. In den meisten Fällen werden diese von englischsprachigen, modernen Kompositionen und den berühmten „Weihnachtsohrwürmern“ dominiert.

Dabei bietet auch die deutsche Sprache eine Vielzahl an Advents-, Winter- und Weihnachtsliedern, die Nostalgie und Vorfreude auf das größte Fest in Deutschland bringen.

Eine fast vergessene Tradition

Seit es Menschen und Feste gibt, werden Lieder gesungen oder Melodien auf Instrumenten gespielt. Was einst ein üblicher Brauch war, ist heute zu einer Seltenheit geworden. Nur wenige Kinder sagen heute vor der Bescherung an Heiligabend noch ein Gedicht auf, singen ein Liedchen oder spielen etwas auf der Flöte. Vielerorts ist es daher wahrlich zu einer stillen Zeit geworden.

Nicht aber an jenen Orten, wo es noch heute Weihnachtschöre gibt. Diese Sänger und Sängerinnen leben eine hunderte Jahre alte Tradition, die die dunkle Jahreszeit hell erleuchtet, Hoffnung schenkt und Menschen friedlich zusammenbringt.

Der Ursprung der Weihnachtslieder ist, wie das Weihnachtsfest selbst, im Christentum zu finden. Infolgedessen behandeln viele Lieder – und vor allem die alten unter ihnen – christliche Themen wie die Geburt von Jesus Christus. Sie wurden meist in Latein geschrieben und im Mittelalter während der Messe in den Kirchen gesungen. Später kamen Lieder hinzu, deren Texte teils in lateinischer und teils deutscher Sprache waren. Ob die Lieder mitunter auch außerhalb der Kirche gesungen wurden, ist nicht bekannt.

Neben den Weihnachtsliedern konnten im Mittelalter auch Wiegenlieder zum Fest der Geburt Jesu Christi erklingen. Dieser Brauch geht auf das sogenannte Kindleinwiegen zurück, eine musikalisch begleitete Aufführung, wo aufwendig und kunstvoll verzierte Holzwiegen mit Christkindpuppen gewogen wurden.

Eine hölzerne Wiege mit gewickeltem Jesuskind, Süddeutschland, 1585. Foto: Gemeinfrei

Der Vater der deutschen Weihnachtslieder

Einen enormen Aufschwung bekamen die deutschsprachigen Weihnachtslieder im frühen 16. Jahrhundert mit dem Wirken und Schaffen von Martin Luther (1483–1546). Im Zuge seiner Reformation des Christentums übersetzte der Theologieprofessor aus Eisleben nicht nur die Bibel ins Deutsche und sprach erstmals Gottesdienste auf Deutsch, sondern übersetzte auch viele lateinische Liedtexte. So konnten alle Bürger den Inhalt der Lieder verstehen und einfacher mitsingen, wodurch diese immer beliebter wurden.

Martin Luther schrieb übersetzte Weihnachtslieder ins Deutsche

Porträt des Martin Luther von Lucas Cranach der Ältere (1472–1553). Foto: Gemeinfrei

Viele gebildete und musikalische Persönlichkeiten folgten seinem Beispiel, und es entstanden immer mehr neue Weihnachtslieder. Für die zugrunde liegenden Melodien wurden vielfach bereits vorhandene Werke berühmter Komponisten wie Johann Sebastian Bach verwendet. Seine Kantate (BWV 91) versah Martin Luther beispielsweise mit dem Choral „Gelobet seist du, Jesu Christ“, welches zum Wochenlied des 1. Weihnachtsfeiertages wurde.

Ab dem 17. Jahrhundert entstanden schließlich immer mehr Lieder außerhalb der Kirche, was sich auch in den Texten widerspiegelt. Neben dem Christuskind werden nun auch der Tannenbaum oder die winterliche Landschaft besungen.

