Atemberaubend schön: Das Restaurant Le Train Bleu

Ist es möglich, eine Zugreise von Paris an die Riviera anzutreten, ohne den Bahnhof zu verlassen? Le Train Bleu in Frankreich macht es möglich – und das ganz ohne Zugausfälle und Verspätungen.
Das „Le Train Bleu“
Le Train Bleu: Ein luxuriöses Restaurant in Zugoptik.Foto: iStock

Seit über 120 Jahren kommen Feinschmecker aus allen Ländern in Scharen nach Paris, um sich auf eine besondere Geschmacksreise zu begeben. Die Endstation: Le Train Bleu, ein luxuriöses Restaurant in Zugoptik mitten im Bahnhof Paris-Gare-de-Lyon.

Mit seinen wunderschönen Fresken wirkt das opulent komfortable Restaurant zunächst wie ein Museum. Tatsächlich können die Besucher hier Malkunst auf höchstem Niveau bewundern und dabei in einem vergoldeten Zugabteil schlemmen wie ein französischer König.

Restaurant „Le Train Bleu“ im Bahnhof Paris-Gare-de-Lyon

Außenansicht des Restaurants Le Train Bleu, das sich im Bahnhof Paris-Gare-de-Lyon befindet. Foto: iStock

Le Train Bleu: Wo Kunst und Wissenschaft zusammentreffen

Das Le Train Bleu entstand in einer Zeit, als sich Paris auf dem Höhepunkt der Belle Époque (circa 1870–1910), also in der „schönen Zeit“ befand. Damals florierten Kunst, Kultur und Wissenschaft in ganz Europa – besonders aber in Frankreich –, was den Menschen viel Zufriedenheit und Optimismus brachte.

Den Höhepunkt dieser Epoche bildete die Weltausstellung im Jahr 1900 in Paris unter dem Motto „Le bilan d’un siècle“ – „Die Bilanz eines Jahrhunderts“. Hier wurden die neuesten Errungenschaften wie der Vorgänger der heute weltberühmten Brücke Pont Alexandre III präsentiert sowie der mit Erdnussöl betriebene Dieselmotor oder die Plauener Spitze ausgezeichnet.

Panoramablick auf die Ausstellungsflächen der Expo in Paris 1900. Foto: Gemeinfrei

„Sie soll den Schluss bilden eines fruchtbaren Jahrhunderts und zeigen, was Kunst und Wissenschaft und menschliche Arbeit zu schaffen vermögen“, ließ der damalige französische Handelsminister verlauten.

Eigens für diesen Anlass sollten auch die neuen Bahnhöfe wie der Gare-de-Lyon weiter ausgebaut werden, um das Zugreisen nach Paris attraktiver und komfortabler zu gestalten. Und so kam es, dass das ursprünglich als Buffet de la Gare de Lyon bekannte Zugrestaurant während der Ausstellung eingeweiht wurde. Es präsentierte den neuartigen Jugendstil in der Architektur, während die Wände und Decken noch im traditionellen Stil gestaltet waren.

Eingang zum Le Train Bleu

Eine große, breite Treppe führt an zwei Seiten zum Eingang des Le Train Bleu. Foto: Stephane de Sakutin/AFP via Getty Images

Mit 41 Fresken von Paris an die Riviera

Es ist leicht zu erkennen, was den Gästen im Le Train Bleu das Gefühl gibt, mit dem Zug zu reisen. So ist das Restaurant mit seinen Rippenverkleidungen und Trennbögen wie aneinandergereihte Zugwaggons gestaltet, sodass die Geschmacksreisenden nacheinander in verschiedenen Zugkabinen sitzen.

Diese Optik ist so authentisch, dass Gäste mit einem Blick aus den großen Glasbogenfenstern fast erwarten, die französische Landschaft vorbeiziehen zu sehen. Richten die Besucher den Blick jedoch nicht nach außen, sondern nach oben auf die Wände und Decken, können sie viele französische Orte entdecken.

Fresko von Villefranche im Le Train Bleu

Dieses Fresko zeigt Villefranche an der Riviera, gemalt von Frédéric Montenard. Foto: Patrick Kovarik/AFP via Getty Images

Sie zeigen die Haltestellen des legendären blauen Zuges, benannt nach seinen dunkelblauen Schlafwagen, die von der Compagnie Internationale des Wagons-Lits gebaut wurden. Eben an diesen „Train Bleu“ ist das Restaurant eine Hommage. Wenn Sie genau hinsehen, finden Sie im Restaurant die Initialen der französischen Eisenbahn PLM (Chemin de Fer Paris-Lyon-Mediterranée).

