Der Berg ruft: Erfinder will Windkraftanlagen ins Gebirge bringen

Die Energiewende ist nicht aufzuhalten – oder doch? In Österreich erschwert das bergige Terrain das Aufstellen von Windkraftanlagen. Der Erfinder Thomas Beiser könnte dafür eine Lösung haben.
Windkraftanlagen
Thomas Beiser mit einem Modell seiner Windkraftanlage in den Seilen.Foto: Thomas Beiser
Von 6. März 2025

In Deutschland gibt es weit mehr Windkraftanlagen als in Österreich. Zwar hat das Alpenland deutlich weniger Einwohner, aber auch pro Kopf gerechnet, ist die Windkraft in Deutschland weitaus stärker ausgebaut. Während hierzulande auf ein Windrad rund 2.741 Menschen kommen, teilen sich in Österreich rechnerisch rund 6.305 Menschen ein Windrad.

Ein einschlägiger Grund für diese verhältnismäßig geringere Anzahl ist das bergige Terrain des Alpenlandes. Dadurch ist es deutlich schwieriger und teurer, einen Turm und die nötigen Zuwege für eine solche Anlage zu errichten. In den bergigen Bundesländern Tirol, Vorarlberg und Salzburg steht deswegen noch keine einzige Windkraftanlage.

Windräder zum Wind bringen

Hier kommt der Ingenieur Thomas Beiser ins Spiel. Mit einer vollkommen neuartigen Konstruktion will er Windkraftanlagen in die Berge bringen – auch wenn dies streng genommen nichts an der Tatsache ändert, dass in den Bergen keine Windräder „stehen“: Anstatt die Turbinen auf einen hohen Mast zu setzen, will er diese an zwei, besser vier Seile hängen, die zwischen benachbarten Bergen gespannt sind.

Beiser war 42 Jahre lang Betriebsleiter beziehungsweise Stellvertreter in einem Seilbahnunternehmen in Österreich. Während dieser Zeit erfand er einige nützliche Konstruktionen, die auch in die Praxis umgesetzt wurden. So etwa den Seitenausstieg bei Förderbändern für Skifahrer, den Finisher – ein Anhängegerät zum Präparieren von Skipisten und heute Standard bei Pistenraupen – sowie die anhebbare Einstiegsfläche bei Seilbahnen.

Mit seiner neuen Erfindung möchte er die Energiewende in Österreich, aber auch in anderen Ländern in Gebirgsregionen voranbringen. Die Idee dazu kam ihm beim Segeln in einem Naturkanal. Im Gespräch mit der Epoch Times schilderte er: „An einem Tag mit sehr wenig Wind war gut erkennbar, wo sich der Wind durchzwängt und wo er ausweicht. Und da kam ich auf die Idee, dass es ideal wäre, wenn man Windkraftanlagen an einem Seil aufgehängt befestigen würde.“

Dadurch sei es möglich, die Anlagen in gute Windpositionen zu bringen, die mit Türmen nicht zu erreichen wären. Dabei begrenzt sich das Einsatzgebiet nicht nur auf Österreich. Laut Beiser gibt es zahlreiche geeignete Bergregionen, etwa in Kroatien.

Ein Modell der Windkraftanlage in den Seilen. Foto: Thomas Beiser

Vor- und Nachteile des Konzepts

Neben neuen Windpositionen, die Windkraftanlagen in Seilen erreichen können, sollen die Seilanlagen zudem mehrere Windkraftanlagen tragen können. Das zeigt Beiser auch mit seinem Modell, an dem drei Turbinen installiert sind.

Als weiteren Vorteil der Seilversion nannte Beiser, dass sie – im Gegensatz zu Mastversionen – nicht zwingend Zufahrtswege benötigen. Doch wie sollen diese Seilanlagen dann montiert und nach Ablauf der Lebenszeit wieder demontiert werden?

„Hier können die Erfahrungen der Seilbahnbauer eingesetzt werden“, erklärte Beiser. „Der schwerste Teil einer Seilbahn ist in der Regel das Seil. Für große [Seilbahn-]Anlagen wird dieses mit einem Schwerfahrzeug so weit transportiert, wie die Zufahrt es zulässt. Dann wird das Seil, welches auf einer großen Trommel angeliefert wird, abgespult und mit Winden über das Gelände gezogen.“

Viele Materialien könnten zudem Hubschrauber anliefern. Bei großen Anlagen wäre der Transport mit einer Materialbahn möglich. Die schweren Teile der Windkraftanlage könnten dann mit einer Winde auf der erstellten Seiltrasse hochgehoben werden.

Laut dem Erfinder wäre das Konzept auch für „zugige, öde Hochhausschluchten geeignet“ – und das selbst in entfernten Ländern wie in Thailand.

