Weihrauch: Die mystische Substanz und ihre heilenden Kräfte

Weihrauch hat sehr viele positive Eigenschaften und wird seit Urzeiten für verschiedene Zwecke verwendet. Das hat sich bis heute nicht geändert.
Weihrauch
Weihrauch ist das Harz des Boswellia-Baums. Er wird bereits seit Jahrtausenden als Heilmittel und bei Kulthandlungen verwendet. Die moderne Heilkunde erforscht ihn schon seit Jahrzehnten.Foto: Madeleine_Steinbach/iStock
Von 9. Februar 2023

Weihrauch ist ein beliebtes ätherisches Öl. Er wird seit Jahrtausenden für religiöse, medizinische und kosmetische Zwecke verwendet. Weihrauch ist das luftgetrocknete Harz des Boswellia-Baums, auch Weihrauchbaum genannt. Er wächst in Afrika, einem Großteil des Nahen Ostens sowie in Teilen Indiens und Pakistans. 

Bei der Weihrauchgewinnung schneidet man den Stamm des Boswellia-Baums an, wodurch ein klebrig-milchiger Saft austritt. Dieser härtet bei Kontakt mit der Luft aus und wird zu Harz. Das Harz kann wiederum dampfdestilliert werden, wobei ein wohlriechendes ätherisches Öl entsteht.

Wie kostbar Weihrauch ist, zeigt die Bibel: Es war eine der Gaben der drei Weisen aus dem Morgenland. Verwendet werden kann es aber ganzjährig.

Ein Weihrauchbaum im Oman. Foto: iStock

Weihrauch im Laufe der Geschichte

Schon die alten Ägypter setzten Weihrauchharz als Räuchermittel in religiösen Ritualen und als Heilmittel ein. Im Papyrus Ebers, einer medizinischen Papyrusrolle Altägyptens, verfasst um 1500 vor Christus, wird Weihrauchharz bei Halsentzündungen und Asthmaanfällen verschrieben.

Die Ägypter nutzten es auch als Schönheitsmittel: Sie verkohlten und mahlten es zu einem Pulver, um es zum Schminken der Augenränder oder für Tattoos zu verwenden.

Auch im Alten China wurde Weihrauch als Heilmittel eingesetzt. Bereits das erste offizielle Arzneibuch Chinas, „Mingyi Bielu“ (Sammlung von Rezepten berühmter Ärzte), aus dem 6. Jahrhundert führt verschiedene Rezepte mit Weihrauch auf.

Im Mittelalter empfahl der persische Arzt Avicenna (980–1037) in seinem Kanon der Medizin Weihrauch bei Tumoren, Geschwüren und Fieber.

Was religiöse Texte anbelangt, so kommt Weihrauch mehrfach in der Bibel vor, sowohl im Alten als auch im Neuen Testament. Es wurde als eine Opfergabe dargebracht und ist ein Symbol für die Verehrung und Lobpreisung Gottes. Es steht aber auch für die Metapher, was es bedeutet, Schweres auszuhalten, ohne sich zu beschweren.

Weihrauch fand auch vielfältige Verwendung im Alltag: Mit geschmolzenem Weihrauchharz besserte man Töpfe und Gefäße aus, um sie wasserdicht zu machen. Aus der Rinde des Weihrauchbaumes gewann man Farbstoff für Baumwoll- und Lederkleidung.

Weihrauch in der chinesischen Medizin

In der chinesischen Medizin ist Weihrauch als Kraut „Ru Xiang“ bekannt und wird seit Tausenden Jahren medizinisch verwendet. Er hat scharfe, bittere und wärmende Eigenschaften und wirkt speziell auf Leber, Herz und Milz. Weihrauch gehört zu den Kräutern, die das Blut bewegen und den Blutfluss stark anregen.

Nach östlicher Auffassung kann eine „Stagnation“ oder Blockade des Qi (Energie) oder des Blutflusses zu vielen Gesundheitsproblemen führen. Wenn Qi und Blut in unserem Körper frei fließen, ist das System ausgeglichen und wir sind gesund. Wenn dieser Fluss jedoch blockiert ist, treten Probleme auf. So sind Schmerzen ein Symptom für eine Blockade des Qi- oder Blutflusses. Weihrauch wird aufgrund seiner starken blutfördernden Eigenschaften und seiner Fähigkeit, Stagnationen aufzulösen, häufig gegen Schmerzen verschrieben.

