Nard Kwast: Ein Maler des Goldenen Zeitalters im 21. Jahrhundert

Rembrandt, Vermeer und Rubens gelten als niederländische Meistermaler des Goldenen Zeitalters. Diese nahm sich der Künstler Nard Kwast zum Vorbild – und wurde mit viel Fleiß zu dem begabten Maler, der er heute ist.
Nard Kwast in seinem Atelier
Der Künstler Nard Kwast in seinem Atelier in der Stadt Apeldoorn, Niederlande.Foto: Mit freundlicher Genehmigung von Nard Kwast
Von 9. April 2024

Seit über 25 Jahren malt der niederländische Künstler Nard Kwast mit Leib und Seele wie jene Maler des 17. Jahrhunderts. Seine Leidenschaft für das Goldene Zeitalter der niederländischen Malerei hat sich ausgezahlt. Heute ist er ein landesweit bekannter Experte, der die Kunsttraditionen von Rembrandt oder Vermeer an die nächste Generation weitergibt.

Alles begann, als er etwa acht Jahre alt war. Kwast wuchs auf einem Bauernhof in den nördlichen Niederlanden auf. An den Wochenenden aß die Familie manchmal in einem traditionellen Pfannkuchenhaus, das sich neben einem Schloss aus dem 17. Jahrhundert befand. Jedes Mal fragte er dann seine Eltern: „Können wir das Schloss besichtigen?“

Doch sie waren nicht daran interessiert. Während er sich für die klassischen Künste begeisterte, zog seine Eltern die moderne Kunst an – sein Vater ist Jazzmusiker –, erzählt der Niederländer in einem Interview mit der Epoch Times.

Künstler Nard Kwast

Seit 25 Jahren lernt er, Stillleben und Porträts wie die Meister des 17. Jahrhunderts zu malen. Foto: Mit freundlicher Genehmigung von Nard Kwast

Kwast lacht. Seine Eltern konnten nicht verstehen, warum er ein altes Schloss von innen sehen wollte. Schließlich gaben sie nach. Er erinnert sich noch gut an die fein gearbeiteten Möbel des Schlosses und die schwarz gerahmten Porträts aus dem 17. Jahrhundert. Es erfüllte ihn mit Ehrfurcht, diese Meisterleistungen zu sehen. Und dieses Gefühl ist ihm geblieben und taucht immer noch auf, wenn er solche Werke sieht.

Als er Jahre später im jungen Erwachsenenalter ein belgisches Kunstmuseum besuchte, wusste er, dass es ihm nicht genügte, diese Werke des 17. Jahrhunderts nur anzuschauen. „Ich wollte wie ein alter Meister malen“, sagt er.

„Paulien“ von Nard Kwast

„Nachdem ich lange Zeit mit dunklen und klassischen Farbtönen gearbeitet hatte, wollte ich einmal ein helles und heiteres Porträt schaffen“, erklärt der Künstler. „Paulien“, Öl auf Leinwand, 70 x 50 cm. Foto: Mit freundlicher Genehmigung von Nard Kwast

Das Erlernen altehrwürdiger Maltraditionen

Nard Kwast wollte unbedingt den Malstil der alten Meister erlernen und sich an die altehrwürdigen Farben und Materialien halten, die sie verwendeten. Es erwies sich jedoch als schwierig, einen Lehrer zu finden, der sich mit der authentischen Malerei des 17. Jahrhunderts auskennt.

Er verschlang Bücher und befragte Restaurierungsexperten, die sich mit den Lacken und Techniken der Epoche befassten. Doch die Konservatoren waren eher Experten für die Erhaltung der Materialien als für die technischen Feinheiten der Malerei. So kam es, dass er fast alles selbst entdecken musste.

„Ich dachte: Ich muss die alten Meister studieren, um wirklich ein guter Maler zu werden“, erklärt er. Er vertiefte sich in ihre Werke und experimentierte mit Farben und Materialien, um bestimmte Effekte nachzubilden.

Ein wichtiger Bestandteil der Kunst des 17. Jahrhunderts ist das Erlernen der Lichtmalerei. Foto: Mit freundlicher Genehmigung von Nard Kwast

Später führte ihn ein zufälliges Gespräch in der Stadt Utrecht zu seinem späteren Lehrer. Einmal pro Woche reiste er in ein jahrhundertealtes Utrechter Atelier und lernte, wie man ein Gemälde im Stil des 17. Jahrhunderts anfertigt – von der Herstellung des Bildträgers über die richtige Auswahl der Farbpigmente und Materialien bis zur Fertigstellung des Werks. Sein erstes Werk dieser Art hängt heute im Haus seiner Mutter.

