Flexibel bleiben – mit der alternativen Methode Rolfing

Beweglichkeit wiederherstellen, Schmerzen lindern und den Körper durch physische Manipulation und im Kontext mit der Schwerkraft neu ausrichten. Genau diese Versprechen gibt Rolfing – eine Methode der manuellen Körperarbeit.
Libby Eason, eine zertifizierte Rolferin aus den USA mit über 33 Jahren Erfahrung, verdeutlicht, was mit Rolfing gemeint ist. Sie erzählt als Beispiel von einer Frau, die von hinten von einem betrunkenen Fahrer angefahren wurde.
„Das Muskelgewebe eines Beins wurde beim Zusammenprall von oberhalb des Knöchels bis weit über das Knie abgerissen und war vernarbt“, schrieb Eason in einer E-Mail an Epoch Times.
Ihr Bein reagierte auf die Verletzung, indem es steif wurde. Im Laufe von zehn Rolfing-Sitzungen konnte Eason das Narbengewebe weicher und geschmeidiger machen und die Steifheit lindern. Dadurch konnte die Frau wieder besser gehen.
Was ist Rolfing?
Die Biochemikerin Ida Rolf forschte in den 1930er-Jahren über das Bindegewebe (Faszien) und entwickelte anhand ihrer Forschung die Rolfing-Methode, die ursprünglich Strukturelle Integration (SI) hieß. Im Jahr 1971 gründete sie das Dr. Ida Rolf Institute (DIRI) als gemeinnützige Bildungseinrichtung. Obwohl inzwischen mehrere Schulen strukturelle Integration lehren, bleibt das DIRI die ursprüngliche und einzige Einrichtung, die die Bezeichnung „Rolfing“ verwenden darf.
Im Gegensatz zu Chiropraktikern, die mit Knochen, und Massagetherapeuten, die mit den Muskeln arbeiten, konzentriert sich Rolfing auf das Bindegewebe im gesamten Körper. Laut der Rolferin Libby Eason, die auch Vorstandsvorsitzende des Dr. Ida Rolf Instituts ist, können Rolfer auf diese Weise den Körper so ausrichten, dass er sich besser mit der Schwerkraft anfreunden könne.
„Wie wir wissen, schläft die Schwerkraft nie. Die Häufung sich wiederholender Bewegungen – einschließlich des Sitzens am Computer –, Verletzungen und Stress können dazu führen, dass sich die Faszien verkürzen und die Bewegung der Muskeln einschränken.“
Nach Angaben der Gesellschaft European Rolfing Association verbessert Rolfing die körperliche Funktion, das emotionale Wohlbefinden, die Flexibilität, das Gleichgewicht, die Körperhaltung und das Energieniveau. Die Methode werde häufig von Menschen angewandt, die sich von Verletzungen, Operationen oder einer Schwangerschaft erholen, sowie von Menschen, die mit chronischen Schmerzen zu kämpfen haben, heißt es auf der Website der Gesellschaft.
Interessenten erhalten normalerweise zehn Sitzungen, die sogenannte „10er-Serie“. Jede Sitzung dauert etwa eine Stunde und konzentriere sich auf einen anderen Teil des Körpers oder eine Reihe von „anatomischen Gebieten“, erklärte Patti Selleck, eine weitere zertifizierte Rolferin aus den USA mit mehr als 30 Jahren Erfahrung. Rolf habe jede der zehn Sitzungen mit einem bestimmten Ziel und Zweck konzipiert, um strukturelle Ordnung zu schaffen.
Was sind Faszien?
Rolfing behandelt Faszien, die verklebt oder gestaut sind. Faszien sind ein dreidimensionales Netzwerk aus Bindegewebefasern, die den ganzen Körper durchziehen. Sie bedecken alle Strukturen im Inneren des Körpers – von großen Strukturen wie Muskeln, Organen und Knochen bis hin zu den kleinsten wie Gelenken, Sehnen, Nerven und sogar Zellen.
Die Faszien sind relativ unerforscht. Es ist allerdings bekannt, dass sie winzige Nerven enthalten und als Kommunikationssystem im gesamten Körper dienen. Sie erhalten je nach der Art und Weise, wie wir unseren Körper benutzen, angemessene Spannungsmuster aufrecht.
Es gibt vier verschiedene Arten von Faszien:
- Oberflächliche Faszien: unter der Haut;
- Tiefe Faszien: um Knochen, Muskeln, Sehnen und Blutgefäße;
- Viszerale Faszien: um Körperhöhlen mit ihren Organen;
- Meningeale Faszien: um Nervenfasern und Nervenbündel.
Faszien bilden eine glatte Oberfläche um Gelenke, Organe und Muskeln, damit diese aneinander gleiten und sich ohne Reibung bewegen können. Im gesunden Zustand sind die Faszien entspannt und biegsam, sodass sich der Körper frei bewegen kann.