Tumore, Zysten und andere Ansammlungen werden in der chinesischen Medizin als Blutansammlungen betrachtet. Man geht davon aus, dass sich die Blockade, wenn sie lange genug unbehandelt bleibt, zu einer Masse oder einem Tumor verdichtet. 

Wegen seiner starken blutfördernden Wirkung wird Ru Xiang zudem zur Behandlung von Tumoren und anderen Ansammlungen eingesetzt. Seine zytotoxischen, tumorhemmenden Wirkungen werden intensiv erforscht [1].

Weihrauch und Krebs

In einer Studie, die in der Fachzeitschrift „BMC Complementary Medicine and Therapies“ erschien, löste das ätherische Weihrauchöl den Zelltod bei menschlichen Bauchspeicheldrüsenkrebszellen aus [2]. Diese Forschungsergebnisse stimmen hoffnungsvoll, denn sie könnten eine natürlichere Alternative zur Chemo- und Strahlentherapie darstellen. Diese Krebsart ist häufig aggressiv; ein Patient hat eine niedrige Heilungs- und Überlebenschance. 

In einem 2016 veröffentlichten Forschungsbericht stellten Forscher fest, dass die Boswelliasäuren des Weihrauchs eine wachstumshemmende Wirkung auf Tumore haben [3]. Sie senken nicht nur die Vermehrung der Tumorzellen bei Leukämie und Glioblastom (Gehirntumor), sondern stimulieren auch den programmierten Zelltod. Außerdem sorgen sie dafür, dass die Tumore die räumliche Anordnung von DNA-Molekülen nicht verändern. 

Vorteile und Verwendungsmöglichkeiten

Weihrauch hat viele verschiedene positive Eigenschaften und ist ein unglaublich vielseitiges Öl [4] mit vielen praktischen Verwendungsmöglichkeiten. Seine wohltuende Wirkung kann auch genutzt werden, indem man einige Tropfen in einen Diffusor oder Vaporisator für ätherische Öle gibt.

Andererseits kann das Öl direkt äußerlich auf die Haut auftragen werden. Man kann aber auch ein Trägeröl verwenden (wie Kokosnuss, Jojoba, Mandel oder Avocado) und einige Tropfen Weihrauch hinzugeben, um Schmerzen oder Entzündungen zu lindern.

Weihrauchöl ist zudem als König der Öle bekannt, weil es jedem System im Körper zugutekommt: 

  • Es tötet Krankheitserreger ab,
  • stärkt das Immunsystem, 
  • hemmt Entzündungen [5],
  • fördert die Verdauung,
  • fördert die Ausscheidung von Harn,
  • löst Schleim und vieles mehr.

Ferner unterstützt Weihrauch die gesunde Zellregeneration und hält bestehende Zellen und Gewebe in einem optimalen Zustand. Diese Eigenschaften kann man sich mit ätherischem Weihrauchöl auch zu Hause zu eigen machen:

Stress

Ein paar Tropfen ätherisches Weihrauchöl in der Badewanne beruhigen das Nervensystem und helfen dabei, sich zu entspannen. Vor dem Schlafengehen verwendet, sorgt Weihrauch für einen erholsamen, gesunden Schlaf. 

Forscher untersuchten diesen Aspekt des Weihrauchs ebenfalls. In einer Studie an Ratten aus dem Jahr 2019 heißt es, dass ätherisches Weihrauchöl den Auswirkungen von Stress entgegenwirken kann [6]. Schlafdefizite würden wirksam gelindert und der Körper vor freien Radikalen geschützt.

Hautkrankheiten

Weihrauch ist bekannt für seine Fähigkeit, Hautkrankheiten zu behandeln und Wunden zu heilen [7]. Er wirkt zudem adstringierend (zusammenziehend) und schützt die Hautzellen. 

Zusätzlich reduziert er Akne und die Größe der Poren, heilt Hautunreinheiten, beugt Falten vor und strafft die Haut auf natürliche Weise. Er hilft auch bei schlaffer Haut. – Dazu sechs Tropfen Weihrauch mit 30 Milliliter Trägeröl mischen und auf die Haut auftragen.

Schmerzen und Wundheilung

Dank seiner sowohl blutfördernden als auch entzündungshemmenden Eigenschaften kann Weihrauchöl Schmerzen lindern.