Doch Beiser nennt auch einen Nachteil und bestehende Schwierigkeiten seines Konzepts: Bis jetzt habe sich kein Hersteller gefunden, der sich an diese Neuentwicklung herantraut. „Die größten Bedenken sind hier wohl bei den Schwingungen zu finden. Natürlich habe ich mir darüber Gedanken gemacht und Ideen dazu entwickelt. Ich bin zuversichtlich, dieses Problem in den Griff zu bekommen.“

Gegenwind berücksichtigen

Nach der Aussage des Erfinders lohnt sich das Konzept, da der Strombedarf in den Bergregionen hoch ist. Dort „gibt es viele stark besiedelte Gebiete wie Skigebiete. Außerdem treibt die zunehmende Wärme immer mehr Menschen in Bergregionen. Der Strom muss momentan noch weit hergeholt werden“, so Beiser. „Ich sehe es schon als riesigen Erfolg, wenn davon ein Teil mit diesem System abgedeckt werden kann.“

Doch die Windkraft hat neben Befürwortern auch viele Kritiker. Es gibt bisher keine Auswertungen darüber, wie hoch die Akzeptanz gegenüber Windkraftanlagen in den Seilen sein könnte.

Fest steht: Anwohner empfinden die Windturbinen in direkter Nähe oftmals als störend – in Deutschland und in Österreich gleichermaßen. Dort leistet laut Beiser etwa die Partei FPÖ Widerstand gegen diese Form der Stromerzeugung. „Wenn die Bevölkerung in der unmittelbaren Umgebung des betroffenen Standpunktes dies nicht will, ist es auch zu akzeptieren“, so Beiser.

Hierzu hat sich der Ingenieur schon eine mögliche Lösung ausgedacht. „Eine meiner Überlegungen ist es, die Windkraftanlagen nicht bei der Kuppe, sondern in Richtung Tal oder in einen Geländeeinschnitt – soweit es windtechnisch vertretbar ist – zu positionieren.“ Dadurch seien die Anlagen deutlich weniger sichtbar.

Mit weniger Widerstand gegen die Windkraft in den Seilen rechnet Beiser im Ausland und auf anderen Kontinenten. „Es gibt noch viele dünn besiedelte Gebiete auf unserem Planeten, wo die Menschen sich eine Stromversorgung wünschen und brauchen“, sagte der Erfinder. „Die Beeinflussung des Landschaftsbildes stört die Menschen in diesen Regionen nicht. So sehe ich für uns gute Marktchancen.“

Technische Details

Dabei versucht Beiser noch weiter in die Zukunft zu denken, an eine Zeit, in der sein Konzept technisch überholt ist und es bessere alternative Energiesysteme gibt. „Dann ist es mit wenig Aufwand und ohne wesentliche Spuren zu hinterlassen, wieder abbaubar.“ Im Gegensatz zu Windkraftanlagen mit einem Mast ist deutlich weniger Bodenversiegelung zu erwarten, da kein teils Tausende Tonnen schweres Stahlbetonfundament und weniger Zuwege nötig sind.

Der einzige technische Eingriff in die Natur findet durch die Seilanker statt, die die Windkraftanlagen in der Schwebe halten. Ihre Dimensionierung hänge laut Beiser von einer Vielzahl von Faktoren ab und müsse für jede Anlage angepasst werden.

Beiser hat mehrere Skizzen zu seiner Erfindung erstellt. Foto: Thomas Beiser

Schwierige Vermarktung

Beiser betonte, dass er offen für jeden Anlagentyp und nicht auf vertikale Rotoren fixiert ist. Das stehe so auch in der Patentschrift. „Ich habe mit meiner Anmeldung zum Patent viele Jahre gezögert, weil ich mir die Vermarktung nicht einfach vorgestellt habe, muss mir aber eingestehen, dass diese noch schwieriger ist als gedacht.“

Im August 2024 erhielt Beiser seiner Aussage zufolge ein Prio-Patent für sein Konzept. „Für dieses Patent wird vorrecherchiert und nach Bewilligung kann man seine Idee veröffentlichen“, erklärte Beiser. Doch um ein richtiges Patent zu erteilen, hat das Patentamt genau recherchiert, ob es so etwas wirklich noch nie gegeben hat.

„Zu meinem Leidwesen hat sich […] herausgestellt, dass es bereits ähnliche Patente gibt und ich somit meine Idee nicht mehr anmelden kann“, erklärte Beiser. Es gibt noch vier weitere Patente aus Japan (Anmeldung: 2012), den USA (2015), China (2018) und Österreich (2023). Allerdings ist auch noch von keinem dieser Patente eine Umsetzung bekannt.

Beiser will sein Konzept aber verwirklicht sehen. Ein wichtiger Schritt könnte der nur rund vier Wochen junge Kontakt mit der Technischen Universität Wien sein. „Dort zeigt sich ernsthaftes Interesse und sie [die Uni] stellt auch ein Förderprojekt in Aussicht“, sagte der Erfinder. Die TU Wien hat bis zum Zeitpunkt der Veröffentlichung dieses Artikels nicht auf die Anfrage der Epoch Times geantwortet.



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