Traumata, Entzündungen oder Überbeanspruchung können die Faszien jedoch schädigen. Sie ziehen sich dann zusammen und werden weniger beweglich, was zu Schmerzen, verminderter Durchblutung und eingeschränktem Bewegungsumfang führt.
Rolfer sind der Ansicht, dass unsere Lebensweise und die Schwerkraft sich im Laufe der Zeit negativ auf die Faszien auswirken können. Dadurch würden unsere Faszien steif werden, sich verkürzen und verkleben, was zu folgendem führen kann:
- Stress und Verspannungen;
- schlechte Körperhaltung;
- chronische Schmerzen;
- Verknotungen und Narbengewebe;
- eingeschränkte Beweglichkeit;
- Muskelschmerzen und Steifheit;
- Inflexibilität.
Rolfing im Blick der Wissenschaft
Rolfing ist ein bisher wenig erforschtes Feld. Es gibt allerdings einige Untersuchungen zur Wirksamkeit der Methode. Beispielsweise untersuchte eine Studie aus dem Jahr 2022, wie sich Rolfing auf die Flexibilität von Schultern und Hüften auswirkt. Die Forscher sahen sich 23 Jahre medizinischer Aufzeichnungen aus einer Rolfing-Praxis an und analysierten 383 Personen, die jeweils zehn Sitzungen absolviert hatten. Messungen vor und nach der Behandlung zeigten signifikante Verbesserungen der Hüft- und Schulterbeweglichkeit.
In einer kleinen Untersuchung absolvierten 31 Teilnehmer mit Nackenfunktionsstörungen über drei Jahre hinweg zehn Rolfing-Sitzungen. Laut den Ergebnissen hatten die Teilnehmer nach der Behandlung deutlich weniger Schmerzen und konnten ihren aktiven Bewegungsradius vergrößern. Bei älteren Teilnehmern verringerten sich die Schmerzen um 67 Prozent, während sich bei jüngeren Teilnehmern die Fähigkeit, den Nacken zu drehen, um 34 Prozent verbesserte.
Eine andere kleine Studie mit 13 Frauen untersuchte, wie sich zehn Rolfing-Sitzungen auf ihre Faszien auswirkten. Die Ergebnisse zeigten, dass die Durchblutung des Fasziengewebes erheblich anstieg. Gleichzeitig nahm die Muskelsteifheit ab und die Faszienelaszität zu, insbesondere im dominanten Arm.
Es gibt allerdings auch Studien, die keine signifikanten Vorteile von Rolfing feststellen konnten. In einer solchen Studie aus dem Jahr 2015 untersuchten die Forscher, ob die Methode die Beschwerden von 46 Teilnehmern mit unspezifischen chronischen Rückenschmerzen lindern kann. Dafür teilten die Studienautoren die Probanden nach dem Zufallsprinzip in zwei Gruppen ein. Eine Gruppe sollte eine ambulante Rehabilitation mit Rolfing erhalten, während die andere nur eine ambulante Rehabilitation durchlaufen sollte. Das Fazit der Forscher: Rolfing bot keine zusätzliche Schmerzlinderung, verbesserte aber kurzfristig die Beweglichkeit.
Das Problem mit den Untersuchungen zu Rolfing ist, dass die meisten von ihnen nur eine kleine Population umfassten. Deshalb sind weitere Studien in diesem Feld notwendig.
Sicherheit und Kontraindikationen
Rolfing wird grundsätzlich als sicher eingestuft. Die Behandlungen können aber manchmal intensive Empfindungen hervorrufen. Eason stellt allerdings klar, dass unnötige Schmerzen nicht Teil des Verfahrens seien.
„Die Intensität ist erträglich und fühlt sich sogar gut an, wenn sie auf einem Niveau bleibt, bei dem sich der Kunde entspannen kann. Das Tempo und die Arbeit in der angemessenen Tiefe sind für den Kunden angenehm und regen gleichzeitig Veränderungen im Gewebe an“, meinte sie.
Eason weist auch darauf hin, dass Rolfing Autoimmunerkrankungen, die Entzündungen verursachen, wie rheumatoide Arthritis und Lupus, verschlimmern kann. Eine Behandlung kann jedoch möglich sein, wenn der Patient keine Entzündungsschübe hat und seine Erkrankung medizinisch gut behandelt wird. Allerdings sollte jeder, der an einer Autoimmunerkrankung leidet, seinen Arzt konsultieren, bevor er mit Rolfing beginnt, empfiehlt Eason.
Dieser Artikel ersetzt keine medizinische Beratung. Bei Gesundheitsfragen wenden Sie sich bitte an Ihren Arzt oder Apotheker.
Zuerst erschienen auf theepochtimes.com unter dem Titel „Aligning the Body: How Rolfing Transforms Posture and Movement“. (redaktionelle Bearbeitung as)
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