Bayreuth: Einzigartiges Barockopernhaus erstrahlt in früherem Glanz
Sechs Jahre und 30 Millionen Euro später präsentiert sich das Markgräfliche Opernhaus in Bayreuth so hell, bunt und opulent wie vor fast 300 Jahren. Der Freistaat Bayern investierte Millionen in ein gigantisches Bau- und Restaurierungsprojekt, das 2012 begann und 2018 abgeschlossen wurde.
Mitten in der Fußgängerzone gelegen, zieht das originale Barocktheater täglich Hunderte Besucher an, die sich von seiner einzigartigen Pracht verzaubern lassen. Von außen mag das Opernhaus recht bescheiden erscheinen, doch nicht in seinem Inneren.
Das Logentheater ist mit seiner goldenen Ausstattung und dem künstlerischen Bühnenbild im extravaganten, klassisch barocken Stil gestaltet. Den Kopf der Bühne ziert das markgräfliche Wappen, das bestens von den gegenüberliegenden Besucherlogen zu sehen ist. Dass dieses Opernhaus heute existiert, ist einer besonderen Frau zu verdanken.
Königliche Eleganz
Es war die Tochter des preußischen Königs, Friederike Sophie Wilhelmine von Preußen – die Schwester Friedrich des Großen –, die den Bau in Auftrag gab und damit gleich mehrere Ziele verfolgte.
So war das zwischen 1745 und 1750 errichtete barocke Theater ein Symbol königlicher Macht, ein gesellschaftlicher Treffpunkt und ein Ort, an dem Wilhelmine von Preußen ihre selbst komponierten Opern aufführen konnte.
Eines der Ziele von Wilhelmine von Brandenburg-Bayreuth war es, ihre spätere Heimat Bayreuth kulturell voranzubringen. Dafür war nur das Beste gut genug.
Mit einer Tiefe von 27 Metern und einer Breite von 25 Metern – und somit 180 Quadratmetern Spielfläche – war die Bühne seinerzeit die größte in Deutschland. Der renommierte italienische Theaterarchitekt Giuseppe Galli da Bibiena entwarf den glockenförmigen Zuschauerraum mit mehrstöckigen Logen. Die hierfür benötigte Holzkonstruktion wurde mit ornamental bemalten Leinwänden verkleidet.
Viele der ursprünglichen Details wie Säulen und Blumenspaliere wurden aus weichem, klassisch in der Holzschnitzkunst verwendetem Lindenholz gefertigt.
Götter, die vom Himmel herabsteigen
Das neue Hofopernhaus sollte alle bestehenden großen öffentlichen Theater bei Weitem übertreffen. 1748 wurde das Gebäude anlässlich der Hochzeit der einzigen Tochter der Markgräfin Wilhelmine eröffnet. Im Rahmen eines aufwendigen Festes kamen Inszenierungen der italienischen Opern „Ezio“ und „Artaserse“ des deutschen Komponisten Johann Adolph Hasse zur Aufführung.
Christine Maget, die aktuelle Leiterin der Schloss- und Gartenverwaltung Bayreuth-Eremitage, erzählt, dass die Oper mit allerlei Attraktionen und überraschenden Effekten ausgestattet war. „Es gab viele Bühnenbilder und Kulissen, Lichtmaschinen, Windmaschinen, Wolkenmaschinen, auch Fallgruben. Es gab Götter, die vom Himmel herabsteigen“, so Maget.
„Und all diese Spezialeffekte, die auf der Bühne stattfanden, waren dazu gedacht, die Adligen zu präsentieren. Mit anderen Worten: Was auf der Bühne geschah, sollte die Personen in der Loge widerspiegeln. Die Inszenierung sollte die Markgrafen verherrlichen.“
Doch das Opernhaus war weit mehr als nur ein Ort der Prestigedarstellung und ein Schauplatz für wichtige königliche Ereignisse. Ein Opernbesuch im 18. Jahrhundert glich dem Besuch einer Feier. Das Publikum aß, unterhielt sich und tanzte – auch während der Aufführung.
Ein einzigartiges Opernhaus
Fast 300 Jahre später ist das Markgräfliche Opernhaus noch immer ein Unikat. Laut UNESCO ist es das einzig vollständig erhaltene Exemplar seiner Art, in dem 500 Zuschauer die barocke höfische Opernkultur und Akustik authentisch miterleben können. Für die Restaurierung des Prachtbaus hat die Bayerische Schlösserverwaltung eingehende kunsthistorische Forschungen betrieben.
Die neu gestaltete Bühnenkulisse, die durch den geöffneten Hauptvorhang und die bühnenbegrenzenden Vorhänge zu sehen ist, kommt dem Erscheinungsbild der originalen Kulisse sehr nahe. Zur Erhaltung der Gebäudestruktur, einschließlich des Dachstuhls, wurden umfassende Sanierungen durchgeführt. Hinzu kamen Maßnahmen, um einen Theaterbesuch gemäß modernen Sicherheitsstandards zu gewährleisten.
„Insbesondere die Schaffung einer stabilen Raumtemperatur war ein wichtiger Beitrag zum Erhalt des gefährdeten Denkmals“, schreibt die UNESCO, die das Barocktheater 2012 in die Liste des Weltkulturerbes aufgenommen hat.
Nach Jahren engagierter Arbeit hob sich der Vorhang im Markgräflichen Opernhaus schließlich unter großem Beifall. Als Hommage zur Eröffnung und Hochzeit von 1748 wurde die „Artaserse“ im Jahr 2018 erneut für das zeitgenössische Publikum aufgeführt.
Wunderschön, ruhig und warm
Auch Touristen, die das bayerische Meisterwerk besuchen, sind immer wieder beeindruckt. „Das ist ein Theater, das Lust auf Oper macht“, kommentiert eine Besucherin.
Ein anderer schreibt: „Wir haben Bilder gesehen, aber jetzt, wo ich hier bin, fällt mir die Kinnlade runter. Es ist wunderschön.“
Und ein interviewter Gast äußert sich zum Ambiente des beliebten deutschen Wahrzeichens: „Die Atmosphäre ist wunderbar – es ist sehr ruhig und einladend.“
Die Spielsaison 2024 im Markgräflichen Opernhaus in Bayreuth beginnt am 1. Mai und wartet mit einer Reihe hochkarätiger Konzerte und Festspiele auf.
Dieser Artikel erschien im Original auf theepochtimes.com unter dem Titel „300-Year-Old Baroque Opera House Stuns After Being Restored to Its Jaw-Dropping Former Glory—Look Inside“. (redaktionelle Bearbeitung kms)
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