Der Blaue Zug, der in seiner Eleganz nur vom großen Orient-Express übertroffen wird, fuhr einst an der französischen Riviera entlang der Mittelmeerküste und brachte noch bis 2003 Reisende von Calais im Norden Frankreichs über Paris bis zur französischen Riviera. 1963 war das Restaurant nach ihm umbenannt worden, nachdem es zuvor Buffet de la Gare de Lyon geheißen hatte.

Die berühmte Strecke des Blauen Zuges zwischen Paris und Ventimiglia lebt heute in 41 lebhaften Fresken an den vergoldeten Decken weiter.

Zeitreise mit dem Le Train Bleu

Insgesamt wurden damals 27 berühmte französische Wandmaler herangezogen, um diese lebendigen und prächtigen Gemälde zu erschaffen. Sie alle beherrschten die jahrhundertealten Techniken, die an den Kunstakademien verfeinert und weitergegeben wurden. Die Maler arbeiteten mit klassischer Perspektive und Anatomie und verwendeten hierfür die neuesten und exquisitesten Pigmente, die auch die Impressionisten verwendeten.

Viele Gäste des Restaurants kommen vor allem wegen des Essens hierher. Doch einmal angekommen, könnte sich der Besuch vielleicht für einige wie ein Traum anfühlen. Als würden sie in einem Museum sitzen oder eine Zeitreise mit dem einmaligen Train Bleu antreten und zurück in das Paris des späten 19. Jahrhunderts reisen.

27 berühmte französische Wandmaler erschufen die 41 Fresken des Le Train Bleu. Foto: Lelê Breveglieri, Wikimedia Commons | CC BY 2.0

Hinzu kommen klassische Statuen, die mythische Figuren inmitten von Vergoldungen und Girlanden darstellen. Eine lange Reihe von zierlichen Kronleuchtern schillert wie in einem königlichen Traum. Alles zusammen schafft die elegante Atmosphäre, für die das Le Train Bleu weltberühmt ist.

Apropos Berühmtheit: Das Restaurant lockte bereits große Filmstars an und ist zu einer berühmten Kulisse für französische Filme geworden. So wurde hier 1990 der Thriller „Nikita“ mit der schönen französischen Schauspielerin Anne Parillaud in der Hauptrolle gedreht. Auch berühmte Persönlichkeiten wie die französische Modeschöpferin Coco Chanel und die Schauspielikone Brigitte Bardot haben das Bistro beehrt. Doch was haben all diese Gäste wohl gegessen?

Modeschöpferin Coco Chanel und die beiden Schauspielerinnen Anne Parillaud und Brigitte Bardot waren häufige Gäste im Le Train Bleu. Foto: kkmarais, Wikimedia Commons | CC BY 2.0

Kulinarische Reise – ohne Verspätung

Immerhin handelt es sich um ein weltberühmtes französisches Restaurant. Le Train Bleu wurde wegen seiner traditionell französischen Gourmetküche als bestes Restaurant in der Welt der Verkehrsmittel bezeichnet. Im Jahr 1972 wurde es zum Monument Historique erklärt.

Das Le Train Bleu wurde in der Belle Époque (circa 1870–1910) erbaut, als Kunst, Kultur und Wissenschaft florierten. Foto: Gemeinfrei

2014 folgte die Restaurierung und Renovierung des Restaurants, wobei einige der antiken Möbel verloren gingen. Dafür erstrahlen alle Gemälde und Skulpturen wieder in ihrem ursprünglichen Glanz und die Küche wurde vollständig modernisiert. Auch heute noch strömen die Reisenden in den zweitgrößten Pariser Bahnhof und steuern das Le Train Bleu an.

Wie bitte? Ach ja, richtig! Das Essen.

Le Train Bleu im Jahr 2001 vor der Renovierung

Das Restaurant Le Train Bleu im Jahr 2001 vor seiner großen Renovierung. Foto: Pierre-Franck Colombier/AFP via Getty Images

Was haben all die geschäftigen Pendler und berühmten Stars denn gegessen? Nun, wir wissen, dass Hummerfrikassee auf Salatblättern mit Walnussöl eine Vorspeise ist. Und Lammkeule steht als Empfehlung des Hauses ebenfalls auf der Speisekarte. Vielleicht haben sie das gegessen.

Aber die eigentliche Frage ist, ob sie noch Platz für das Rum Baba mit Vanille und Sirup gekrönt mit fluffiger Schlagsahne hatten. Eines ist jedenfalls sicher: Täglich werden rund 500 Speisen serviert – und das ganz ohne Verspätungen.

Blick ins Le Train Bleu

Täglich werden im Restaurant etwa 500 Gerichte serviert. Foto: Patrick Kovarik/AFP via Getty Images

Mit Material von The Epoch Times. 



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