Er schätzt, dass er zehn bis 15 Jahre gebraucht hat, um die Kunsttheorie und -praxis miteinander zu verbinden. Die Beherrschung seiner Kunst und die Vervollkommnung seines Fachwissens sind jedoch eine lebenslange Aufgabe.

Schatten sind nicht schwarz

Typischerweise verwendeten die Künstler des 17. Jahrhunderts lockere Pinselstriche mit dünnen Farbschichten und Lasuren. Das Ergebnis sind Werke, die „transparent, offen und lebendig sind. Und das ist etwas, das man spürt, wenn man vor dem Bild steht“, erklärt Nard Kwast.

„Als ich einen Vermeer malte, hatte ich noch einige Gegenstände des 17. Jahrhunderts in meinem Atelier – auch diesen geliehenen Zinnteller. Die Einfachheit gefällt mir“, so Kwast. „Stillleben mit Weintrauben“, Öl auf Leinen, 40 x 40 cm. Foto: Mit freundlicher Genehmigung von Nard Kwast

Wenn er ein Porträt im Stil des 17. Jahrhunderts von jemandem malt, der direkt vor ihm sitzt, malt er die Lichter auf der Stirn – der hellen Seite des Bildes – und lässt den Rest des Bildes im Schatten. „Ich male nur das Licht“, sagt er. Er erklärt, dass viele Künstler ihre Bilder mit Farbe überladen, aber das ist ein Anfängerfehler. Dies ist auch auf jedem beliebigen Gemälde des 17. Jahrhunderts zu sehen: zum Beispiel bei Vermeer, Frans Hals oder Ferdinand Bol. Dort, wo das Licht einfällt, sind rissige Farbschichten zu sehen.

Wenn man sich den Schatten [im Gemälde] ansieht, hat er eine gewisse Tiefe, und das ist etwas, das mich wirklich fasziniert“, so Kwast.

Ein weiterer Irrglaube ist, dass Schatten schwarz sind. Tatsächlich ist die Farbe eines Schattens aber die Komplementärfarbe eines Objekts – also sein entgegengesetzter Wert auf dem Farbkreis. Als er Porträts aus dem 17. Jahrhundert studierte, sah er graugrüne Schatten. Ebenso bemerkte er bei der Untersuchung von Rubens‘ Menschenbildern gelbe Glanzlichter auf dem rosa, fast violettfarbenen Fleisch und grüne Schatten. Dies passt gut, denn Grün und Rosa (aus dem Farbspektrum Rot) sind Komplementärfarben.

Bei der Nachbildung von Gemälden alter Meister versucht er, den Originalmaterialien treu zu bleiben, was oft maßgeschneiderte Farben und Materialien erfordert. Er hat ein Kuriositätenkabinett voller Hilfsmittel – Öle, Harze, Farbpigmente und Lacke. Einige von ihnen sind giftig wie das Farbpigment „Bleiweiß“, während andere ganz gewöhnlich sind; so etwa Pflanzenharze, die einer Glasur hinzugefügt werden, um einen honigfarbenen Effekt zu erzielen.

Der Malutensilienschrank von Nard Kwast

Der Malschrank von Nard Kwast ist voll mit sorgfältig ausgewählten Utensilien, die typisch für das 17. Jahrhundert sind, darunter Zinnoberrot, Bleiweiß und Lapislazuli. Foto: Mit freundlicher Genehmigung von Nard Kwast

Für seine Nachbildung von Rembrandts „Jakob segnet seine Enkel“ bearbeitet Kwast beispielsweise den Malgrund aus Leinen mit feinen Schichten von selbst hergestelltem Tierleim. Außerdem stellte er einen Firnis für das fertige Werk her.

„Der Jakobssegen“ von Nard Kwast

„Nachdem ich ein Wochenende das Original in Kassel studiert hatte, habe ich mit dieser Nachbildung begonnen und ein Jahr lang daran gearbeitet“, so Kwast. „Der Jakobssegen“, Nachbildung von Rembrandt, Öl auf Leinwand, 173 x 209 cm. Foto: Mit freundlicher Genehmigung von Nard Kwast

Vom Amateur zum Profi

Nach jahrzehntelanger harter Arbeit ist er dankbar für die Anerkennung, die er sowohl national als auch international erhält. Sein jüngster Sohn ermutigte ihn 2019 bei „Projekt Rembrandt“ teilzunehmen, einer niederländischen Fernsehshow, die den besten Amateurkünstler der Niederlande sucht.

Die Jury war von Nard Kwast begeistert und wählte ihn zusammen mit neun weiteren Kandidaten aus. Für ihn war dieses Format eine tolle Gelegenheit, sein Können zu zeigen. Doch in jeder Woche seiner Teilnahme dachte er, dass es seine letzte sein würde – aber er schaffte es bis ins Finale der ersten Staffel.