Doch auch diese Quelle der Inspiration reichte irgendwann nicht mehr aus. Weitere 200 Jahre später begann man in Deutschland, sich auch der schönsten Werke aus anderen Ländern zu bedienen und sie mit deutschsprachigen Texten zu versehen.

Laut Chorverbänden gibt es in Deutschland rund 45.000 Chöre. Foto: Paolo Paradiso/iStock

Zehn (weniger) bekannte Werke

In der über 600-jährigen Geschichte sammelten sich so etliche Advents-, Winter- und Weihnachtslieder an. Das Steirische Volksliedarchiv in Graz, Österreich, zählt insgesamt 8.355 Weihnachtslieder in seinem Register.

Hier ist eine Auswahl von zehn traditionellen, deutschsprachigen Liedern: von Klassikern über fast vergessene Werke bis hin zum ältesten deutschen Weihnachtslied.

Maria durch ein Dornwald ging

In diesem Lied wird die sogenannte Mariä Heimsuchung besungen, womit das heutige Adventslied ursprünglich ein Wallfahrtslied ist. Wie der Name bereits verrät, handelt es von der schwangeren Maria, die auf dem Weg zum Besuch von Verwandten durch einen öden Dornenwald läuft, woraufhin dieser erblüht.

Wann und wo das Lied genau entstand, ist nicht gesichert. Es wird vermutet, dass der Text aus dem Raum Eichsfeld – möglicherweise dem Bistum Paderborn – stammt, wo es erstmals 1850 in einer Volksliedersammlung auftauchte.

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„O du fröhliche, …

… o du selige, gnadenbringende Weihnachtszeit“ – nahezu jeder Deutsche kennt diese Liedzeile und kann sie fehlerfrei vorsingen. Dieser Weihnachtsklassiker entstand vor mehr als 200 Jahren im thüringischen Weimar durch den Kirchenlieddichter und Schriftsteller Johannes Daniel Falk (1768–1826).

Nachdem der als „Waisenvater“ bekannte Schriftsteller vier seiner zehn Kinder wegen einer Seuche verloren hatte, soll er in Weimar eine Einrichtung für notdürftige Kinder gegründet haben, denen er sein Weihnachtslied widmete. Während der Text aus seiner Feder stammt, bediente er sich für die Melodie am Marienlied „O sanctissima“, das angeblich aus Sizilien stammen soll.

Vom Himmel hoch, da komm ich her

Mit seiner Entstehungszeit um 1533 ist dieses Werk eines der ältesten rein deutschsprachigen Weihnachtslieder und stammt aus der Feder von Martin Luther. Einer Erzählung nach soll der Reformator dieses Lied für seine Kinder geschaffen haben.

Weihnachtslieder wie „Vom Himmel hoch“

„Vom Himmel hoch“ aus dem Straßburger Gesangbuch von 1541. Foto: Gemeinfrei

Zunächst besaß das Lied 14 Strophen und eine andere Melodie, wie wir sie heute kennen. Fünf Jahre später ersetzte Luther diese durch eine selbst komponierte Melodie und 1555 kam eine 15. Strophe hinzu. Die Melodie war so gut, dass Johann Sebastian Bach sie für sein Weihnachtsoratorium (BWV 248) verwendete.

Alle Jahre wieder

Diesen bekannten Text schrieb Wilhelm Hey, Pfarrer und Fabeldichter aus Thüringen. Dafür kann dieser Weihnachtsklassiker gleich mit mindestens drei verschiedenen Melodien von drei unterschiedlichen Komponisten aufwarten. Eine davon stammt von Ernst Anschütz, dem Schöpfer von „O Tannenbaum“.

Stille Nacht, heilige Nacht

Kein anderes deutschsprachiges Weihnachtslied schaffte es in so viele Länder wie „Stille Nacht, heilige Nacht“. Den Klassiker aus Österreich gibt es mittlerweile in 320 Sprachen und Dialekten und ist Teil des UNESCO-Kulturerbes.