Ferner stoppt er Blutungen aus Wunden auf der Haut und beschleunigt die Heilung von Schnittwunden, Akne, Insektenstichen und eitrigen Hautentzündungen (Furunkel).

Entzündungen

Die entzündungshemmenden Eigenschaften können laut Forschungsergebnissen insbesondere bei dünnen Knorpeln und schmerzhafte Schwellungen genutzt werden, die mit Osteoarthritis und rheumatoider Arthritis einhergehen [8].

Mundhygiene

Weihrauch beugt Karies, Mundgeruch und oralen Infektionen vor und stärkt das Zahnfleisch. Laut einer Studie aus dem Jahr 2018 besitzt ätherisches Weihrauchöl antimikrobielle Eigenschaften und hat „ein klares Potenzial als natürliches antimikrobielles Mittel“ [9].

Um die Zahngesundheit zu verbessern, kann man einen Tropfen Weihrauchöl in die Zahnpasta geben.

Erkältung und Gesundheit der Atemwege

Weihrauch löst Schleim in Atemwegen und Lunge, befreit sie von Verstopfungen und hilft bei Bronchitis und Corona [10]. Um die Atemwege zu befreien, kann man ein paar Tropfen des ätherischen Öls in einen Diffusor oder Verdampfer geben. 

Das Verdampfen von Weihrauch beseitigt zudem schlechte Gerüche und desinfiziert das Zuhause von Keimen, Bakterien und Viren.

Weihrauch wird seit Jahrtausenden als Heilmittel verwendet. Foto: iStock

Wirkungen und Nebenwirkungen

An dem oben Erwähnten kann man sehen, dass Weihrauch viele gesundheitliche Vorteile hat. Die Tatsache, dass so viele Kulturen ihn seit Jahrhunderten verwenden, ist ein Beweis für seine Heilkraft. 

Weihrauch ist eine tolle Ergänzung für das eigene Zuhause und den Alltag. Er ist auch ein weiteres Beispiel dafür, wie die Natur uns heilen kann – und zwar ganzheitlich Körper, Geist und Seele.

Weihrauch ist jedoch für Kinder und Schwangere nicht geeignet. Bei Personen mit Verdauungsproblemen ist er wegen seiner starken abführenden Wirkung und seiner potenziellen Toxizität mit Vorsicht zu genießen. Aus diesen Gründen ist eine langfristige Anwendung nicht zu empfehlen.

Eine weitere Warnung: Bei der äußeren Anwendung von ätherischen Ölen sollten immer hochwertige, biologische Öle verwendet werden. Sie sind sehr konzentriert, womit ein oder zwei Tropfen eine große Wirkung haben. 

Wer Weihrauch innerlich einnehmen will, sollte ein 100-prozentiges, reines Öl verwenden, das für die innere Anwendung gekennzeichnet ist. Ein Aroma- oder Duftöl ist für die innere Anwendung nicht geeignet. Vor der Einnahme von Weihrauch ist zudem ein Gespräch mit einem Arzt oder Apotheker ratsam.

Über die Autorin

Emma Suttie ist Spezialistin für Akupunktur und Gründerin von „Chinese Medicine Living“ – einer Website, die sich der Vermittlung traditioneller Weisheiten für einen gesunden Lebensstil in der modernen Welt widmet. Sie ist eine Liebhaberin der Natur, der Kampfkünste und einer guten Tasse Tee.

Quellen und Literatur

[1] Khajehdehi et al. (2022); doi.org/10.1002/ptr.7399

[2] Ni et al. (2012); doi.org/10.1186/1472-6882-12-253

[3] Al-Yasiry, Kiczorowska (2016); doi.org/10.5604/17322693.1200553

[4] Csuk, Al-Harrasi (2020): Frankincense: Phytochemistry, Chemistry, Biology, Health Aspects and Production

[5] Efferth, Oesch (2022); doi.org/10.1016/j.semcancer.2020.01.015

[6] Okano et al. (2019); doi.org/10.5650/jos.ess19114

[7] Han et al. (2017); doi.org/10.1016/j.biopen.2017.01.003

[8] Su et al. (2015); doi.org/10.1038/srep13668

[9] Grbić et al. (2018); doi.org/10.1016/j.jep.2018.03.003

[10] Jamshidi et al. (2022); doi.org/10.1007/s10787-022-01037-4

Dieser Artikel erschien im Original auf theepochtimes.com unter dem Titel: The Healing Powers of Frankincense (redaktionelle Bearbeitung as)



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