Dank seines Erfolges verschaffte ihm die Fernsehserie weitere Aufträge. Außerdem gewann er an Selbstvertrauen und gab seinen gewöhnlichen Beruf auf, um Vollzeit als professioneller Künstler zu arbeiten. Weiterer Ruhm folgte.

Im Jahr 2021 gehörte er zu dem Team, das Rembrandts „Die Nachtwache“ im Rijksmuseum für die niederländische Fernsehserie „Das Geheimnis des Meisters“ rekonstruierte. Unter Leitung der Malerin und Forscherin Lisa Wiersma stellten sie das komplette Originalwerk nach. Das Gemälde des Rijksmuseums war im 18. Jahrhundert beschnitten worden, um in einen kleineren Raum im Amsterdamer Rathaus zu passen.

2021 schloss sich Nard Kwast einem Expertenteam an, um das Originalgemälde „Die Nachtwache“ von Rembrandt zu rekonstruieren. Foto: Mit freundlicher Genehmigung von Nard Kwast

Letztes Jahr war er wieder auf den niederländischen Fernsehbildschirmen zu sehen. In der Sendung „Der neue Vermeer“ wurden Künstler aufgefordert, die verlorenen Werke von Jan Vermeer, die nur durch kurze Beschreibungen bekannt sind, nachzustellen. In jeder Folge wurden die Künstler in Amateur- und Profikategorien eingeteilt. Nard Kwast trat in der ersten Folge als professioneller Künstler an.

Für die Erschaffung seines Werkes mietete er extra ein Schloss, das ihm gute Lichtverhältnisse bot. Die Ein-Satz-Beschreibung des Gemäldes lautete: „Ein vornehmer Herr wäscht sich in einem Nebenzimmer die Hände“. Sein Gemälde gewann und ist nun im Kunstmuseum „Mauritshuis“ in Den Haag zu sehen. Dort sind auch viele Meisterwerke Vermeers ausgestellt, unter anderem das „Mädchen mit dem Perlenohrring“.

„Der Seigneur wäscht sich die Hände“ von Nard Kwast

„Der Seigneur wäscht sich die Hände“ von Nard Kwast. Öl auf Leinwand, 75 x 65 cm. Foto: Mit freundlicher Genehmigung von Nard Kwast

Malen wie ein alter Meister

Erst in diesem Jahr gewann Nard Kwast mit seinem Porträt „Thom“ beim 6. Internationalen NTD-Wettbewerb für Figurenmalerei einen Preis für herausragende Technik. Bei der Ausstellung der Finalisten im Salmagundi Club in New York verglich ein anderer Künstler den Stil des Porträts mit dem des italienischen Meisters Caravaggio. Seine Bemühungen, diese traditionelle Maltechnik des 17. Jahrhunderts zu erlernen, haben sich ausgezahlt. Für ihn ist es eine große Ehre, dafür ausgezeichnet zu werden.

„Thom“ von Nard Kwast

„Ich wollte ein sehr klassisches Porträt von meinem guten Freund Thom malen. Das Motiv mit den Äpfeln wählte Thom“, erzählt Kwast über sein Gemälde. „Thom“, Öl auf Holztafel, 72 x 95 cm. Foto: Mit freundlicher Genehmigung von Nard Kwast

Er arbeitet leidenschaftlich an der Beherrschung seiner Kunst und hofft, noch mehr Stillleben und Porträts im Stil des 17. Jahrhunderts zu malen. Er ist so vertieft in die Höhen und Tiefen des Malprozesses, dass er die Wirkung seiner Kunst oft nicht spürt. Letztes Jahr jedoch schon. Er war im Krankenhaus, und eine der Angestellten erkannte ihn aus dem Fernsehen. Sie erzählte ihm, dass ihre verstorbene Mutter eine Ausstellung seiner Bilder gesehen hatte und zu Tränen gerührt gewesen sei. – Etwas, das auch ihn rührte.

Noch heute erinnert er sich gut an den Tag vor 20 Jahren, als er die Gemälde des 17. Jahrhunderts im belgischen Museum sah und wie sie ihn inspirierten, der altmeisterlichen Tradition entsprechend zu malen.

Inzwischen, über 25 Jahre später, arbeitet er kompetent in diesem Stil und fängt den Geist des Goldenen Zeitalters der niederländischen Malerei ein. Jetzt fragt er sich: „Was will ich der Welt mit meinen Bildern sagen?“ Über ihre technische Brillanz hinaus will er vor allem ergreifende Bilder schaffen.

Noch mehr faszinierende Gemälde finden Sie auf seiner Website www.nardkwast.com.

Dieser Artikel erschien im Original auf theepochtimes.com unter dem Titel „Dutchman Nard Kwast: A 21st-Century Golden Age Painter“. (redaktionelle Bearbeitung kms)



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