Weihnachtslieder wie „Stille Nacht“

Kunstvoll gestaltetes Notenblatt der englischen Version von „Stille Nacht“. Foto: LiliGraphie/iStock

Heute werden meist drei der sechs Strophen gesungen, die der österreichische Priester Joseph Mohr schrieb. Die musikalische Begleitung stammt vom österreichischen Komponisten Franz Xaver Gruber. Beide Männer sangen ihr gemeinsames Werk erstmals am 24. Dezember 1818 in einer Kirche bei Salzburg.

Es ist ein Ros entsprungen

Dieses über 400 Jahre alte Weihnachtslied stammt aus Rheinland-Pfalz und besitzt im Original zwei Strophen. Der Text selbst stammt in abgewandelter Form aus der Bibel, während der Komponist der Melodie unbekannt ist.

Weihnachtslieder wie „Es ist ein Ros entsprungen“

„Es ist ein Ros entsprungen“ aus dem Speyerer Gesangbuch von 1599. Foto: Gemeinfrei

Im Jahr 1844 fügte der evangelische Pfarrer Friedrich Layriz drei weitere Strophen hinzu. Auch dieses Werk schaffte es in die klassische Musik: 1896 verwendete Johannes Brahms die Melodie in seinen Choralvorspielen (op. 122, Nr. 8).

O Tannenbaum

„Grün sind deine Blätter“ und deine Melodie viel genutzt: Dieser Weihnachtsklassiker ist aus den Volksliedern nicht mehr wegzudenken. Doch eigentlich war er ursprünglich als Liebeslied von dem deutschen Pädagogen August Zarnack geschrieben. Fünf Jahre später entdeckte Ernst Anschütz das Lied, behielt die erste der drei Strophen bei und dichtete die anderen beiden zu einer Hommage an den heimischen Nadelbaum um.

Und die Melodie? Diese ist so vielfältig ausgeschmückt wie die Tannenbäume in den Wohnzimmern. So begleitete die Melodie im Laufe der Zeit nicht nur viele Volkslieder, sondern auch Hymnen für Schulen, Universitäten und einen Fußballverein.

Ihr Kinderlein, kommet

Dieses Weihnachtslied mit dem ursprünglichen Titel „Die Kinder bey der Krippe“ stammt aus der Feder von Christoph von Schmid. Der Priester und Dichter schrieb den Liedtext vermutlich um 1810. Die dazugehörige, heute geläufige Melodie ist rund 15 Jahre älter und wurde von Johann Abraham Peter Schulz geschrieben. Vertonungen anderer Komponisten sind noch heute in älteren Versionen vertreten.

Sind die Lichter angezündet

Sind die Lichter angezündet,
Freude zieht in jeden Raum;
Weihnachtsfreude wird verkündet
unter jedem Lichterbaum.
Leuchte, Licht, mit hellem Schein,
überall, überall soll Freude sein.“

Dieses deutsche Weihnachtslied ist eines der jüngsten seiner Geschichte und basiert auf dem gleichnamigen Gedicht von Kinderbuchautorin Erika Engel-Wojahn aus dem Jahr 1960. Hans Sandig, Gründer des Rundfunk-Kinderchors Leipzig, komponierte später eine Melodie dazu und machte es zum bekanntesten Weihnachtslied der Deutschen Demokratischen Republik.

Nun freut euch, ihr Christen

„Herbei, o ihr Gläub’gen“, „Auf, gläubige Seelen“ oder „Adeste fideles“: All diese Namen gehören zu einem Weihnachtslied, das seinen Ursprung vermutlich im England des 18. Jahrhunderts hat. Im Deutschen gibt es zwei unterschiedliche Übersetzungen und damit Versionen: „Herbei, o ihr Gläub’gen“ von Friedrich Heinrich Ranke aus dem Jahr 1823 und „Nun freut euch, ihr Christen“ von Joseph Hermann Mohr aus dem Jahr 1873.



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